BundesratStenographisches Protokoll745. Sitzung / Seite 66

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Zu den Pneumokokken: Es waren zwölf Fälle in Österreich im gesamten vorigen Jahr. Und da muss ich sagen, sie alle waren Risikofälle, die schon derzeit durch die Gebiets­krankenkassen entsprechend geimpft werden. Ich sehe hier akut keinen Handlungs­bedarf, weil es abgedeckt ist, genau über jene Fälle, die fallen.

Ich muss jetzt ein paar ernste Worte als Ärztin, als Fachexpertin zum Thema HPV sagen. Ich bin in großer Sorge, denn es ist falsch, auch wenn ich in allen Publikationen lese, dass es sich um eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs handelt! Ich bin Ärztin, ich kann Ihnen das garantieren. Es ist keine Impfung gegen Gebärmutter­halskrebs! Es gibt keine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs! Und die Tatsache, dass eine Einzelanbieterfirma auf dem Markt ist, die nicht nur ungeheure Kosten für diese Impfung verlangt, sondern auch der Bevölkerung fast im Rahmen eines neuro­linguistischen Programmierens den Kopf so verdreht, dass alle sagen, das ist eine Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs, wird wozu führen? – Dazu, dass sich junge Menschen geschützt glauben, obwohl sie es nicht sind – und was nicht mehr machen? – Zu unseren Vorsorgeuntersuchungen gehen, mit denen wir den Gebär­mutter­halskrebs auf fast null gebracht haben.

Ich werde nicht zustimmen, solange wir nicht klare Definitionen haben. Diese Impfung ist eine Impfung mit Retroviren – wir sprechen über Arzneimittelsicherheit! –, was in der Langzeitstudie noch überhaupt nicht bewiesen ist. Wir wissen, dass Impfungen mit Retroviren – und glauben Sie mir, ich habe als Wissenschafterin lang genug an der Klinik gearbeitet – nicht ganz unsensibel sind, um das einmal vorsichtig auszudrücken. Wir haben keine Langzeitstudien. Wir haben definitiv den Nachweis, dass diese Impfung gegen HPV hilft. Und wir haben die Tatsache, dass das HP-Virus verant­wortlich ist a) für eine sexuell übertragbare unangenehme Erkrankung, nämlich die Feigwarzen, b) zu Infertilität führen kann und c) einer der Faktoren zur Entstehung von Gebärmutterhalskrebs ist.

Dazu kommt, dass es nur diese eine Firma auf dem Markt gibt – da fühle ich mich nicht sicher und da bin ich Ihnen dankbar dafür, was Sie vorher gesagt haben: Da habe ich ein bisschen ein Problem! Alle Studien, die derzeit am Markt sind – und glauben Sie mir, ich habe dieses Thema wirklich ernst genommen und habe mir die Studien auch über die Wissenschaftsdatenbanken angesehen –, sind von Firmen beauftragte Studien, nämlich von dieser einen Firma, die dieses Medikament vertreibt.

Sie haben auch Tamiflu angesprochen. Wir haben schon einmal durch eine leichte Hysterie – lassen Sie mich das so ehrlich sagen – einer Firma verholfen, in New York börsennotiert, auf Stelle eins zu kommen. Ich bin nicht bereit, einer zweiten Firma zu helfen, in New York börsennotiert, auf Stelle eins zu kommen, und unter Umständen etwas in einen Impfplan aufzunehmen, dass mich – und meine Herrschaften, das muss ich hier auch so sagen, wie es ist! – zirka 20 Millionen € im Jahr für einen Geburts­jahrgang kostet – das sind um rund 20 Prozent mehr, als ich derzeit für das gesamte Impfprogramm im Jahr habe, nicht weiß, ob es wirklich auf lange Zeit Nebenwirkungen hat, und unter Umständen in Frage stelle oder in Gefahr bringe, dass die so hervorragend eingesetzten Vorsorgeuntersuchungen schlechter werden und der Gebärmutterhalskrebs wieder ansteigt.

Tatsache ist: Ich will jetzt die HPV-Impfung nicht verdammen. Ich weiß, dass im Herbst eine zweite Firma auf den Markt kommt. In dem Moment, wo diese zweite Firma auf den Markt kommt, wird es auf einmal neue Studien geben, in dem Moment wird der Preis – ich kenne die Situation als Medizinerin am pharmazeutischen Markt – um 50 Prozent „hinunterrattern“, und wir werden die Chance haben, vielleicht die eine oder andere präsumptive, prospektive, randomisierte Studie zu machen, wo wir ent­sprechend auch Ergebnisse haben werden.

 


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