BundesratStenographisches Protokoll742. Sitzung / Seite 67

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zen, das kommt leider immer wieder vor. Das gibt es im Kleinen, dass man über den anderen schlecht redet, dass der andere über einen selbst schlecht redet und die Kin­der dann nicht mehr wissen, wohin sie gehören – das ist vielen Eltern gar nicht be­wusst –, das gibt es aber leider auch im Großen.

Was Frau Kollegin Mühlwerth vorhin gesagt hat, man sollte die Mutter nicht automa­tisch als die bessere Erzieherin hinstellen und nicht automatisch der Mutter das Kind zusprechen, das hat einfach schon auch folgenden Haken: Sobald ich das freigebe, wird auch dieser Erpressung mehr freie Hand gelassen, denn Väter haben leider meis­tens den besseren Anwalt. Ich kenne viele Väter, die bei der Trennung gesagt haben: Wenn du nicht mitspielst, dann nehme ich dir die Kinder weg! – auch wenn sie es nicht können –, und Mütter glauben das. (Bundesrätin Mühlwerth: ... wider besseres Wis­sen! Nur darum geht es mir! Weil ich’s wahrscheinlich besser weiß, um was zu tun!)

In diesem Fall ist es ganz anders, ja, aber es gibt auch andere Fälle, in denen die Mütter juristisch nicht so gut beraten sind und nach wie vor von den Vätern Folgendes hören: Wenn du nicht darauf einsteigst, dass ich dir das und das weniger zahle, dann nehme ich mir die Kinder! – Und deshalb, denke ich, braucht gerade in dieser Hinsicht die Frau im üblichen Fall ein bisschen mehr Unterstützung als der Mann, weil es in un­serer Gesellschaft leider noch so ist: Väter haben mehr Geld, und Väter haben die bes­seren Anwälte – in der Regel!

Die Idee, Scheidungskindern eine Patin oder einen Paten zur Seite zu stellen, und zwar freiwillig, bis die Eltern diese Trennungskrise verarbeitet haben, finde ich für eine sehr gute Idee. Denn es gibt, wie gesagt, viele Familien, die Probleme haben, die sich aber eine professionelle Unterstützung auf dem freien Markt nicht leisten können, weil eine Therapeutin viel Geld kostet. Das ist eben für viele nicht möglich.

Ich denke aber, nicht nur die Kinder brauchen diese Unterstützung, sondern auch die Eltern würden sie in sehr vielen Fällen brauchen. Das möchte ich hier noch ein biss­chen anregen und in den Raum stellen.

Kinder wollen sich üblicherweise nicht zwischen Vater und Mutter entscheiden; Kinder möchten nach Möglichkeit beide behalten, den Vater und die Mutter. Es gibt sehr viele Familien, in denen die Kinder nach der Scheidung von ihrem Vater mehr als vorher gehabt haben, weil dann der Vater in gewissen Zeiten für die Kinder verantwortlich war, sie übernommen hat und sich viel mehr mit ihnen beschäftigt hat.

Es gibt auch sehr viele Väter, die um ihre Rechte kämpfen und leider nicht sehr viele Chancen haben. Hier eine wirklich gerechte Lösung zu finden, eine Lösung, die auf der einen Seite auch die Väter berücksichtigt, auf der anderen Seite trotzdem den Schutz der Mutter vor diesen Erpressungsversuchen gewährleistet, wäre wirklich dringend nö­tig, insbesondere dann, wenn wir wollen, dass Väter in der Gesellschaft diese Rolle auch wirklich wahrnehmen. Denn jetzt muss man davon ausgehen: Ich bin Vater, ich habe ein Kind, und wenn ich mich scheiden lasse und mich von meiner Frau trenne, dann bekommt sie das Kind, und wenn sie nicht will, dann habe ich einfach keine Chance und keine Möglichkeit.

Daher denke ich, der Vater muss sehr wohl auch das Recht haben, nach einer Tren­nung die Beziehung zu seinem Kind fortsetzen zu können. (Bundesrat Ing. Kampl: Die Pflicht hätte er! Nicht nur das Recht!) Das Recht – und dann kommen wir noch zur Pflicht!

Es wurde hier schon angesprochen: Wo war in diesem Fall der Vater? – In den Medi­enberichten, die ich mir auch angeschaut habe – nicht alle, aber doch einige –, finden sich zum Vater in Wirklichkeit nicht sehr viele Aussagen. Aber ich habe da etwas sehr Interessantes – keine Medienberichterstattung, sondern einen Leserbrief im „Stan-


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