BundesratStenographisches Protokoll751. Sitzung / Seite 229

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Schritt. Damit komme ich jetzt zu den nächsten Schritten, die wir unbedingt setzen müssen.

Punkt eins: Wir müssen trachten, die AHS ins Boot zu bekommen. Ich sage das hier ganz offen. Warum? – Sonst wird es letztendlich so, wie wir das auch in Graz gelöst haben. – Wolfgang Erlitz und ich haben ja heute in der Früh schon ein bisschen dar­über gelächelt. – Was haben wir in der Klusemannstraße gemacht? Dort haben wir seit 1993 ein Modellprojekt, das leider auch nicht in das Regelschulwesen übergegangen ist, sondern das nach wie vor ein Versuch ist. Der wird seit 15, 16 Jahren immer wie­der ... Überfraktionell, bitte! In der Steiermark sind das Themen, die man nicht so par­teipolitisch spielen kann, weil wir hier seit Jahrzehnten gewisse gemeinsame Linien verfolgen.

Und was hat man dort gemacht? – Mit einem guten Architekten hat man eine neue AHS hingebaut. So hat man damals eine Lösung geschaffen.

Der Grund, weswegen ich das heute hier sage? – Wir stehen vor einem ähnlichen The­ma und auch Problem. Und deshalb bitte ich hier wirklich darum, dass wir uns gut überlegen, wie wir die AHS sinnvoll ins Boot bringen. Ich weiß, bei uns gibt es unter­schiedliche Modelle, und das wird auch dort stark laufen, wo es eine Oberstufen-AHS gibt. Ich denke auch, wir müssen genau dort hinschauen, wie das Frau Mühlwerth rich­tig gesagt hat, nämlich auch in Richtung Wien. Gerade in der Großstadtsituation müs­sen wir darauf schauen, wie wir diese Schulen mit ins Boot bekommen können.

Zweiter Punkt – Kollege Breiner hat das bereits angesprochen –: Trauen wir uns das, eine gemeinsame Lehrerinnen- und Lehrer-Ausbildung? Wagen wir es? – Wir haben es gewagt, eine Pädagogische Hochschule einzurichten. Ich denke, wir haben ins Ge­setz geschrieben, sie müssen mit Universitäten kooperieren. Müssen! Da geht es nicht darum, dass sie dürfen, dass sie können, sondern sie müssen. „Es ist“ steht, glaube ich, im Gesetzestext drinnen, es ist zu kooperieren.

Ich denke, diesen Weg müssen wir fortsetzen. Ich kann mir ein gutes System vorstel­len: Es gibt ein Grundstudium, das alle gemeinsam machen. Da sind einige Länder an­gesprochen, die auch ganz im vorderen Drittel liegen, aber ich möchte Kanada als Bei­spiel nehmen. Man sagt also, so ein Grund-Bachelor ist für alle und dann, darauf auf­bauend, die nächsten Stufen. Das wäre dann im Prinzip auch der Universitätsweg. Es verliert dadurch keiner seinen Job. Es verliert keiner seine Fachkompetenz. Seien wir ehrlich! Ich bin selbst Universitätsmensch, aber ich kann nur sagen, es wäre spannend, wenn die jungen Leute, mit denen wir arbeiten, im Prinzip schon eine Grundausbildung hätten.

Auch dazu möchte ich mich bekennen, weil auch das angesprochen worden ist. Das ist doch Europa- und Weltstandard. Bitte, schauen wir in Fachhochschulen, schauen wir überall hin! Es wird doch überall ausgewählt, es gibt doch überall Tests, bevor man einsteigt. Ich verstehe also nicht ganz, warum es gerade, wenn wir das Kostbarste, was wir haben, wenn ich das so pathetisch sagen darf, nämlich unsere Kinder jeman­dem anvertrauen, dort das nicht geben soll, während in anderen Lehrberufen ein Eig­nungstest selbstverständlich ist. Wenn einer nicht mit gewissen Werkzeugen umgehen kann, ist er wahrscheinlich für eine Werkbank nicht geeignet, dann kann er vielleicht Wissenschafter und Hochakademiker werden, aber er ist dafür nicht geeignet. Warum wir das nicht auch bei den Lehrerinnen und Lehrern so machen, das verstehe ich nicht.

Ich sage das hier deswegen, weil es doch eine spannende Geschichte für uns als Bun­desrat wäre, hier ein bisschen Flagge zu zeigen und in diese Richtung etwas zu unter­nehmen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

 


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