BundesratStenographisches Protokoll741. Sitzung / Seite 47

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Aber ich denke, das ist nicht alles. Es gibt einen ganz wesentlichen Faktor, den wir sehr oft vergessen, und dieser Faktor ist letztendlich die Zeit: Zeit zu schaffen für die Patientinnen und Patienten, Zeit zu schaffen für den Arzt, dass er hingeht zu diesem Patienten und mit ihm auch entsprechend kommunizieren kann, Zeit für die Kranken­schwester, neben ihrer professionellen Pflege einfach auch die Hand hinzuhalten und den Menschen, den Patienten eine Hilfestellung in schwierigen Situationen zu geben, Zeit für alle in diesem System Tätigen, letztendlich für die Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt zu agieren.

Ich glaube, dass wir vor allem im administrativen Bereich, im Verwaltungsbereich, diesen sehr oft zum Selbstzweck machen. Sie wissen, die Medizinerinnen und Mediziner, die Schwestern, die Pfleger klagen sehr oft über zunehmenden Verwal­tungs- und Administrationsaufwand. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass eine hohe Berechtigung besteht, darüber zu klagen; daher darf diese Administration nicht Selbstzweck sein, sondern es muss Verwaltung, Bürokratie und Abrechnungswesen ein Hilfsmittel sein, um die Aufgaben, die uns im Gesundheitswesen vorgegeben sind, zu erfüllen.

Da komme ich zu meinem zweiten Bereich, den wir verstärkt umsetzen, implemen­tieren und aufbauen müssen: Das ist der Bereich der E-Health, der ganze Bereich der Telekommunikations- und Informationstechnologie im Krankenhaus. Ich glaube, dass das ein Bereich ist, in dem wir in Österreich weltweit ganz weit vorne stehen. Daher werden wir uns und werde ich mich auch in Zukunft sehr bemühen, dass wir zügig daran arbeiten, die Potentiale, die dieser Informations- und Telekommunikations­technologiebereich bietet, auch zum Nutzen der Patienten und zur Entlastung der Ärztinnen und Ärzte voranzutreiben. Es gilt hier auch, die e-card entsprechend weiter voranzutreiben und die Potentiale, die sich hier bieten, vollständig zu nutzen.

Neben dem Spital – und ich bin sehr froh darüber, dass diese Gesundheitsreform die Möglichkeit bietet, zunehmend den Spitalsbereich und den niedergelassenen Bereich zusammenzuführen – wird in diesem niedergelassenen Bereich der Hausarzt immer wichtiger. Das ist der dritte Bereich, den ich mir vorgenommen habe: die wohnortnahe Betreuung der Patientinnen und Patienten bei steigenden demographischen Zahlen, entsprechend dem verständlichen Wunsch der Patientinnen und Patienten, zu Hause eine Betreuung bekommen zu können, und bei einer immer unübersichtlicher werdenden Krankenhausstruktur, sodass sie manchmal einfach einen Lotsen brauchen, jemanden, der sie durch dieses Gesundheitssystem führt.

Ich sehe den Hausarzt als diesen Lotsen, als Mediator, aber auch als jenen, der in der Prävention tätig ist, der entsprechende Aufklärung und Hilfestellung gibt. Dafür brauchen wir ein klares Profil – das müssen wir definieren –, und dafür brauchen wir vor allem eines: eine entsprechende Ausbildung. Die Ärztinnen und Ärzte Österreichs sind hervorragend ausgebildet, nur glaube ich, dass hier noch viele Randgebiete zusätzlich hinzukommen müssen, damit sie die Aufgaben, die wir erwarten, in Zukunft auch vollständig erfüllen können.

Ein besonderer Schwerpunkt – wie sollte es anders sein! – ist natürlich sowohl aus volkswirtschaftlichen Gründen als auch von meiner tiefsten Überzeugung als Ärztin her der gesamte Bereich der Gesundheitsförderung und der Prävention. Wir alle wissen, dass wir älter werden, und wir alle wollen gesund älter werden. Dazu, glaube ich, gehört es auch, dass wir rechtzeitig eine Selbstbestimmung über unsere Gesundheit lernen, dass wir lernen, mit unserem Körper umzugehen, und auch umsichtig mit ihm umgehen.

Hier ist es so, dass ich natürlich vor allem – wie meine Vorgängerin – den Nicht­raucherschutz in den Vordergrund stelle, der eine sehr wichtige Rolle spielt. Ich darf


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