BundesratStenographisches Protokoll743. Sitzung / Seite 102

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

werden können. Dass sich der Verfassungsgerichtshof aber überhaupt mit diesem Ge­setz befasst hat, geht auf die SPÖ zurück.

Ich glaube, behaupten zu können, dass es der SPÖ nicht so sehr um den jetzt zu än­dernden Passus gegangen ist, sondern eher um andere, grundlegendere Dinge, wie zum Beispiel um die Direktwahl, die im Jahr 2005, bei der letzten HSG-Novelle, abge­schafft wurde. Die SPÖ ist immer für die Wiedereinführung dieser Direktwahl eingetre­ten, zumindest bis zu den Regierungsverhandlungen.

Zur Erinnerung: Im Jahr 2005 haben wir zur damaligen Novelle eine Dringliche Anfrage gemeinsam mit der SPÖ gehabt. Wenn ich kurz zitieren darf, was Kollege Konecny damals gesagt hat: „Keine Frage, eine durch Direktwahl legitimierte Vertretung hat eine lautere und kräftigere Stimme und sie kann anders auftreten als eine, die nur durch das Votum von Delegiertenvertretern entsteht.“ – Originalton aus dem Jahr 2005!

In derselben Diskussion sagte auch die SPÖ-Bundesrätin Lueger, dass eine Umstel­lung von einem direkten auf ein indirektes Wahlsystem jedenfalls einen „demokratiepo­litischen Rückschritt“ bedeuten würde, wobei ich ihr absolut zustimme. So hat das 2005 geklungen, und noch im November 2006 gab es eine Presseaussendung von Josef Broukal, der sagte: Die SPÖ will die Direktwahl der Bundes-ÖH wieder einführen.

Inzwischen ist die SPÖ in der Regierung, und die Bundesvertretung der Studierenden wird auch in diesem Mai, bei den nächsten ÖH-Wahlen, nicht direkt gewählt werden! Dass es in einer Koalition Kompromisse geben muss, ist mir schon klar, aber warum alle Kompromisse im Bereich Hochschulpolitik, sagen wir einmal, nicht im Sinne der SPÖ ausgegangen sind, das, hoffe ich, tut auch Ihnen weh. Mir tut es jedenfalls weh.

Ein ÖVP-Argument für diese Abschaffung der Direktwahl war damals, dass sich die Studierenden ja viel stärker mit der Ebene vor Ort, mit der Universitätsvertretung identi­fizieren würden. Wie das allerdings ein Argument dafür ist, eine direkte Wahl abzu­schaffen, verstehe ich nicht. Es würde zum Beispiel auch niemand auf die Idee kom­men, zu sagen: Ab sofort werden die Landtage den Nationalrat beschicken, weil sich einfach zum Beispiel die Tirolerinnen und Tiroler mit dem Landtag in Tirol viel mehr identifizieren können als mit dem Nationalrat.

Durch eine direkte Wahl ist eher noch die Wahrscheinlichkeit gegeben, dass es dann auch zu einer Identifizierung kommt, würde ich behaupten. (Zwischenrufe bei der ÖVP.) Die Studierenden waren sich zumindest – das kann ich aus Erfahrung sagen – sehr bewusst darüber, dass sie verschiedene Ebenen wählen: dass sie eine direkte Vertretung am Institut wählen, dass sie eine universitätsweite Vertretung wählen und dass sie eben auch eine bundesweite Vertretung wählen. Sie haben diese Stimmen, die ihnen da zur Verfügung standen, auch entsprechend und durchaus unterschiedlich eingesetzt.

Dass Hochschulpolitik Bundes- und nicht Länderangelegenheit ist, hat gute Gründe. Solange es bundesweite Gesetze gibt, die Studierende betreffen, sei es im Stipendien­wesen, sei es in der Studienorganisation, braucht es auch eine starke, laute und direkt legitimierte Interessenvertretung.

Die ÖVP hat 2005 die gesetzlichen Grundlagen für die Arbeit der Hochschülerinnen- und Hochschülerschaft novelliert, unter anderem – jetzt in Bezug auf das Wahlsys­tem – mit der Hoffnung, der ihr nahe stehenden Aktionsgemeinschaft eine bessere Ausgangschance für die Wahlen zu verschaffen. (Ruf bei der ÖVP: Das ist Ihre Mei­nung!) Das hat wahrscheinlich nicht so funktioniert, wie man gehofft hat. Jetzt ist die SPÖ in der Regierung, und eine Direktwahl für die Bundesvertretung gibt es noch im­mer nicht.

Noch etwas war der SPÖ früher sehr wichtig, und es wird trotzdem nicht geändert: Es wird auch in Zukunft kein passives Wahlrecht für ausländische Studierende geben. Die


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite