BundesratStenographisches Protokoll754. Sitzung / Seite 117

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uns gesteckten Ziele, nämlich 0,51 Prozent bis zum Jahr 2010, auch tatsächlich errei­chen. Wenn Sie sich aber die Zahlen der EZA in den letzten Jahren insgesamt und auch die Zahlen, die bilaterale und multilaterale Entwicklungshilfe im eigentlichen Sinne betreffen, anschauen, dann werden Sie wesentliche Fortschritte im Vergleich zu vor, sagen wir, fünf bis zehn Jahren erkennen, und ich glaube, dieser Trend wird sich auch fortsetzen.

Zur Europäischen Union insgesamt könnte man natürlich sehr viel sagen, einschließ­lich der Frage, inwieweit die Europäische Union ein soziales Projekt ist oder ob sie sich irgendwann einmal in Richtung Sozialunion bewegt, denn das ist sie heute sicher noch nicht. – Ich glaube, und da bitte ich auch die Kritiker und Skeptiker des Vertrages von Lissabon, sich das wirklich ganz genau anzuschauen, dass gerade in der Frage mehr Demokratie, mehr Bürgernähe, mehr Mitbestimmung und auch mehr soziale Rechte dieser Vertrag ganz wesentliche Fortschritte bringt.

Was wäre denn die Alternative, wenn dieser Vertrag nicht ratifiziert würde? – Die Alter­native wäre, dass wir auf dem Status von Nizza stehen blieben, und das wäre, gemes­sen an dem, was wir haben könnten, wenn der Vertrag von Lissabon ratifiziert würde, ein geradezu dramatischer Rückschritt.

Daher hoffe ich, und es schaut ja derzeit nicht so schlecht aus, dass bis zum Ende die­ses Jahres alle Staaten ratifiziert haben werden – ein Staat, wie wir wissen, mit Volks­abstimmung –, sodass ab 1. Jänner ein besserer Vertrag, ein Vertrag, der den Bürge­rinnen und Bürgern mehr bringt, der den Bedenken der Bürgerinnen und Bürger mehr entgegenkommt, in Kraft treten kann.

Ich möchte ganz zum Schluss noch eines sagen, was die Frage der Vermittlung, die Frage der Information betrifft, und da bin ich völlig bei Ihnen, Frau Bundesrätin. Ich mache das selbst sehr häufig, weil das mein Job und meine Aufgabe ist, und ich leide unter einem, das sage ich ganz offen: Dort, wo ich hingehe, wo ich spreche – ich
war gestern bei 270 Schülern in einer Schule in Hetzendorf, ich fahre heute am Abend nach Krems zur Donau-Universität; ich bin fast jeden Tag unterwegs –, gibt es in­teressante, spannende Gespräche und da kann gut diskutiert werden. (Bundesrat Ing. Kampl: Ja, eben!)

Aber ich habe ein Problem, und das haben wir alle, die wir uns mit diesem Thema be­schäftigen, und dieses lautet: Wie komme ich an jene heran, die nicht zu diesen Veran­staltungen gehen, die nicht von dem in der Zwischenzeit umfangreichsten Angebot an Informationen Gebrauch machen? Wie komme ich an die, ich sage es jetzt ganz offen, Schreiber von Leserbriefen in der „Kronen Zeitung“ heran? – Wir haben es versucht: Ich habe zirka ein halbes Dutzend direkt angerufen. (Zwischenruf des Bundesrates Ing. Kampl.) Wir haben alles Mögliche versucht, aber in der Regel – und das ist das Bedauerliche – ist das Interesse der großen Skeptiker an einer Diskussion beziehungs­weise an Information relativ gering.

Ich bemühe mich weiter – ich möchte an diese Leute herankommen! – und ich bitte selbstverständlich auch um Ihre Mithilfe, denn wo, wenn nicht durch die Abgeordneten, durch die National- und Bundesräte im Parlament, kommt man an die Wählerinnen und Wähler in deren Wahlkreisen heran?

Gemeinsam, so glaube ich, können wir nicht Propaganda machen, sondern gemein­sam können wir Information an den Mann und an die Frau bringen und gemeinsam können wir das Interesse wecken. Und wir können, so hoffe ich, die Leute auch davon überzeugen, dass diese Europäische Union insgesamt gut ist und dass auch dieser Vertrag von Lissabon ein guter Vertrag ist. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP, SPÖ und Grünen. – Bundesrat Ing. Kampl: Aber was spricht dann ...?)

15.26

 


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