Bundesrat Stenographisches Protokoll 738. Sitzung / Seite 23

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Nun soll überhaupt von niemandem von unserer Seite in Zweifel gezogen werden, dass der Eurofighter das modernere, leistungsfähigere, stärkere Flugzeug ist. Wenn ich daran denke, mir ein neues Auto zu kaufen, dann schaue ich mir im Katalog an, welche Mittelklassefahrzeuge es gibt. (Bundesrat Mag. Himmer: Welches Auto fahren Sie?) – Ich fahre einen SAAB 6. Wo Sie den einstufen, überlasse ich Ihnen. (Ruf: Ein Luxusauto!) Nebbich – gestatten Sie den altgermanischen Ausdruck –, also wirklich nebbich. (Bundesrat Mag. Himmer: Jetzt kennen wir die SAAB-Connection! – Heiter­keit bei ÖVP und SPÖ. – Bundesrat Gruber: Der Zwischenruf war wenigstens witzig!)

Das Zweite, was ich dazu sagen wollte: Niemand von den hier anwesenden Befür­wortern dieser Entschließung denkt im Geringsten daran, von uns aus eine Typenentscheidung vorzuschlagen. Darum kann es in der politischen Auseinander­setzung tatsächlich nicht gehen. Aber wenn ich sozusagen einen Mittelklassewagen ausschriebe, dann erfüllt ein Rolls-Royce mit Sicherheit alle Ausschreibungskriterien, er übererfüllt sie. (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kühnel.) – Herr Kollege, ich will mich nicht mit Ihnen auf einem technischen Gebiet duellieren, von dem wir beide nichts verstehen. (Heiterkeit und Beifall bei der SPÖ.)

Natürlich übererfüllt der Eurofighter die Muss-Kriterien, die vorgeschrieben waren, aber der Gripen erfüllt sie auch, und nach den ursprünglichen Angeboten, wenn sie uns richtig mitgeteilt wurden, war der Unterschied ungefähr 700 Millionen €. Wenn ich mir nur einen Mittelklassewagen leisten kann, dann bestelle ich keinen Rolls-Royce. Die Republik hat sich offensichtlich für den Rolls-Royce entschieden.

Da gab es eine Bewertungskommission, und die hat die finanziellen Aspekte sehr stark in den Mittelpunkt gerückt. Diese haben den Bestbieter Eurofighter in einer Konstruk­tion nach vorne gebracht, nämlich dann, wenn man neun Jahre hindurch halbjährlich Raten zahlt. Bei jedem anderen Zahlungsmodell war der Gripen vorne. Daraufhin gab es eine Entscheidung zugunsten des Eurofighter.

Aber das war ja nicht das Ende der Geschichte. Was dann kam, war ein originelles Katastrophenszenario im Verteidigungsministerium, weil Herr Minister Scheibner ganz offensichtlich den Gripen wollte und – das war eine der interessanten Erkenntnisse dieses Ausschusses – seine führenden Generäle ihn offenbar irgendwie getröstet und gesagt haben: Herr Minister, ist ja kein Problem, wir unterschreiben alle einen Einsichtsvermerk, dass man im Gegensatz zu diesem ermittelten Bestbieter den Gripen kaufen soll, weil er gleich gut und billiger ist.

Das haben sie auch alle getan, und gestützt auf diesen so genannten Einsichtsvermerk hat der Herr Bundesminister am 25. Juni 2002 in der Ministerratsvorbesprechung eine Vorlage eingebracht, dass 24 Gripen gekauft werden sollen.

Da hat sich dann ein Mann zu Wort gemeldet, der zwar auf der einen Seite die ganze Zeit hindurch die EADS-Spitzenmanager getroffen hat, aber in der Öffentlichkeit immer gesagt hat, er sei gegen jede Abfangjägerbeschaffung – da hat er sich auch nicht um die Neutralität gekümmert –, das ist der damalige und heutige Finanzminister Grasser. Was er inzwischen gewechselt hat ist die Bekleidungsfirma und die Partei.

Er hat eine Woche lang mit Herrn Minister Scheibner politische Gespräche geführt. Dabei hat er ihn offenbar überzeugt. Mit welchem Argument, das haben wir nicht erfahren, unter anderem deshalb, weil Herr Scheibner nicht da war.

Die moderne Textverarbeitung macht es möglich: Eine Woche später ist derselbe Ministerratsvortrag noch einmal eingebracht worden. Es waren nur zwei Worte ausgetauscht: „SAAB“ gegen „EADS“ und „Gripen“ gegen „Eurofighter“. Wie gesagt, die Textverarbeitung macht es möglich. Der Rechnungshof hat einigermaßen verblüfft


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