BundesratStenographisches Protokoll746. Sitzung / Seite 78

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13.01.23

Staatssekretär im Bundeskanzleramt Dr. Reinhold Lopatka: Frau Präsidentin! Ich korrigiere nicht gerne Präsidenten – das steht mir auch nicht zu –, und schon gar nicht Präsidentinnen. Aber wenn man zitiert, dann muss man ganz und richtig zitieren.

Es war der Satiriker Juvenal, der dieses Zitat gebracht hat. Dieser war ein eher beleibter Herr, der es nicht so mit dem Sport gehabt hat, und daher hat er gesagt: Orandum sit mens sana in corpore sano. Er hat gemeint: Es wird gesagt, es wird behauptet, dass bei jemandem, wo der gesunde Geist zu Hause ist, auch ein gesunder Körper vorhanden sein muss. Er selbst hat sich darüber lustig gemacht. – Also das nur zu diesem Zitat. (Beifall bei der ÖVP.) Aber wir haben hier Redefreiheit, und daher steht es jedem zu, das Zitat so zu sehen, wie er es sehen möchte.

Das Zweite – weil ich ja auf das eingehen möchte, was meine Vorredner angesprochen haben – betrifft den Frauenfußball. Es ist ein Wunschdenken, dass in Deutschland und der Schweiz der Frauenfußball nahezu die Bedeutung von Männerfußball hat. Aller­dings stimmt es hier wieder, dass in der Schweiz und in Deutschland der Anteil der Damen innerhalb der Fußballspielenden weit höher als bei uns ist: Bei uns sind 2 Prozent von den 550 000, die diesen Sport betreiben, Frauen; in Deutschland rund 10 Prozent, in der Schweiz 12 Prozent. Da haben wir eindeutig einen Aufholbedarf.

Am Wochenende ist übrigens das Cup-Finale im Horr-Stadion. Wer Zeit hat und einmal ein Frauenfußballspiel sehen möchte – um 17 Uhr beginnt das Spiel –, der wird sehen, dass hier auch hervorragender Fußball geboten wird. Bei Neulengbach zum Beispiel spielt eine brasilianische Legionärin, die zur Weltspitze gehört.

Aber wir sind hier schon gefordert, bei der Sportförderung insgesamt mehr für Frauen zu tun. Es stimmt, dass Frauen in diesem Bereich, stärker als in anderen Bereichen, bei Weitem noch nicht diesen Aufholprozess haben machen können wie zum Beispiel hier im Bundesrat, wo garantiert der Frauenanteil in den letzten Jahren gestiegen ist, oder auch im Nationalrat und in vielen anderen Bereichen.

Bei den Sportfunktionen ist es noch nicht so. Sie haben 63 wichtige Funktionen angeführt. Wahrscheinlich haben Sie die 59 Fachverbände in der Bundes-Sport­organi­sation gemeint, denn dort findet man die drei Frauen, die Sie angesprochen haben; der Rest sind – was den Vorsitz betrifft – tatsächlich Männer. Das hängt natürlich auch mit der Struktur des Sports in Österreich zusammen, weil ein Großteil der Arbeit ehren­amtlich geleistet wird.

Frauen haben schon andere Zusatz- und Vielfach-Belastungen, oftmals auch ehe­malige Sportlerinnen. Manchen ist zum Beispiel ihr zweites Kind – ich sehe das positiv – wichtiger als die Fortsetzung der Karriere; das hatten wir in den letzten Tagen bei unserer besten Sprinterin, Mayr-Krifka. Dann, wenn die kleinen Kinder da sind, noch eine Sportfunktion neben dem Beruf und neben kleinen Kindern auszuüben, das geht sich eben bei vielen nicht aus (Bundesrätin Roth-Halvax: ... hat einen Mann!) – außer sie hat einen entsprechenden Mann. Eine rare Ausnahme war hier eben Liese Prokop, aber sie war eine rare Ausnahme.

Zum nächsten Punkt, der angesprochen worden ist: Es wird ja niemanden geben, der sich irgendwo hinstellt und „Weniger Sport, weniger Bewegung!“ sagt. Jeder sagt das Gegenteil, nur kenne ich keinen Bereich in unserer Gesellschaft, in dem das, was wir sagen – und auch das, was wir wissen, nämlich dass es gesund ist –, so weit weg von dem liegt, was wir dann in der Politik tatsächlich zustande bringen. Die Kluft ist riesig! Die Kluft ist riesig zwischen dem, was wir wissen und was wir sagen, und dem, was wir dann imstande sind, umzusetzen.

 


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