BundesratStenographisches Protokoll743. Sitzung / Seite 63

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Umgang nötig ist, da die Touristen nicht kommen werden, wenn sie eine Natur vorfin­den, die sich nicht maßgeblich unterscheidet von dem, was sie auch daheim haben.

Diese starke Fokussierung auf den Wintertourismus, die – ich spreche jetzt aus der Sicht von Tirol, das ist die Situation, die ich am besten kenne – bei uns einfach Fakt ist, bringt Probleme mit sich. Das haben wir in diesem Winter gesehen. Ich glaube, alle Hoteliers haben in diesem Winter gehofft und gebangt, dass die Auslastungszahlen ir­gendwie passen und dass irgendwann doch der Schnee kommt. Jetzt, da er hier wäre, ist es wahrscheinlich schon ein bisschen zu spät.

Mit den Schneekanonen hat man diesen Winter zwar über die Runden gebracht, aber – und das ist Fakt – Schneekanonen können das Problem auf Dauer nicht lösen. Wir haben in Tirol einen Tourismus, der wirklich sehr stark auf Wintertourismus ausge­richtet ist, auch in der Infrastruktur, und wir haben das Problem, dass die Schnee­sicherheit einfach kontinuierlich schlechter wird. Das wirkt sich auf die Buchungslage aus, und das wirkt sich dann auch auf die Situation der jeweiligen Betriebe aus.

Es ist nicht die Frage, ob wir für oder gegen Wintertourismus sind – darum geht es ja gar nicht –, sondern ohne Schnee wird es nicht gehen, das ist ein Fakt. Dieses Pro­blembewusstsein ist, glaube ich, leider noch nicht so ganz ausgereift. Da besteht oft die Hoffnung, dass der nächste Winter ohnehin wieder passt, dass wir dann ohnehin wieder genug Schnee haben, sodass wir eben über die Runden kommen. Jedenfalls: Jetzt groß in Lifte und in Infrastruktur für Wintertourismus zu investieren, ist wahr­scheinlich der falsche Weg.

Ich glaube, die Lösung des Problems oder zumindest ein Schritt in die Zukunft müsste es sein, einerseits den Sommertourismus stärker zu forcieren und auch da weiterzuar­beiten, wo es schon ganz interessante Ansätze gibt, nämlich auch naturschonenden, naturnahen Urlaub zu ermöglichen. In meinem Heimatort zum Beispiel gibt es ein ganz interessantes Projekt, das auch sehr gut funktioniert. Die Bergbahnen in Söll haben auch im Sommer eine sehr gute Auslastung, weil das Gebiet, das im Winter als Ski­gebiet genutzt wird, im Sommer ein Naherholungsgebiet – eine Wassererlebniswelt – ist, das sehr gut angenommen wird und das die Leute auch interessiert.

Wir werden jedenfalls im Sommertourismus auch verstärkt auf Trendsportarten setzen müssen. Das geschieht noch nicht in dem Ausmaß, wie es möglich wäre. Ich glaube, hier wäre noch einiges auszubauen und einiges zu holen.

Die andere Grundlage, auf der ein funktionierender Tourismus beruht, sind die Men­schen, die im Tourismus arbeiten. Hier möchte ich nur zwei Zahlen zum Nachdenken nennen. 51 Prozent der freien Lehrstellen in Tirol sind im Tourismusbereich. Wissen Sie, wie viel Prozent der Jugendlichen, die eine Lehrstelle suchen, eine Lehrstelle in diesem Bereich wollen? – 7 Prozent!

Diese sehr große Diskrepanz bei Nachfrage und Angebot kommt nicht von ungefähr. Die Arbeitsbedingungen sind für junge Menschen im Tourismus nicht attraktiv. Das soll nicht heißen, dass junge Menschen, ich weiß nicht, zu faul sind, um auch abends zu arbeiten – das ist ja absolut nicht der Fall –, sondern die Arbeitsbedingungen sind nicht attraktiv. Es sind offensichtlich auch keine Zukunftsperspektiven für diese Menschen da.

Ich kenne das auch aus eigener Erfahrung. Sehr viele meiner Bekannten haben ein halbes, ein dreiviertel Jahr eine Lehrstelle gesucht und haben letztendlich eine Lehr­stelle im Tourismus angenommen, obwohl sie das partout nicht wollten. Diese Men­schen werden vielleicht die Ausbildung fertig machen, sie werden aber wahrscheinlich nicht auf Dauer im Tourismus bleiben und werden wahrscheinlich auch nicht die Aller-


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