Wenn wir jetzt die Diskussion um die Lebensmittelpreise führen, dann gibt es viele Ursachen; sie wurden schon genannt. Sehr oft ist schnell ein Schuldiger gefunden, und der Schuldige ist zurzeit die Produktion von Biosprit, von Biotreibstoffen, von erneuerbarer Energie. Ich bin Frau Kollegin Kerschbaum dankbar für den Ansatz, dass wir die Flächen, die Felder jetzt mit Solaranlagen zudecken und damit Elektroautos betreiben, weil das doch die umweltfreundlichste Art ist. Allerdings ist das im Moment nicht machbar, weil es zu wenige praxisreife Elektroautos gibt und weil Solarenergie noch nicht wirtschaftlich produzierbar ist. (Bundesrätin Kerschbaum: Was hat denn der Herr Minister getan ...?)
Was momentan möglich ist, das sollten wir tun! Das heißt nicht, dass wir es für die Zukunft ablehnen, aber das heißt, dass momentan verfügbare Treibstoffe auch eingesetzt werden sollen und dass nicht auf irgendetwas in 20 Jahren verwiesen wird. Denn damit verschieben wir den Umweltschutzgedanken. Es tut mir eigentlich leid, dass sich vor allem die Grünen aus der Produktion von erneuerbarer Energie und von Biotreibstoffen geistig verabschiedet haben.
Was brauchen wir denn für diese Energieproduktion, für diese Biospritproduktion? – 1,5 Prozent der Fläche in Österreich! Wir haben 2,5 Prozent vorgeschriebene Blühflächen, Biodiversitätsflächen, zu denen wir stehen. Aber – nur, damit wir auch hier die Relationen zueinander sehen – bis 2007 haben wir 5 Prozent Stilllegungsfläche gehabt, wir haben – Gott sei Dank, Frau Kollegin – in Summe 14 Prozent Bioacker- oder Biogrünlandflächen, und auch das ist etwas, was die Erträge reduziert.
Ich bin selbst Biobauer, ich habe es mir im vergangenen Jahr genau angeschaut. Mein Weizenertrag war, im Vergleich mit den Kollegen in der eigenen Ortschaft, genau bei der Hälfte desjenigen der konventionellen Betriebe. Darum ist ja Biogetreide auf dem Markt etwas teurer, das hat seinen Sinn. Aber auch diese 14 Prozent an Fläche für die Bioproduktion reduzieren natürlich den Ertrag in Österreich und reduzieren auch das verfügbare Getreide für die Nahrungsmittelproduktion. Dessen muss man sich genauso bewusst sein wie jener 1,5 Prozent an Fläche, die wir für Biosprit verwenden.
Ich habe mir noch ein paar andere Zahlen angeschaut. Wir haben eine Getreideproduktion von etwa 4,5 Millionen Tonnen in Österreich. 3 Millionen Tonnen gehen in die Futtermittelproduktion, 1,5 Millionen Tonnen in die Nahrungsmittelproduktion. Wenn wir ein bisschen mehr Fleisch essen, ein bisschen mehr Eier essen oder ein bisschen mehr Milchprodukte konsumieren, dann fehlt uns auch das bei der reinen Brotgetreideproduktion. (Zwischenrufe bei den Grünen.) Daher bitte ich, das alles immer sehr, sehr vernetzt zu sehen.
Um schwankende Ernten auszugleichen gibt es eben nur zwei Möglichkeiten: Zum einen ist das die staatliche, gesellschaftlich organisierte Lagerhaltung, weil private eben spekulativ ist, und zum anderen – und das ist auch ein Denkansatz – gibt es eine klare Fortsetzung der Produktion von Biotreibstoff, von Bioenergie. Denn wenn wir den Grundsatz „zuerst Nahrungsmittelproduktion, dann Futtermittelproduktion“ haben, dann können wir schwankende Ernten mit der Energieproduktion ausgleichen.
Das ist im heurigen Jahr geschehen. Es gibt im Prinzip ein fertiges Bioethanolwerk in Pischelsdorf, aber weil die Preise hoch waren und der Nahrungsmittelmarkt eng war, ist diese Anlage bis dato noch nicht in Betrieb gegangen. Hier kann man diese Schwankungen ausgleichen: In guten Jahren machen wir daraus Energie, und in schlechten haben wir die Reserve, die wir für die Nahrungsmittelproduktion brauchen. Auch diese Mechanismen sollten wir entsprechend aktiv betreiben. (Beifall bei der ÖVP. – Bundesrätin Kerschbaum: Das heißt, die sperrt dann immer zu, wenn’s teurer
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