Bundesrat Stenographisches Protokoll 738. Sitzung / Seite 38

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Wort gemeldet und Sie können das alles sicherlich bestens erklären! (Bundesrat Bieringer: Ich habe mich doch nicht getäuscht über Sie! Das gibt es ja nicht!)

Meine Damen und Herren! Es sind elf Tage Zeit, bis in Österreich ein Nationalrat neu zu wählen ist, wo sich verschiedene Dinge klären und manche Nebel lichten werden und wo auch manche Zäsuren stattfinden werden. Ich bin froh, dass wir elf Tage vor einer wichtigen Wahl hier im Bundesrat über diesen Eurofighter-Skandal noch einmal breit diskutieren können. (Zwischenruf des Bundesrates Dr. Kühnel.) Nicht nur deswegen – hören Sie zu oder kommen Sie nachher heraus! (Bundesrat Schennach: Er war schon draußen! – Bundesrat Dr. Kühnel: Vielleicht komme ich nachher noch einmal heraus!) –, weil es sich um den größten Beschaffungsvorgang der Zweiten Republik handelt, sondern weil sich um diesen Beschaffungsvorgang eine derartige Vielzahl von Gerüchten rankt und die Leichen, die hier im Keller offensichtlich versteckt sind, mit derart viel Bestemm weiter versteckt werden sollen, dass man ja nicht kontrollieren kann, dass man ja nicht prüfen darf und dass man ja auf den Faktor Zeit setzen kann, dass dieser Deal noch irgendwie über die Bühne zu bringen ist.

Auf den ersten Blick schaut es so aus, als ob es ein veritabler ÖVP-Skandal ist. (Ironische Heiterkeit bei der ÖVP.) Und ich behaupte hier auch, dass ein Großteil – ich sage einmal, ohne das näher ausformulieren zu wollen – der Gratifikationen in das ÖVP-Umfeld geflossen sind. (Bundesrat Bieringer: Na bravo!)

Ich möchte jetzt einmal die „Kronen Zeitung“ zitieren: Gerade das Waffengeschäft gehört zu den schmutzigsten Branchen, wo Provisionen fließen und politischer Druck gemacht wird.

Jetzt komme ich zu den Grünen und den Roten. Der Herr Pilz sagt richtig, dass die übliche Provision in diesem Bereich im Ausmaß von 3 Prozent anzusiedeln ist. In Summe wäre also die Provisionsmasse, die zu verteilen gewesen wäre und vielleicht auch verteilt wurde, um die 50 Millionen € anzusiedeln. Und Caspar Einem von der sozialdemokratischen Fraktion spricht davon, dass kein Geschäft derart hochgradig korruptionsanfällig ist wie das Waffengeschäft.

Jetzt stelle ich folgende Frage: Angesichts dessen, dass hier ein ÖVP-Skandal ante portas stehen könnte, wer ist eigentlich der größte Profiteur des Eurofighter-Ge­schäftes? – Diese Frage ist an die sozialdemokratische Fraktion gerichtet. Zur Auflockerung könnte man vielleicht ein kleines Quiz machen: Wer ist der größte Profiteur des Eurofighter-Deals? – Das „FORMAT“ hat das ermittelt.

Es handelt sich um niemand Geringeren als Hannes Androsch – in den Reihen der Sozialdemokratie sicherlich kein Unbekannter; einst ein Vertreter des „kleinen Mannes“, heute Großindustrieller –, weil nämlich laut „FORMAT“ sein auf den Bau von Flugzeugkomponenten spezialisiertes Unternehmen Fischer Advanced Composite Components (FACC) im oberösterreichischen Ried einen 400-Millionen-Auftrag erhalten hat. Die FACC (Jahresumsatz: 105 Millionen €) wird für das EADS-Unter­nehmen Airbus beim Bau des neuen Airbus A 380 die Landeklappen­träger­verkleidungen liefern. – Ein schöner Schnitt, den der Herr Androsch da gemacht hat.

Von „FORMAT“ darauf befragt, sagte er: „Von Sentimentalitäten allein kann man sich heute nichts mehr kaufen.“

Dieselbe Antwort hätte vom Herrn Elsner oder auch vom Herrn Flöttl kommen können.

Das ist doch gewissermaßen ein Sittenbild, das sich da in den Reihen der Sozial­demokraten zeigt – wo es sehr viel Anständige gibt, aber auf der anderen Seite auch eine Gruppe von Luxuslinken, die ohne Scham zugreifen, wo man zugreifen kann.

Jetzt geht es wieder in Richtung ÖVP.

 


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