BundesratStenographisches Protokoll757. Sitzung / Seite 20

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Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Johannes Hahn: Grundsätz­lich kann ich diesen Überlegungen durchaus folgen, wobei natürlich der Ratschlag der Experten immer einer ist, der quasi von einem wünschenswerten finalen Zustand aus­geht, und wir natürlich die aktuellen Rahmenbedingungen sehen müssen und Verän­derungen in der Praxis oft in einer längeren Art und Weise vor sich gehen.

Was der Wissenschaftsrat allerdings auch sagt, ist: Man muss sich auch anschauen, wie die Entscheidungslinien an den Universitäten liegen sollten. Er weist auch mit Recht darauf hin, dass wir nicht eins zu eins das Faculty-Modell aus den USA überneh­men sollten, weil es hier andere Traditionen, Strukturen und Rahmenbedingungen gibt.

Was ich daraus, aber auch aus vielen Gesprächen an den Universitäten mitnehme – und das ist meines Erachtens etwas, was nicht Gegenstand einer gesetzlichen Rege­lung sein sollte –, ist, dass wir vermehrt eine Kultur entwickeln, dass an den Universitä­ten auch junge Wissenschafterinnen und Wissenschafter vermehrt die Möglichkeit be­kommen, eigenständig zu forschen, zu arbeiten, was inkludiert, eigene Teams, eigene Budgets und eine maximale Freiheit in dem zu haben, was in der Tat die Freiheit von Forschung und Lehre bedeuten kann.

 


Präsident Helmut Kritzinger: Wird eine Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.

 


Bundesrätin Eva Konrad (Grüne, Tirol): Ihre Amtsvorgängerin hat einmal im Zusam­menhang mit den Universitäten gesagt, dass Demokratie kein Wert an sich sei. Wie stehen denn Sie zu dieser Aussage?

 


Präsident Helmut Kritzinger: Bitte, Herr Bundesminister.

 


Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Johannes Hahn: Ich kenne diese Aussage so nicht. Das ist eine philosophische Diskussion. Ich kann nur sagen, ich antworte hier mit Churchill: Demokratie ist eine unheimlich schwierige Angelegen­heit und eine mühsame, aber sagen Sie mir etwas Besseres!

Ich finde, es gibt keine Alternative zur Demokratie. Es gilt, die Dinge immer wieder in einer geeigneten Form zu interpretieren. Ich glaube auch, dass an den Universitäten der Gedanke der repräsentativen Demokratie auch Eingang finden muss und ja Ein­gang gefunden hat. Das sind Phänomene von Großorganisationen, dass sich in jeder Großorganisation die Frage der Mitbestimmung, der Entscheidungsfindung stellt. Ich denke, dass wir gegenwärtig an den österreichischen Universitäten durchaus zeitge­mäße Antworten gefunden haben und immer wieder finden, wie Mitbestimmung statt­finden kann.

 


Präsident Helmut Kritzinger: Weitere Zusatzfrage? – Bitte, Frau Bundesrätin Grim­ling.

 


Bundesrätin Elisabeth Grimling (SPÖ, Wien): Herr Bundesminister! In welcher Wei­se wird in diesem Zusammenhang das Regierungsprogramm – „Alle unbefristet auf Laufbahnstellen beschäftigten Wissenschafter/innen sollen eine Gruppe (,Kurie‘) bil­den“ – in Ihrem Begutachtungsentwurf zur UG-Novelle umgesetzt?

 


Präsident Helmut Kritzinger: Herr Bundesminister, bitte.

 


Bundesminister für Wissenschaft und Forschung Dr. Johannes Hahn: Da wir ja einen längeren Diskussionsprozess haben und ich jetzt einmal einen Vorschlag in Ge­stalt eines Entwurfes vorgelegt habe, ist das ein Bereich, der sicherlich noch der weite­ren Diskussion bedarf. Es gibt aber schon zwei konkrete Maßnahmen, die mir sehr sinnvoll erscheinen, die zum Teil auch aus Anregungen etwa der Universitätskonferen­zen entstanden sind – und hier steht eigentlich immer wieder die Förderung sozusagen des engagierten wissenschaftlichen Nachwuchses im Vordergrund –, dass wir bezüg­lich der sogenannten §-99-Professuren, die heute auf zwei Jahre beschränkt sind, die Möglichkeit schaffen, diese Befristung auf sechs Jahre auszudehnen, sodass eben die


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