BundesratStenographisches Protokoll757. Sitzung / Seite 52

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ger und Bartenstein vereinbart worden ist, hat Gusenbauer gesagt: Nein, die kommt ganz sicherlich nicht, jedenfalls nicht in dieser Form! – Das ist also noch offen. Da wird man sehen, wie dieses Rennen ausgeht.

Wir haben in der EU – darüber können wir uns freuen – die viertniedrigste Jugendar­beitslosigkeit. Das ist etwas, worüber wir uns noch freuen können. (Bundesrat Boden: „Dank“ der FPÖ!) Tatsache ist aber, dass man sich jetzt nicht zurücklehnen und sagen kann: Na fesch, sind wir nicht gut?!, sondern wir müssen daran arbeiten, dass sie noch gesenkt wird, denn die viertniedrigste kann doch nicht das Ziel aller Dinge sein. (Bun­desrat Boden: Es ist besser, wenn die FPÖ nicht daran mitarbeitet!)

Es hat sich gezeigt – und das ist auch mein Lob daran –, dass sich das duale Ausbil­dungssystem wirklich bewährt hat, aber trotz dieser Bewährung des dualen Ausbil­dungssystems, zu dem wir alle, glaube ich, ungeachtet der Parteizugehörigkeit, stehen, ist es uns nicht gelungen, die Lehre wirklich gesellschaftsfähig zu machen.

Allen Slogans, wie etwa „Karriere mit Lehre“, zum Trotz ist das Image des Lehrlings heute gesellschaftspolitisch gesehen eher am unteren Ende der Skala angesiedelt. (Bundesrat Boden: Solch ein Blödsinn! Stimmt ja gar nicht!)

Leider! Ich bedauere das! (Zwischenruf der Bundesrätin Zwazl.) Ich bedauere das und sage auch: Ungeachtet ... (Neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Zwazl.) Frau Kol­legin, nicht böse sein! (Weiterer Zwischenruf der Bundesrätin Zwazl sowie Zwischenruf des Bundesrates Mag. Klug.) – Soll ich kurz hinausgehen, und ihr tratscht einstweilen ein bisschen miteinander? (Bundesrat Mag. Klug: Berufsmatura!)

Ungeachtet der Berufsreifeprüfung, ungeachtet der Bestrebungen wie „Lehre mit Matu­ra“ ist es doch so – eigentlich ein Wahnsinn! –, dass eine ganz normale Lehre, die den traditionellen Schritten folgt – Volksschule, Hauptschule, Polytechnische Schule –, nicht anerkannt wird. Da frage ich mich schon: Warum? Was ist da eigentlich passiert?

Ich sage dazu: Es ist jahrelang nur die Matura im Mittelpunkt der Bildungspolitik ge­standen, auf die hat sich alles fokussiert! Es war unheimlich wichtig, die Matura zu ha­ben. Damit ist die Bedeutung der Lehre immer weiter nach hinten gerutscht (Bundesrat Gruber: Stimmt nicht! Die Meisterprüfung ist immer anerkannt worden!), und das hat dem Beruf des Facharbeiters insgesamt nicht gutgetan, was wirklich zu beklagen ist.

Nun kommt die Industrie, kommen die Wirtschaftsbetriebe und sagen: Wir brauchen Facharbeiter! Wir erinnern uns noch an die Diskussion von vor ungefähr zwei Jahren, wo es hieß: Wir brauchen 5 000 Facharbeiter! – Schlosser, Dreher, Schweißer und so weiter. Die müssen wir selbst ausbilden! Es kann doch nicht wirklich unser Anspruch sein, uns diese aus dem Ausland holen zu müssen, während wir im eigenen Land nicht bereit sind, Lehrlinge aufzunehmen und zu Facharbeitern auszubilden. (Bundesrat Mag. Klug: Das tun wir ja mit diesem Paket!)

Na ja, mit diesem Paket versuchen Sie zwar einige ganz gute Dinge, das gestehe ich Ihnen durchaus zu (Bundesrat Mag. Klug: Danke!), aber wir müssen früher ansetzen. Die PISA-Studie besagt, dass 20 Prozent der Lehrlinge nicht ausreichend lesen und schreiben können. – Das kann es nicht sein, da muss etwas passieren! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)

In den Ballungszentren, sehr geschätzte Kollegen – vor allem in Wien dank der SPÖ-Bildungspolitik! –, ist die Hauptschule, die auf dem Land gut funktioniert und die eigent­lich den klassischen qualifizierten Facharbeiter heranführen sollte, zur Ausländerrest­schule verkommen, wo kein Österreicher mehr sein Kind hinschicken will. Wenn wir davon ausgehen, dass dort 20 Prozent der Schüler nicht ausreichend lesen und schrei­ben können, dann heißt das, dass damit eine geringere Qualifikation des Lehrlings ge­geben ist. Daher muss man hier wirklich früher ansetzen. (Bundesrat Stadler: ... bis 2007!)

 


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