BundesratStenographisches Protokoll743. Sitzung / Seite 98

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nen jetzt von neuem. – Dieser Vertrag und sehr viele Akte, Sekundär- und Primärakte der Europäischen Union, haben sehr wohl eine sehr ausgeprägte soziale Dimension! Ich erinnere zum Beispiel – das ist für mich eines der signifikantesten Beispiele – an die Dienstleistungsrichtlinie, für die nach einem schwierigen Verhandlungsprozess und auch dank des Europäischen Parlaments gerade diese soziale Komponente sehr wich­tig und sehr entscheidend gewesen ist. Da trägt der Text, der schließlich zustande ge­kommen ist, genau dieser sozialen Dimension auch Rechnung.

Ich gebe Ihnen aber gerne darin Recht – ich weiß nicht, ob Sie aus dem Bericht zitiert haben, aber fast genau so steht es ja im Bericht drin –, dass Österreich selbstverständ­lich bereit ist, auf der Grundlage des Verfassungsvertrages auch für Ideen über Ver­besserungen, insbesondere auch, was die soziale Dimension betrifft, offen zu sein und darüber zu verhandeln. Selbstverständlich kann man jedes Produkt verbessern. Aber ich glaube, an das alte Sprichwort, dass manchmal das Beste der Feind des Guten ist, sollen wir auch denken und sehr vorsichtig sein, wenn wir heute alles in Frage stellen.

Was das Institutionengefüge betrifft, was insbesondere den ersten Teil des Vertrages betrifft, so bin ich ganz der hier geäußerten Meinung, dass es selbstverständlich ers­tens schwierig wäre, das neu zu verhandeln, und dass sich zweitens ein Vertrag nicht darauf beschränken kann, nur institutionelle Fragen zu lösen. Das ist auch der Grund, warum wir zum Beispiel die Idee von Sarkozy über einen Mini-Vertrag grundsätzlich ablehnen.

Herr Bundesrat Schennach! Sie haben sich ausführlich mit der österreichischen Ent­wicklungszusammenarbeit und mit dem Dreijahresprogramm beschäftigt. Es ist rich­tig – das ist ja nicht zu leugnen –, dass die 0,52 Prozent des Jahres 2005 zu einem guten Teil auch erreicht worden sind, weil es eine Reihe von Entschuldungen gegeben hat. Aber ich würde mich dagegen wehren, zu sagen, dass diese Entschuldungsmaß­nahmen Maßnahmen zweiter Ordnung sind. Sie sind vom DAC entsprechend aner­kannt.

Österreich macht das, was alle Staaten machen, was sie völlig zu Recht machen, und ich glaube, wir sollten uns da auch gar nicht verstecken. Wenn Sie – ich bin sicher, dass Sie das getan haben – den DAC-Bericht über das Jahr 2005 gelesen haben, dann sehen Sie, dass insgesamt die Erhöhung in der Entwicklungszusammenarbeit der OECD-Mitgliedstaaten zu einem guten Teil darauf zurückzuführen ist, dass es Ent­schuldungsmaßnahmen gegeben hat.

Wir bekennen uns aber – und wir betrachten das auch als völkerrechtliche Verpflich­tung – zu den Millenniumszielen und zu den Zielen, die die Europäische Union ange­nommen hat. Es wird bis zum Jahr 2010 eine Erhöhung auf 0,51 Prozent geben, und es wird bis zum Jahr 2015 eine Erhöhung auf 0,7 Prozent geben müssen: Da werden die entsprechenden Mittel zur Verfügung gestellt werden müssen. (Vizepräsident Weiss übernimmt den Vorsitz.)

Über das Budget kann man ja, bevor es dem Hohen Haus übermittelt wurde, noch nicht im Detail sprechen, und es ist auch nicht vernünftig, dies zu tun, bevor das Parla­ment es nicht sozusagen offiziell erhalten hat. Aber es werden hier schon erste Anzei­chen dafür erkennbar sein, dass man diesen Weg gehen wird. Im Übrigen ist im Zuge der Budgetverhandlungen vom Finanzminister eine Arbeitsgruppe – gemeinsam mit dem Finanzministerium, mit dem Außenministerium, mit dem Bundeskanzleramt – ein­gerichtet worden, um einen Budgetpfad zur Erreichung der Millenniumsziele und der Ziele der Europäischen Union aufzuzeigen. Diese Arbeitsgruppe soll möglichst schnell, noch im ersten Halbjahr dieses Jahres, einen entsprechenden Plan vorlegen.

Herr Bundesrat Schennach! Sie haben auch die Kohärenz und Effizienz angesprochen. Mit einem gewissen Stolz können wir, glaube ich, darauf hinweisen, dass es während


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