BundesratStenographisches Protokoll748. Sitzung / Seite 64

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Wir wissen, was Handyrechnungen ausmachen, wir wissen, was Einkäufe ausmachen, die SchülerInnen tätigen. Diese Kosten werden dann von den Eltern übernommen. Wie also sollen Schüler dann lernen, wie man Schulden begleicht?

Neulich habe ich mir den Herrn Scharinger von der RAIKA angehört, der sagte, man müsse den Jugendlichen möglichst schnell zu einer Scheckkarte verhelfen und sie möglichst schnell auch die Erfahrung machen lassen, was es heißt, den Rahmen – er hat zwar gesagt, in einem ganz geringen Ausmaß – zu überziehen. Daraus kann man durchaus einen löblichen Gedanken ableiten, aber in Wirklichkeit wird es viele doch nur verlocken, diesen Rahmen allzu schnell auszunützen, und mit der Schulden­rück­zahlung wird man dann schnell in die Bredouille kommen.

Wir wissen auch, dass Schulen ihre Schülerinnen und Schüler immer zu Banken bringen, wo ein Vortrag über Angebote der Bank gehalten wird, wo auch ein Vortrag gehalten wird, dass man diese Schulden, die man anhäuft, wieder zurückzahlen muss. Schülern aber bewusst zu machen, wie schwierig dies ist, ist nahezu unmöglich. Denn was für einen Zeitbegriff haben Schüler, was heißt es für einen Schüler oder eine Schülerin, 1 000 € Schulden zu haben? – Das klingt für einen Erwachsenen durchaus noch ganz lapidar, das würde ihn auch noch nicht zur Schuldnerberatung bringen, aber Schüler können sich das einfach nicht vorstellen. Man kann ihnen auch nicht wirklich klarmachen, dass man mit ihrem Taschengeld dann halt zehn Jahre sparen müsste, bis das zurückgezahlt ist.

Ich denke, dass es vielerlei Dinge bedarf, um hier effektiv zu sein, ich denke aber auch, dass wir dazu übergehen sollten, dass sich Banken, Handybetreiber tatsächlich daran halten, sich über die Kreditfähigkeit ihrer Klientel klar zu werden und dass sie den Rahmen für diese Kreditwürdigkeit – soweit sie nicht belogen werden – sehr eng setzen sollten.

Einer der Punkte, die heute schon gefallen sind – ich will das nicht länger ausführen –, sind natürlich auch Schulden, die aus Selbständigkeit entstehen. 12 500 Personen im Jahr sind es, die wegen verfehlter Betriebsgründung um ihre finanzielle Existenz gekommen sind. Das ist eine sehr große Zahl von Menschen. Ich glaube, dass hier auch eine ganz wesentliche Beratung notwendig ist, wenn Menschen in diese Selb­ständigkeit gehen. Ich weiß, dass es Beratung gibt, aber ich denke, man kann nicht genug auf die Gefahren eines Versagens hinweisen. Auch hier gibt es natürlich viele Verlockungen am Anfang, die sich nachher dann bitter in Rechnung stellen.

Einen Punkt möchte ich hier noch aufgreifen: die Haftung Dritter. Auch hier ist es oft schwierig, weil Personen, die für jemand anderen haften, dann, wenn diese Haftung in Kraft tritt, selbst dem Konkurs nahe sind oder in Konkurs gehen – das gilt sowohl für Firmen als auch für Einzelpersonen – und dann wirklich verwundert sind, dass sie um ihre Existenz gebracht sind. (Bundesrat Mag. Himmer: Müsste das nicht auch für die öffentliche Hand gelten? Auch öffentliche Gebietskörperschaften geben immer mehr aus, als sie einnehmen!)

Ich könnte mir vorstellen, dass auch die Öffentlichkeit eine gewisse Wirkung hat, aber ich denke, dass der Staat ja nicht eins zu eins mit einem Privatunternehmen zu vergleichen ist und volkswirtschaftliche Zusammenhänge durchaus schwieriger sind. (Bundesrat Mag. Himmer: Nein, das ist genauso!) Aber insofern gebe ich Ihnen recht (Bundesrat Mag. Himmer: Da wird immer gekauft und gekauft!) – ja, ja –: Wir wollen das, und wir bekommen das!, das ist eine Stimmung, aber das ist sicher eine der Möglichkeiten, auch klarzumachen, dass wir das zahlen müssen. Wir Erwachsenen wissen ja das Gott sei Dank, so hoffe ich, eher. Recht vorbildhaft sind wir ja nicht, weil die Konkurse letztendlich immer Erwachsene treffen, nicht jedoch Kinder beziehungs­weise Kinder nur sekundär treffen, nicht aber direkt.

 


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