BundesratStenographisches Protokoll749. Sitzung / Seite 89

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

aktiver Gastwirt und Beherberger zu Wort melden und freue mich sehr, dass unsere Kollegen hier im Bundesrat sich ausschließlich positiv über die Entwicklung des öster­reichischen Tourismus geäußert haben, hoffe aber, und da bin ich einer Meinung mit der Kollegin Konrad, dass das auch eine langfristige positive Tourismusgesinnung nach sich zieht, denn auch ich stehe hinter dem Bericht, den das Bundesministerium verfasst hat. Er ist, glaube ich, eine Erfolgsstory des österreichischen Tourismus, breit dokumentiert.

Ich darf mich nun aber ein bisschen der betrieblichen Ebene zuwenden, und da schaut die Sache – Kollege Mitterer hat das schon ausgeführt – doch teilweise etwas anders aus.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, wenn wir von Tourismus reden und von den Leistungsträgern im österreichischen Tourismus, dann kommen wir an einigen Problemfeldern nicht vorbei. Wir reden vom Arbeitsmarkt, wir haben heute schon über Saisonniers gesprochen, wir haben über Ausländerbeschäftigung gesprochen. Der Winter steht vor der Tür, und ich kann Ihnen heute schon versichern, dass das Geran­gel und die Bittstellung um Mitarbeiter im österreichischen Wintertourismus bereits wieder begonnen hat.

Es ist leider Faktum, dass es – und das resultiert aus einer Tourismusgesinnung, die ich ad hoc nicht ganz verstehe – immer weniger Österreicher gibt, die bereit sind, diese Herausforderung im Tourismus anzunehmen. Wir sprechen hier nicht nur von Fach­kräften, sondern vor allem auch von den Hilfskräften, denn es hilft das schönste Vier- und Fünfsterne-Hotel nichts, wenn es keinen Abwäscher beschäftigt, wenn es kein Zimmermädchen hat, wenn es keinen Empfangschef hat, wenn es keine Dienst­leistung bieten kann, die dieser Kategorie entspricht.

Daher sind wir mit dem heurigen Saisonnier-Kontingent von 7 000, das ja das Minimum ist, hoffentlich ausreichend bedient. Ich denke aber, wenn nicht inzwischen unsere deutschen Kollegen in den westlichen Bundesländern die Arbeitsplätze im Tourismus auffüllen würden, könnte so manche Region am Arlberg oder sonst wo diese positiven Ergebnisse nicht erzielen.

Da Kollege Klug am Vormittag schon über den Metaller-Abschluss berichtet hat: Ich freue mich für jeden Mitarbeiter in der Metallindustrie über 3,6 Prozent plus eine Einmal-Prämie, wenn die Gewinne in dieser Branche so gut sind. Ich möchte aber davor warnen, das branchenmäßig zu verallgemeinern. Es ist im Tourismus sicherlich nicht möglich – unsere Kollektivvertragsverhandlungen stehen ja auch bald an –, auf einem solchen Niveau abzuschließen. Wir wissen aus den Kennzahlen – sie werden im Bericht auch angeführt –, dass in der Hotellerie der Personalkostenanteil bereits zwischen 30 und 35 Prozent liegt.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wenn Sie in Ihrer Bilanz eine Personal­kostenziffer von 34 Prozent haben, sind Sie bereits ein Risikofall für die Betriebs­prüfung geworden. Das ist auch – das nur nebenbei – für das österreichische Betriebs­prüfungssystem im Finanzamt schon der Fall. Wenn Ihre Daten hier nicht stimmen, dann scheiden Sie schon aus der Masse aus. Die Ertragssituation ist bei Weitem nicht vergleichbar mit einer Industrie, wie es die Metallindustrie ist, und daher möchte ich schon bitten, in Zukunft doch zu differenzieren und den Tourismus dahin gehend zu unterstützen, dass man diese Unterschiede auch anerkennt.

Grundsätzlich muss ich, was die Tourismusgesinnung angeht, schon sagen, ich freue mich, wenn vor allem Lehrer positiv zum Tourismus eingestellt sind, aber ich habe persönlich schon in Schulen, in Pausengesprächen erlebt, dass der Lehrer zu einem Poly-Schüler, der vielleicht den Beruf eines Kochs oder eines Kellners erlernen will,


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite