Bundesrat Stenographisches Protokoll 734. Sitzung / Seite 125

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los, wenn jemand schön lebt. Ich habe auch überhaupt kein Problem damit, dass Kol­lege Verzetnitsch von dort eine schöne Aussicht hat, Stephansdom, feine Sachen und so weiter, auch das ist kein Problem.

Aber das Sittenbild ist doch wirklich seit 1991 bekannt, dass einer, der Aufsichtsrats­präsident ist, in demselben Haus sitzt, dessen Kontrollorgan er ist. Und derjenige ... (Bundesrat Konecny: Eigentümer! – Bundesrätin Bachner: Er war nie Aufsichtsrats­präsident, Kollege Himmer!)

Eigentümervertreter! Ich korrigiere mich gerne: Er ist der Eigentümer, er bestimmt den Aufsichtsratspräsidenten, er bestimmt alle Kontrollgremien! Ich habe ihn hier et­was abgewertet, das tut mir Leid. Und entschuldige, liebe Kollegin Roswitha Bachner: Dass er die Eigentümerrolle sehr stark wahrgenommen hat, ist jetzt wohl nachhaltig bewiesen (Bundesrätin Bachner: Das bestreitet ja niemand! Ist ja auch seine Aufga­be!), mit den Garantien, mit ein bisschen Fonds-Gründen und so weiter. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Er hat sich also sehr als Eigentümer gefühlt, das kann man ja sagen; danke für den Hinweis! (Zwischenruf des Bundesrates Bieringer.)

Nachbar an Nachbar wohnt man mit demjenigen, den man als Manager bestellt und dem gegenüber man eigentlich die Eigentümerinteressen vertritt. Aber da versteht man sich gut, der eine tut dem anderen nicht weh, der eine hat eine etwas bessere Gage, und der andere hat eine etwas nettere Wohnung, ein bisschen teilt man sich den Swimmingpool und so weiter.

Dieses Sittenbild war bekannt, und ich weiß, dass es auch einigen in der Sozialdemo­kratie alles andere als angenehm war. Ich möchte hier wirklich nicht pauschal urteilen, indem ich sage: Alle sind so. Ich möchte nur feststellen: Er war über viele Jahre der Präsident der Gewerkschaftsbewegung, und man hat nicht die Konsequenzen gezo­gen, sondern man hat ihn immer wieder mit neuem Vertrauen ausgestattet.

Der Wiener Bürgermeister Häupl, für den ich in einigen Facetten durchaus hohen Re­spekt habe, hat sich bemüßig gefühlt, dazu zu sagen: Dieser Kollege Verzetnitsch – ich bin noch immer beim Thema „Sittenbild“ – müsste eigentlich den Maria-Theresien-Orden bekommen. Ich habe bis jetzt noch nichts darüber gehört, dass die Verleihung schon im Detail geplant wäre; ich glaube, da ist eher wieder der Rückzug angesagt. Aber ich möchte zum Thema „Sittenbild“ nur daran erinnern, dass man zu dem Zeit­punkt, zu dem Verzetnitsch seinen Rücktritt erklärt hat, eigentlich noch in der Phase war, ein bisschen einen Hero aus ihm zu machen. Die ist jetzt vorbei, er ist in der Zwi­schenzeit gekündigt. Wenn ich in diesem Fall die Medien heranziehe – ich lege mich jetzt nicht fest, ob sie gut oder schlecht sind –, dann kann ich sagen: Es war, sofern ich es richtig registriert habe, auf jeden Fall so, dass der Bürgermeister in der Zwischenzeit schon darüber nachgedacht hat, ob man Verzetnitsch nicht aus der Partei ausschlie­ßen sollte.

In dasselbe Sittenbild passt noch etwas – und meinetwegen, wenn wir heute schon da­bei sind: das sage ich jetzt auch aus einer gewissen Empfindlichkeit als ÖVPler her­aus –, und in diesem Zusammenhang möchte ich sagen, dass ich schon seit Monaten und Jahren immer wieder Artikel über den in der Zwischenzeit letztverbliebenen Wirt­schaftsexperten der Sozialdemokratie, Hannes Androsch, lese. (Heiterkeit bei der ÖVP.) Tumpel passt ja nicht mehr so gut in ein Expertenteam, Verzetnitsch, Elsner und so weiter sind sozusagen als Galionsfiguren der Wirtschaftskompetenz abhanden ge­kommen. Jetzt kommt wieder einmal Androsch aus der Mottenkiste heraus; er freut sich immer, wenn er in der Zeitung irgendetwas sagen kann. (Bundesrat Kraml: Der war nie in der „Mottenkiste“!)

Wie gesagt, da möchte ich auch einmal auf das Thema „Sittenbild und Androsch“ Be­zug nehmen. Dieser hat erklärt, er habe nebenbei ein halbes Dutzend Bankpleiten bei


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