Bundesrat Stenographisches Protokoll 734. Sitzung / Seite 126

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der ÖVP so geregelt, dass ÖVP-nahe Bankinstitute nicht Pleite gegangen sind. Es fehlt aber jegliche Information darüber, warum und wieso oder welches Institut das über­haupt gewesen sein soll.

Da Androsch zum Thema „Wirtschaftskompetenz“ so hochgelobt wird: Hat sich irgend­jemand von euch einmal zu Gemüte geführt, was Androsch in den letzten Jahren alles gekauft hat? – Er ist regelmäßig in der Zeitung, weil er immer wieder etwas kauft: Bösendorfer; bei den Klimt-Bildern ist er dabei; bei der Post AG kauft er sich ein paar Prozent. Wenn die VA-Tech Hydro zur Diskussion steht, sagt er: Ja, das ist eigentlich auch nicht uninteressant, da bin ich dabei! Wenn Mateschitz aus Spielberg aussteigt, sagt er: Oh, ich, Androsch, konzipiere da schon ein anderes High-Tech-Konzept! Wenn es um die Montanwerke Brixlegg geht, sagt Androsch: Ja, das ist auch wieder interes­sant! Es würde ihn persönlich reizen. Die marode Augarten-Manufaktur sei eigentlich auch etwas, zu dem man sich etwas überlegen müsste. Vielleicht steigt er dort auch ein. Faserhersteller Lenzing: Androsch überlegt Rettung. Telekom Austria: Na ja, wenn wir eine österreichische Lösung brauchen, kauft es sich eben der Androsch.

Er taucht ständig auf, kauft die ganze Welt, verschwindet wieder und hinterlässt dabei den Eindruck, er hätte wahnsinnig viel Einfluss. Er rettet ununterbrochen irgendein Unternehmen, aber bevor es dazu kommt, ist er eigentlich schon wieder dabei, das nächste Unternehmen zu retten. – Dies zum Thema „Sittenbild“.

Nun möchte ich noch auf das Thema Bezug nehmen, ob es ein Spezifikum ist, dass Manager schlecht sind, dass Manager unverantwortlich handeln, dass Manager schlecht handeln. Da glaube ich generell – und darin gebe ich Konecny Recht –, dass es das überall gibt. Ich glaube, da sind wir uns ja schnell einig: Gute, Schlechte, Blöde, sehr Blöde und so weiter, die gibt es überall. Aber man muss ganz klar sagen: Bei einem Unternehmen ist es eine sehr wichtige Frage: Wer ist der Eigentümer, und wie vertritt der Eigentümer seine Rechte?

Wenn der Eigentümer eine Person ist, zum Beispiel der immer wieder zitierte Franky Stronach oder irgendeiner, der einmal viel Geld gehabt hat, weil er irgendwann etwas gut gemacht hat, und dann das Geld „verbläst“, hat er es eben „verblasen“; es ist ja auch sein Geld. Das ist aber in diesem spezifischen Fall schon etwas anderes, weil hier all die Gelder, die entstanden sind, aus den vielen, vielen Beiträgen der kleinen Gewerkschaftsmitglieder entstanden sind, die in eine Solidargemeinschaft eingezahlt haben, um gemeinsam vertreten zu werden.

Dann wird man Präsident, auf einmal hat man Hunderte Millionen und eine ganze Bank: super!, man hat einen Überblick, auch wohnungsmäßig (Heiterkeit bei der ÖVP), und ist super unterwegs. Wenn man schon in dieser Liga mitspielt, dass man sagt, im Prinzip ist man in erster Linie gar nicht mehr der oberste Arbeitervertreter, sondern eigentlich gehört man zur Hautevolee dazu, weil man sogar eine Bank hat, dann finde ich das auch noch nicht schlecht. Aber dann müsste man die Kompetenz haben, die richtigen Personen auszusuchen!

Diese Verantwortung hat Verzetnitsch – oder wer auch immer – verliehen bekommen durch die Wahl der vielen Gewerkschaftsmitglieder, und das Vermögen, das er dort verwaltete, war ja nicht sein Vermögen. Er hatte die Verantwortung: Wen mache ich zum Manager? Wer kommt in den Aufsichtsrat? Wer ist der Aufsichtsratspräsident? Wer sind die Aufsichtsratsmitglieder? In der Folge: Wer wird Generaldirektor? Wer kon­trolliert den Generaldirektor? Wer kontrolliert den gesamten Vorstand?

Das alles sind Entscheidungen und Funktionen, die eine hohe Qualität erfordern. In solchen Fragen ist es eben nicht ausreichend, dass wir alle Haberer sind. Ich persön­lich bin der Meinung, dass es gar nicht schlecht ist, wenn sich die Menschen im Leben verstehen. Dass mitunter Leute, die miteinander arbeiten, auch Haberer sind, dem ge-


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