BundesratStenographisches Protokoll749. Sitzung / Seite 71

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Besonders erfreulich am guten Verlauf des heurigen Sommertourismus ist der Umstand, dass es wieder steigende Zahlen in Bezug auf Gäste aus Deutschland gibt – und das zum ersten Mal seit vier Jahren.

In Salzburg wurden im August 2007 um 3,7 Prozent mehr Nächtigungen verbucht als im August des Vorjahres. Für Mai bis August beträgt das Plus in Salzburg 3,9 Prozent. Das heißt, das wirklich sehr, sehr gute Mozart-Jahr 2006 konnte sogar noch über­troffen werden.

Hört man allerdings dem Tourismus- und Freizeitforscher Mag. Peter Zellmann zu, stellt sich trotz aller positiven Zahlen im Tourismusbericht 2006 und in der Entwicklung des heurigen Jahres die Frage, ob diese Zahlen nicht eine Sichtweise vortäuschen, die uns alle in eine Falle tappen lassen. In seinem neuesten Buch „Die Zukunftsfallen“ zeigt Mag. Zellmann die größten Stolpersteine der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik auf und regt an, sich kritisch mit der Zukunft und mit diesem nur scheinbar klaren Weg in die Zukunft auseinanderzusetzen.

Mag. Zellmann geht davon aus – ich kann ihm da nur zustimmen –, dass die Bedeutung der Tourismus- und Freizeitwirtschaft immer noch unterschätzt wird. Berück­­sichtigt man neben den direkten auch die indirekten wirtschaftlichen Aus­wirkungen, sieht man, dass zumindest jeder fünfte Vollzeitarbeitsplatz davon abhängig ist. Bedenken muss man auch, dass die Privathaushalte heute rund 40 Prozent ihres Haushaltsbudgets für Freizeit- und Tourismusangebote nützen. Unter Umständen ist sogar jeder dritte Arbeitsplatz in Österreich direkt oder indirekt vom Tourismus abhän­gig. Und: Tourismus findet nicht nur in den klassischen Ferien­regionen statt, sondern eigentlich so gut wie überall in Österreich.

Entsprechend wichtig ist es daher, Strategien zu entwickeln, die sowohl diesem Umstand Rechnung tragen als auch die natürlich heute geänderten Rahmen­bedingungen berücksichtigen.

Der Trend zum Kurzurlaub ist stark steigend und reduziert die durchschnittliche Aufent­haltsdauer. Ein häufigerer Gästewechsel verursacht aber bei den Beherbergungs­betrieben und Veranstaltern einen höheren Aufwand. Dadurch entstehen natürlich höhere Kosten, vor allem Personalbereich.

Was wir in naher Zukunft ganz sicher brauchen, auch wenn noch nicht alle wirklich daran glauben, ist die Erarbeitung von Alternativstrategien für die beiden großen touristischen Schreckgespenster, die da so herumgeistern, nämlich Sommer ohne Sonne und Winter ohne Schnee. Wintertourismus ist ja – wir stehen unmittelbar vor der nächsten Wintertourismussaison – in erster Linie Wintersport für unsere Gäste, also Schilaufen, Snowboarden und Langlaufen. Es versteht sich eigentlich von selbst, dass dieser klassische Wintersport ohne Schnee in Zukunft unmöglich ist. Alternative Ange­bote können natürlich ergänzen, überbrücken, fehlenden Schnee aber in Wirklichkeit nicht ersetzen. Allerdings müssen diese zusätzlichen Möglichkeiten, über die jetzt schon nachgedacht wird und in Zukunft noch verstärkt nachgedacht werden muss, entsprechend beworben und dem Gast auch nähergebracht werden. Das erfordert Beratung und Betreuung der Gäste, persönliche Beratung und Betreuung, aber auch neue Marketingstrategien.

Ähnliches gilt natürlich in den Sommerregionen. Zellmann bemängelt nicht nur das Fehlen attraktiver Schlechtwettereinrichtungen, sondern ortet auch dort das Haupt­manko im Bereich Betreuungsangebot, Information, Animation und Beratung.

Ich schließe mich ihm an, wenn er meint, dass Alternativen in der Natur und nicht nur im Hallenbad gefragt sind, angeleitet und geführt von Menschen, die das auch können, in einer Natur, die es eben sonst nirgendwo gibt, sondern nur in Österreich. Wie er


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