Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Johannes Hahn: Grundsätzlich kann ich diesen Überlegungen durchaus folgen, wobei natürlich der Ratschlag der Experten immer einer ist, der quasi von einem wünschenswerten finalen Zustand ausgeht, und wir natürlich die aktuellen Rahmenbedingungen sehen müssen und Veränderungen in der Praxis oft in einer längeren Art und Weise vor sich gehen.
Was der Wissenschaftsrat allerdings auch sagt, ist: Man muss sich auch anschauen, wie die Entscheidungslinien an den Universitäten liegen sollten. Er weist auch mit Recht darauf hin, dass wir nicht eins zu eins das Faculty-Modell aus den USA übernehmen sollten, weil es hier andere Traditionen, Strukturen und Rahmenbedingungen gibt.
Was ich daraus, aber auch aus vielen Gesprächen an den Universitäten mitnehme – und das ist meines Erachtens etwas, was nicht Gegenstand einer gesetzlichen Regelung sein sollte –, ist, dass wir vermehrt eine Kultur entwickeln, dass an den Universitäten auch junge Wissenschafterinnen und Wissenschafter vermehrt die Möglichkeit bekommen, eigenständig zu forschen, zu arbeiten, was inkludiert, eigene Teams, eigene Budgets und eine maximale Freiheit in dem zu haben, was in der Tat die Freiheit von Forschung und Lehre bedeuten kann.
Präsident Helmut Kritzinger: Wird eine Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.
Bundesrätin Eva Konrad (Grüne, Tirol): Ihre Amtsvorgängerin hat einmal im Zusammenhang mit den Universitäten gesagt, dass Demokratie kein Wert an sich sei. Wie stehen denn Sie zu dieser Aussage?
Präsident Helmut Kritzinger: Bitte, Herr Bundesminister.
Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Johannes Hahn: Ich kenne diese Aussage so nicht. Das ist eine philosophische Diskussion. Ich kann nur sagen, ich antworte hier mit Churchill: Demokratie ist eine unheimlich schwierige Angelegenheit und eine mühsame, aber sagen Sie mir etwas Besseres!
Ich finde, es gibt keine Alternative zur Demokratie. Es gilt, die Dinge immer wieder in einer geeigneten Form zu interpretieren. Ich glaube auch, dass an den Universitäten der Gedanke der repräsentativen Demokratie auch Eingang finden muss und ja Eingang gefunden hat. Das sind Phänomene von Großorganisationen, dass sich in jeder Großorganisation die Frage der Mitbestimmung, der Entscheidungsfindung stellt. Ich denke, dass wir gegenwärtig an den österreichischen Universitäten durchaus zeitgemäße Antworten gefunden haben und immer wieder finden, wie Mitbestimmung stattfinden kann.
Präsident Helmut Kritzinger: Weitere Zusatzfrage? – Bitte, Frau Bundesrätin Grimling.
Bundesrätin Elisabeth Grimling (SPÖ, Wien): Herr Bundesminister! In welcher Weise wird in diesem Zusammenhang das Regierungsprogramm – „Alle unbefristet auf Laufbahnstellen beschäftigten Wissenschafter/innen sollen eine Gruppe (,Kurie‘) bilden“ – in Ihrem Begutachtungsentwurf zur UG-Novelle umgesetzt?
Präsident Helmut Kritzinger: Herr Bundesminister, bitte.
Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Johannes Hahn: Da wir ja einen längeren Diskussionsprozess haben und ich jetzt einmal einen Vorschlag in Gestalt eines Entwurfes vorgelegt habe, ist das ein Bereich, der sicherlich noch der weiteren Diskussion bedarf. Es gibt aber schon zwei konkrete Maßnahmen, die mir sehr sinnvoll erscheinen, die zum Teil auch aus Anregungen etwa der Universitätskonferenzen entstanden sind – und hier steht eigentlich immer wieder die Förderung sozusagen des engagierten wissenschaftlichen Nachwuchses im Vordergrund –, dass wir bezüglich der sogenannten §-99-Professuren, die heute auf zwei Jahre beschränkt sind, die Möglichkeit schaffen, diese Befristung auf sechs Jahre auszudehnen, sodass eben die
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