BundesratStenographisches Protokoll751. Sitzung / Seite 236

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möchte ich zu der ganzen Schuldiskussion auch eine persönliche Anmerkung machen: Gerade in den letzten Jahren war es in vielen Bereichen sehr beschämend, in welcher Art und Weise von den Oppositionsparteien das Thema Schule madig gemacht wurde, in welcher Art und Weise insgesamt die Schule schlechtgeredet wurde. Tatsache ist – und ich möchte bei der Problemanalyse differenzieren –, dass Probleme, die zugege­benermaßen da sind, vor allem in den Ballungsräumen durch eine sehr unfaire Diskus­sion über das ganze Bundesgebiet, über alle Schulen im Bundesgebiet sozusagen ge­stülpt wurden. (Präsident Mag. Erlitz übernimmt wieder den Vorsitz.)

Das ist so nicht richtig. Die Situation ist im ländlichen Raum eine ganz andere. Davon müssen wir einmal ausgehen. Es gibt ausgezeichnete Hauptschulen und ausgezeich­nete Gymnasien in den Bundesländern, wo auch ausgezeichnete Arbeit geleistet wird, wo alle Schülerinnen und Schüler entsprechende Chancen haben, ihre berufliche Kar­riere oder ihre schulische Karriere umzusetzen, wo die Schulpartnerschaft gut funktio­niert und wo tatsächlich die Schülerinnen und Schüler mit allen ihren Stärken und Schwächen individuell gefördert werden, wo sie im Mittelpunkt aller schulischen An­strengungen stehen und wo sie auch bestens ausgebildet werden.

Bei der Zufriedenheit der Eltern mit diesem System im Ausmaß von über 80 Prozent ist, glaube ich, doch die Schlussfolgerung berechtigt, dass wir nicht unbedingt alles än­dern müssen. Daher bin ich froh darüber, dass wir keine Einheitsbreischule bezie­hungsweise Gesamtschule bekommen werden, vor allem nicht flächendeckend, dass wir keine Einheitsschule über das ganze Bundesgebiet gestülpt bekommen.

Ich habe – und das sage ich grundsätzlich und auch in Richtung der Frau Ministerin – mit Modellversuchen überhaupt kein Problem, ich möchte aber die guten Strukturen nicht unbedingt zerstört wissen. (Beifall bei der ÖVP.)

Es wird auch in Niederösterreich entsprechende Weiterentwicklungen geben, weil es auch Angelegenheiten gibt, die sehr wesentlich sind und die Problemfelder darstellen. Ich denke da im Besonderen an die Schulaufbahnentscheidung – diese wurde von eini­gen Vorrednern schon angesprochen –, wo die Schülerinnen und Schüler mit neunein­halb, zehn Jahren entscheiden müssen, welchen Weg sie gehen, wo die Eltern mit die­ser Entscheidung überfordert sind, wo man auch auf viele LehrerInnen in den Volks­schulen mit dieser Entscheidung sehr viel Druck ladet.

Gerade an dieser Stelle wird ein Modell in Niederösterreich ansetzen. Das ist bereits in Vorbereitung. Das werden wir mit den Kolleginnen und Kollegen, mit allen Schulpart­nern breit diskutieren. Wir wollen die Schullaufbahnentscheidung um zwei Jahre hin­ausschieben und durch einen gemeinsamen Unterricht von AHS-Lehrern und Haupt­schullehrern zu einer Entscheidungsfindung in einer Orientierungsphase kommen. Ich glaube, dass wir damit von den Schülerinnen diesen Druck wegnehmen können, aber auch von den Lehrerinnen und Lehrern.

Ziel der bildungspolitischen Arbeit im Land Niederösterreich ist die bestmögliche För­derung der Schüler. Wir wollen ganz klar und deutlich weiterhin ein differenziertes Schulsystem aufrechterhalten, wo es Wahlfreiheiten für die Schülerinnen und Schüler und für die Erziehungsberechtigten gibt.

Wir wollen aber auch die regionale Sicherheit von den Standorten her weiterhin ge­währleisten und haben da das Schlagwort geprägt: Die Lehrerinnen und Lehrer sollen zu Pendlern werden und nicht immer die Schülerinnen und Schüler. Wir haben heute Schulen – und da denke ich an die Schulreform vom Anfang der siebziger Jahre unter Kreisky –, wie zum Beispiel im Gebiet von St. Aegyd am Neuwalde, wo die Schüler zur Volksschule oder die Kinder zum Kindergarten 30, 35 Kilometer weit gebracht werden müssen. Das sind Situationen, die durch Schulstandortschließungen Anfang der siebzi-


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