BundesratStenographisches Protokoll751. Sitzung / Seite 231

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ist, dass die nicht die Sprachkompetenz erlangen, so irren sich die. Es ist die zweite Generation! Es sind die jungen Leute, die schon hier in Österreich geboren sind. Das müssen wir uns einmal durch den Kopf gehen lassen! Wenn das so ist, dass es eben familiär und sozial so und so ausschaut in dem Land, dann haben wir als Politikerinnen und Politiker, die sich der Bildungspolitik annehmen, wirklich die Pflicht, dass wir hier etwas verändern.

Ich meine, wir sind auf einem guten Weg. Ich denke, dass man ihn auch nur – das muss uns auch in Österreich klar sein, und in Finnland ist es auch nur so gelungen – mit einem guten nationalen Konsens gehen wird können und niemals mit parteipoliti­schen Ausgrenzungen. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen.)

13.16


Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Konrad. – Bitte.

 


13.16.24

Bundesrätin Eva Konrad (Grüne, Tirol): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Es ist, so denke ich, kein Zu­fall, dass ausgerechnet Bildungsdebatten bei uns im Haus immer zu den längsten und auch, finde ich, zu den spannendsten gehören. Herr Schnider hat da sicher einen gro­ßen Anteil daran.

Zu Beginn ein Wort zur Wortmeldung von Frau Mühlwerth, die ein Plädoyer für die Leistungsgesellschaft gehalten hat. – Ich habe überlegt, ob ich Ihnen vielleicht, um darauf einzugehen, ein Weihnachtsgeschenk machen soll, ob Sie sich also eher übers Rohrstaberl freuen würden oder ob ich doch ein bisserl pädagogisch vorgehen und Ihnen „Hard Times“ von Charles Dickens schenken sollte. (Beifall bei den Grünen. – Bundesrätin Mühlwerth: ... genau das nicht gemeint!) – Hören Sie mir zu, ich rede schon noch weiter!

Ich weiß nicht, ob Sie „Hard Times“ gelesen haben. Das ist ein sehr interessantes Buch. Es ist 1854 erschienen, und schon damals hat sich jemand Gedanken darüber gemacht, ob denn Leistung in dem Sinn, wie Sie sie erklärt haben, wirklich das Einzige ist oder ob es mit Freude nicht vielleicht doch besser geht.

Ich weiß nicht, ob Sie zum Beispiel schon einmal in einer Montessori-Schule waren. Ich habe mir das einmal angeschaut und war absolut fasziniert davon, dass Kinder im Alter von sechs, sieben, acht Jahren so selbständig lernen können, also wirklich sagen: So, jetzt schreibe ich diesen Aufsatz, und wenn ich damit fertig bin, dann mache ich die Mathe-Aufgabe! – Es ist keinesfalls so, wie Sie vielleicht glauben, dass die Kinder da den ganzen Tag im Kreis sitzen und Lieder singen und sich gegenseitig Gedichte vor­lesen. (Bundesrätin Mühlwerth: Auch in Montessori-Schulen werden die Kinder Anlei­tung brauchen! Sonst geht es nicht!)

Genau das versuche ich jetzt gerade zu sagen, dass die Kinder dort etwas lernen! – Sie reden immer von der „Kuschel-Pädagogik“. Was glauben Sie denn, was wir for­dern? Glauben Sie ernsthaft, dass wir wollen, dass die Kinder herumlaufen, bis sie plötzlich von selbst draufkommen, wie die Welt funktioniert? Ich habe den Eindruck, dass Sie in den letzten Jahren nicht so ganz zugehört haben. Wie gesagt: Wir haben viele Bildungsdebatten. Ein bisschen zuhören sollte man, dann lernt man auch etwas dabei!

Mit Freude lernt man am besten, jedenfalls soweit ich das in dieser Schule gesehen habe und das auch aus eigener Erfahrung weiß. Wer Erfolgserlebnisse hat, lernt noch lieber. Insofern müsste es uns doch ein Anliegen sein, dass Kinder in der Schule wirk­lich in erster Linie Spaß haben, Erfolgserlebnisse haben und etwas lernen, was sie fürs


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