BundesratStenographisches Protokoll757. Sitzung / Seite 31

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Es ist auch so, dass das Forschungsportfolio in Österreich ein, wie Banker sagen wür­den, konservatives ist, was allerdings den Vorteil hat, dass in konjunkturellen Ab­schwungphasen der Einbruch weniger dramatisch ist, während natürlich in konjunktu­rell sehr guten Phasen vielleicht andere Länder, die dezidierte Schwerpunkte gesetzt haben, scheinbar abheben und wegfliegen. Aber natürlich ist dort die Volatilität eine viel höhere. Beispiel Irland – was möglicherweise auch Teil des Verhaltens jetzt bei der Abstimmung war –: Die Iren haben sich durch viele Jahre wirtschaftlich und auch for­schungsmäßig auf ganz bestimmte Bereiche konzentriert, etwa auf IT. In der Phase des Aufschwunges sind die explodiert. Da hat man uns zum Beispiel gesagt: Schaut euch das an! Nehmt euch ein Beispiel! – Jetzt, in der Phase eines leichten Abschwun­ges, schwingen die heftiger ab und jetzt stehen wir besser da.

Es gibt in diesem Zusammenhang auch ein anderes Beispiel. Ich bringe das immer gern, weil wir eine Neigung dazu haben, in allen Dingen nach Finnland zu schauen und zu sagen, wie toll das dort ist. Sicher, es ist in Finnland vieles gut, aber wenn ich mir zum Beispiel ansehe, dass allein Nokia einen Anteil von 70 Prozent der F&E-Gelder vonseiten der Wirtschaft hat, dann muss man feststellen: Wenn in Finnland Nokia ver­kühlt ist, dann liegt Finnland in der Intensivstation. Wir haben in Österreich eine breite­re Verteilung auf Unternehmen, und das ist gut so. Zwar könnte man in konjunkturellen Aufschwungphasen meinen, dass mehr realistisch wäre, auch im Forschungsbereich, aber in the long run ist, glaube ich, die Struktur, die wir haben, eine sehr gute, und ich gehe davon aus, dass wir die Wachstumsdynamik in der F&E-Quote, die wir in den letzten Jahren hatten, auch in Zukunft fortsetzen werden.

Das erklärte Ziel jetzt muss sein, zur absoluten europäischen Spitzengruppe aufzu­schließen, das sind die Skandinavier, und es ist auch ganz wichtig, innerhalb der F&E-Quote den Anteil der Grundlagenforschung stärker zu erhöhen. Hier haben wir bis 2020 das 1-Prozent-Ziel. Das ist ein sehr ambitiöses Ziel, weil die besten Länder – in diesem Fall die Schweiz, aber auch Israel – momentan bei 0,8 Prozent stehen. Aber wenn wir diesen Schritt, den wir gerade gehen, nämlich vom Imitator zum Innovator, vollziehen wollen, dann müssen wir stark in die Grundlagenforschung gehen, weil die technologischen Veränderungen in der Grundlagenforschung stattfinden. Die ange­wandte Forschung hat dann sozusagen die Umsetzung dieser Erkenntnisse durchzu­führen. Das hängt zusammen.

Ich bin auch froh, dass ich beim letzten Innovationsdialog der Bundesregierung fest­stellen konnte, dass diese jahrzehntelang fast religiös ausgetragene Gegnerschaft zwi­schen Vertretern der angewandten Forschung und der Grundlagenforschung Gott sei Dank im Großen und Ganzen der Vergangenheit angehört. Alle Seiten haben begriffen, dass wir uns gegenseitig bedingen. Das ist schon einmal sozusagen die halbe Miete, den Rest werden unsere Forscherinnen und Forscher selbst beitragen. – Danke schön.

 


Präsident Helmut Kritzinger: Wird eine Zusatzfrage gewünscht? – Bitte.

 


Bundesrätin MMag. Barbara Eibinger (ÖVP, Steiermark): Danke. Was ich fragen wollte, wurde schon beantwortet.

 


Präsident Helmut Kritzinger: Zu einer weiteren Zusatzfrage hat sich Herr Bundesrat Ing. Einwallner gemeldet. – Bitte.

 


Bundesrat Ing. Reinhold Einwallner (SPÖ, Vorarlberg): Herr Bundesminister! Wel­che konkreten Schwerpunkte setzen Sie in Ihrem Ressort, um die Forschungsquote weiter zu steigern? Und eine zusätzliche Frage noch: Gibt es auch regionale For­schungsschwerpunktprogramme aus Ihrem Ressort?

 


Präsident Helmut Kritzinger: Bitte, Herr Bundesminister.

 


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