derkonferenzen von Linz und Salzburg wurde am 17. Oktober 1919 vereinbart, die Republik Österreich als Bundesstaat einzurichten.
Wir haben daher nicht nur eine große föderale Tradition, sondern wir haben die föderalen Strukturen auch selbst gewählt. Wir sind damals einen Weg gegangen, der heute in vielen anderen europäischen Ländern ebenfalls diskutiert und gegangen wird. Zu Recht hat Herr Präsident Kneifel darauf hingewiesen, dass es die Länder, und zwar zwei Mal, waren, die durch freiwilligen Zusammenschluss die Republik Österreich letztlich gegründet haben. Das noch einmal zu unterstreichen bin ich in diesem Hause auch meinem Rechtslehrer an der Universität Linz, Professor Schambeck, schuldig, der diesem Hause nicht unbekannt ist.
Meine Damen und Herren! Dass der Föderalismus in Europa zu immer mehr Ansehen kommt, hängt auch mit jener Entwicklung zusammen, die die Welt in den letzten Jahren genommen hat. Wir waren und sind inmitten einer großen Globalisierung. Das Leben der Menschen wird heute mehr denn je von internationaler Vernetzung geprägt. Und gerade in diesen Jahren der zunehmenden Globalisierung, in denen von jedem von uns Weltoffenheit gefordert wird, wird gleichzeitig ein anderes Bedürfnis der Menschen deutlich spürbar: der Wunsch nach Verwurzelung, nach Beheimatung, nach Identität.
Das Bedürfnis der Verwurzelung als Gegenprogramm zur
Globalisierung bedeutet aber auch, dass das Interesse der Menschen für
ihren eigenen Lebensraum, für ihre Region wieder steigt und dass
möglichst viele Entscheidungen
auch auf der regionalen Ebene getroffen werden müssen.
Wir brauchen daher
den Föderalismus, um bei den Bürgern Akzeptanz für die Politik
zu schaffen. Entscheidungen, die auf die Ebene von Gemeinden und Ländern
heruntergebrochen werden, werden eher verstanden und auch eher akzeptiert
als Entscheidungen zentraler Instanzen. Föderalismus und
Subsidiarität sind damit ein wirkungsvolles Mittel gegen
Politikverdrossenheit unserer Zeitgenossen.
Globalisierung und
gemeinsamer europäischer Markt bringen aber noch ein weiteres
Phänomen mit sich: Wirtschaftsräume werden vergleichbarer und treten
zueinander in Konkurrenz. Der dienstälteste Regierungschef Europas,
Jean-Claude Juncker, der Luxemburger Premierminister, hat bereits Ende der
neunziger Jahre darauf hingewiesen, dass der wirtschaftliche Wettbewerb im
21. Jahrhundert in erster Linie ein Wettbewerb der Regionen Europas sein
wird.
Für diesen
Wettbewerb haben jene Regionen die besseren Voraussetzungen, die möglichst
große Spielräume zur Attraktivierung des eigenen
Wirtschaftsstandortes haben. Es wäre nämlich ein fataler Irrtum zu
glauben, jede eigenständige Wirtschaftspolitik würde sich
aufhören, weil durch den Euro die nationale Geldpolitik nicht mehr
existent ist, weil die Spielräume bei der Fiskalpolitik durch
Maßnahmen wie etwa den Stabilitätspakt immer kleiner
werden. Darauf eine klare Antwort: Dann hört Wirtschaftspolitik nicht auf,
sondern dann fängt sie erst an und wird umso wichtiger!
Wirtschaftspolitik
wird – wie bereits in den letzten Jahren auch –
künftig in erster Linie Standortpolitik sein. Wir müssen alles tun,
um die Qualität des eigenen regionalen Wirtschaftsraumes zu verbessern.
Dafür sind viele kleine Schritte notwendig, und sie sind auch
möglich.
Wir in Oberösterreich gehen diesen Weg bereits seit vielen Jahren. Gleichzeitig ist uns aber auch bewusst, dass man diese Aufgabe nie endgültig erledigen kann, dass das ein Dauerprozess ist. Die Standortpolitik – ich meine hier insbesondere die umfassende Infrastruktur, vom Verkehrsbereich bis zur Bildungslandschaft, bis zu Forschung und Entwicklung – muss laufend weiter optimiert werden.
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