BundesratStenographisches Protokoll741. Sitzung / Seite 63

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durchaus in Zweifel zieht, aber das ist ja legitim. Daraus lässt sich ein ganzes Buch machen. Fakt ist jedoch – und ich glaube, das ist unbestritten –: Wir leben in einer Wissensgesellschaft, und daher ist es nicht nur billig, sondern auch recht und sinnvoll und notwendig, dass hiefür wieder ein eigenes Ministerium geschaffen wurde, wo wir uns mit voller Intensität den Fragen der Wissenschaft und der Forschung hingeben, widmen und das mit aller Leidenschaft betreiben können.

Nur, damit Sie alle eine Vorstellung haben: Wir reden hier von 21 Universitäten, 17 Fachhochschul-Standorten und insgesamt 250 000 Studierenden, die diese Ein­richtungen besuchen, und fast 10 000 Lehrenden. Das ist also kein kleiner Haufen, sondern das sind sehr viele.

Wer schon auf einer Universität war und sich noch daran erinnert, weiß, dass das durchaus auch vom Anspruch her eine komplexe Einrichtung ist, die den Diskurs einfordert, und diesen Diskurs wollen wir auch leben. Daher muss man sich da auch im vollen Umfang darauf konzentrieren.

Damit bin ich sozusagen bei den zwei großen Blöcken, der Universität, der Wissen­schaft auf der einen Seite und der Forschung auf der anderen Seite.

Aus der konkreten aktuellen Diskussion: Wir hatten diese Woche die Präsentation eines sehr umfangreichen Werkes der Rektorenkonferenz – das ist ja naheliegend –, 600 Seiten. Wir arbeiten an der Durcharbeitung. Präsentiert wurden Überlegungen hinsichtlich Zugangsbeschränkungen zu den Universitäten. Diese Diskussion ist zu führen, zumal bestimmte gesetzliche Bestimmungen mit Jahresende auslaufen. Ich sage aber gleich dazu, dass es meine Politik ist, nach Tunlichkeit den aktuellen Zugang, nämlich einen freien Zugang zu den Universitäten, zu erhalten und dass wir alles dazu tun müssen, diesen Zustand auch in Zukunft sicherzustellen.

Unser Ziel muss es sein, allen jungen Menschen, die Interesse haben, die an die Universität gehen wollen, diese Möglichkeit einzuräumen, und da darf es keine finanziellen, sozialen oder sonstigen Behinderungen geben. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und den Grünen.)

Da sind wir gefordert – ich bin da mit meiner Kollegin Schmied eines Sinnes, wir haben diesbezüglich schon erste Gespräche geführt, dass es ganz wichtig ist, die Informationsarbeit an den höheren Schulen, an den Gymnasien, an den HTLs et cetera enorm zu verbessern, wenn es darum geht, aufzuklären, was künftige Studenten an den Unis erwartet, wenn sie sich überlegen, bestimmte Studienfächer oder Studienrichtungen auszuwählen, denn ein Gutteil der Drop-out-Quote speziell am Beginn der Studien hängt damit zusammen, dass Leute an die Uni gehen, Fächer belegen und völlig falsche Vorstellungen haben, was dort auf sie zukommt.

Ich gehe immer mit meinem eigenen Beispiel hausieren. Ich habe mich einmal für Germanistik interessiert – das hat genau ein Semester gedauert, weil mich einfach, und das sage ich ganz offen, der mittelhochdeutsche Ritterroman und die 96. Laut­verschiebung nicht wirklich interessiert haben. Das mag ja durchaus seine Berech­tigung haben, meine Vorstellung von Germanistik war es nicht, aber es ist legitim, dass es die gibt, und die soll man hegen und pflegen, aber ich war eben auch mit einer falschen Vorstellung ausgestattet, was mich dort erwartet, und so geht es vielen.

Das kostet nicht nur etwas, sondern das kostet auch Leidenschaft und Inbrunst von jungen Leuten, wenn sie vielleicht, wie sich dann herausstellt, das eine oder andere Semester unnötigerweise am falschen Platz verbringen. Daher wird es eine große und zentrale Aufgabenstellung sein, die wir uns da vornehmen, die Information in diesem Bereich deutlich zu verbessern. Ich könnte mir auch vorstellen, dass das eine der zentralen Maßnahmen ist in diesem Paket, das im Regierungsübereinkommen for-


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