Bundesrat Stenographisches Protokoll 738. Sitzung / Seite 43

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Vielmehr habe ich den Eindruck, dass es hier nicht um die Sache geht, dass es nicht um die Luftraumüberwachung geht, sondern dass es natürlich gerade kurz vor dem 1. Oktober 2006 um das Wechseln von politischem Kleingeld geht.

Lassen Sie mich ganz kurz auf die Situation eingehen, denn ich bin der Meinung, dass man doch versuchen sollte, hier einen entsprechenden Grundkonsens zu erreichen.

Ich gebe zu und bin froh darüber, dass es uns bei der Bundesheerreformkommission gelungen ist, einen breiten Konsens zu erreichen – aber zum Bundesheer, zur Landesverteidigung gehört natürlich auch die Sicherheit in der Luft!

Ich möchte hier schon Folgendes klar feststellen: Gerade die SPÖ war immer auf der Linie, dass wir Luftraumüberwachungsflugzeuge brauchen. Ich vernehme aber Meinun­gen, zum Beispiel vom SPÖ-Klubobmann Cap, die da lauten: Neutralität heißt nicht, dass wir Luftraumüberwachungsflugzeuge brauchen! – Ich werde noch etwas später darauf eingehen.

Ich habe mir einige Meinungen angeschaut, zum Beispiel jene von Bundeskanzler Bruno Kreisky, und dieser sagte am 23. Juni 1980 Folgendes – ich zitiere –:

„Zur Erfüllung dieser luftpolizeilichen Aufgaben benötigt Österreich eine begrenzte Zahl von Abfangjägern. Wir würden andernfalls nicht in der Lage sein, im Luftraum unsere Hoheitsrechte wahrzunehmen, uns damit dem Vorwurf der Missachtung der sich aus der Neutralität ergebenden Pflichten aussetzen und deren Glaubwürdigkeit gefährden. Der beabsichtigte Ankauf von Abfangjägern ist daher ein weiterer konsequenter Schritt auf dem Wege der von Österreich verfolgten Sicherheitspolitik, welcher einzig und allein darauf ausgerichtet ist, unserem Land Frieden und Freiheit zu bewahren.“

Ich habe hier auch die Meinung von Sinowatz – ich möchte nicht alles vorlesen, das würde den Rahmen hier sprengen –, der ganz klar und eindeutig auf die Frage: Abfangjäger: ja oder nein? gesagt hat:

„Das ist ein klares Ja, weil wir dazu verpflichtet sind.“ – Zitat Sinowatz vom 26. Sep­tember 1984.

Ebenso hat Vranitzky klar und eindeutig bei einer Nationalratssitzung am 28. Jän­ner 1987 darauf hingewiesen, dass wir die Raumverteidigung nicht nur auf dem Land, sondern auch in der Luft benötigen.

Bundeskanzler Klima hat auf die Frage: Wie wird es im Zusammenhang mit dem SAAB-Draken weitergehen? gesagt – das ist seine Aussage vom 9. März 1998 –: Es wird in der nächsten Legislaturperiode in der Frage der Abfangjäger zu einer Lösung kommen.“

Freilich wäre ich froh, wenn man das damals rechtzeitig gemacht hätte. Dann hätten wir keine Zwischenlösung benötigt.

Man muss natürlich die Geschichte etwas kennen, und da möchte ich auch die Meinung von SPÖ-Wehrsprecher Gaál bringen, den ich durchaus schätze und der auch sehr vernünftige Gedanken zum Bereich der Luftraumüberwachung hat. Dieser hat in einem APA-Interview am 22. Juli 1999 Folgendes gesagt:

„Bei der anstehenden Großbeschaffung der Nachfolger für die Draken-Abfangjäger setzt Gaál persönlich auf neue Maschinen aus westlicher – nicht russischer –Produktion. Gaál bekannte sich als Befürworter der Beschaffung neuer Luftraum­überwachungs-Maschinen. Die Entscheidung erwarte er im Herbst oder spätestens im kommenden Frühjahr. Daß mit all diesen Vorgaben die Wahlmöglichkeit bei der Typenentscheidung stark eingeschränkt werde, ließ Gaál nicht gelten. Diese Ent­scheidung sei Sache der Fachleute, nicht der Politik.“

 


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