BundesratStenographisches Protokoll751. Sitzung / Seite 232

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Leben mitnehmen können. Dass es auch Spaß macht, wenn man etwas leistet, ist ja logisch. – Gut.

Ich weiß nicht, ob Sie den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ kennen. Diesen Film mag ich zwar sehr, aber ich würde trotzdem nicht in diesem Film gefangen sein wollen. Da geht es nämlich darum, dass jemand jeden Tag aufs Neue genau denselben Tag wieder erlebt, und das so lange, bis eine Herausforderung gemeistert ist und er seine Lektion gelernt hat und weiterleben kann. Und ein bisschen erinnert mich die Bildungs­debatte in Österreich schon an diesen Film, und ich hoffe, dass wir irgendwann endlich aufwachen und unser Leben weiterführen können und nicht jeden Tag vor derselben Herausforderung stehen. Seit ich mich mit Bildungsthemen, mit Schulpolitik befasse, sind es nämlich exakt dieselben Diskussionen, die wir führen.

Herr Dr. Schnider hat voller Begeisterung gesagt, dass der Bundesrat da wirklich ein Vorzeigegremium sei, weil wir uns so sehr damit befassen. Das stimmt! Wir machen viel zu diesem Thema, wir setzen uns viel damit auseinander. Ich würde mir nur sehr wünschen, Herr Schnider, dass nicht nur der Bundesrat aus dieser Diskussion ein biss­chen etwas lernt, sondern dass Sie sich vielleicht auch im ÖVP-Klub und besonders im ÖVP-Nationalratsklub dafür einsetzen könnten, damit die Ideen, die Sie immer vertre­ten und die ich zum Großteil wirklich unterschreiben kann, wirklich ein bisschen in den Mainstream der ÖVP übernommen werden. Dann wäre insgesamt in der Schulpolitik einiges leichter. Da würde sich dann vielleicht auch die SPÖ, die ja auch im Prinzip recht gute Ideen in diesem Bereich hat, ein bisschen mehr durchsetzen können. Ich hoffe, Herr Bundesrat Schnider, dass Sie sich dafür auch mit voller Kraft im ÖVP-Natio­nalratsklub einsetzen werden.

In den letzten Monaten sind zwei Studien durch die Medien gegeistert, aus denen ich nur ein paar Eckdaten erwähnen möchte. Bei der PIRLS-Studie, einer internationalen Lesestudie, wurden Kinder im Alter von Schülern der vierten Klasse Volksschule getes­tet. Als das prägnanteste Ergebnis fand ich dabei, dass Kinder mit Migrationshinter­grund deutlich schlechter abschneiden. Das ist aber keine neue Erkenntnis, das wissen wir aus Education at a Glance 2007, das haben wir auch später in der PISA-Studie ge­sehen, und es gibt nur in England noch höhere Unterschiede zwischen quasi einheimi­schen Kindern und Kindern mit Migrationshintergrund.

Interessant beziehungsweise eigentlich traurig ist, dass sich das Problem mit der Auf­enthaltsdauer der Familie im Land nicht verbessert; das hat auch mein Vorredner schon erwähnt, ich komme später noch darauf zu sprechen.

In dieser Studie hat Österreich den Rang 20 unter 45 Staaten beziehungsweise Rang 15 von 19 OECD-Staaten erreicht. Ein weiteres wichtiges Ergebnis dieser Studie war: Es gibt deutliche Unterschiede bei den Leistungen der Kinder, je nach dem Bil­dungsgrad der Eltern. Das heißt, das, was man in der Schule leisten kann, was man in der Schule für Chancen hat, hängt offenbar wirklich gravierend von dem Umstand ab, ob die Eltern eine hohe Bildung genossen haben, einen hohen Bildungsabschluss ha­ben oder nicht.

Die Ergebnisse der PISA-Studie brauche ich nicht zu wiederholen, denn die sind hin­länglich bekannt. Wir haben eine relativ große Risikogruppe und eine relativ kleine Spitzengruppe. 16 Prozent der Schülerinnen und Schüler können nicht sinnerfassend lesen.

Der Tiroler Bildungslandesrat hat sich in einer Presseaussendung dazu geäußert und gemeint, PISA würde nur gewisse Teile abprüfen, und das sei nicht eine Gesamtauf­nahme dessen, was die Kinder wirklich wissen.

 


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