BundesratStenographisches Protokoll757. Sitzung / Seite 53

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Ja, aber die Fehler der Vergangenheit im Bildungs- und Schulbereich holen uns leider immer wieder ein (Bundesrat Stadler: Habt ihr schon daraus gelernt?), aber mit so gro­ßer Verspätung, dass es dann schwierig wird, eine Kurskorrektur vorzunehmen. Da er­wähne ich jetzt nur die antiautoritäre Erziehung der Altachtundsechziger, die uns heute auf den Kopf fällt. Wir haben heute Kinder und Jugendliche, die nicht einmal wissen, was Benehmen ist. Es gab eine Studie unter den Unternehmen, eine Studie, an wel­cher immerhin 600 Betriebe teilgenommen haben, wo das wichtigste Kriterium das Be­nehmen des Lehrlings war, wo es darum ging: Wie präsentiert sich der Lehrling beim Vorstellungsgespräch, wie ist sein Verhalten? (Bundesrat Boden: Sie haben keine Ah­nung von irgendetwas!)

Na, ich glaube eher, dass Sie keine Ahnung haben, denn Sie ignorieren die Realität ständig! Sie reden irgendetwas schön und glauben, weil Sie die Situation schönreden, ist es auch so. Das ist aber leider falsch. Gehen Sie hinaus und reden Sie mit den Leu­ten, dann werden Sie wissen, was die Ihnen zu sagen haben! (Bundesrat Boden: Das wäre eher für Sie etwas!)

Die Schulnoten sind nämlich gar nicht das wichtigste Kriterium. Das wichtigste Krite­rium ist das Verhalten des Lehrlings und die Art und Weise, wie er sich in den Betrieb eingliedert.

Es gibt in diesem Jugendausbildungs-Sicherungsgesetz durchaus gute Ansätze. (Bun­desrat Mag. Klug: Ah?) Ja, das bestreite ich auch gar nicht. (Bundesrat Mag. Klug: Jetzt kommt doch noch ein Inhalt!) Wie immer bei mir. (Bundesrat Mag. Klug: Lange mussten wir warten!) Na ja, bei manchen Ihrer Redner kommt überhaupt nie der Inhalt, und das halten wir hier auch aus!

Es gibt ganz gute Sachen in diesem vorliegenden Gesetzentwurf, wie zum Beispiel die Ausbildungsgarantie, dass jemand, wenn er, aus welchen Gründen auch immer, die Lehre unterbrechen muss, diese auch beenden kann. Das finde ich total positiv. Dies­bezüglich haben wir Freiheitlichen in Wien – also auf Landesebene in diesem Fall – schon entsprechende Vorstöße unternommen, weil wir das für richtig halten.

Ich persönlich – ich weiß nicht, aber nicht alle meiner Kollegen sehen das so – finde es schon richtig, dass man das Ausbildungsverhältnis mit einem Lehrling, wenn er sich gar nicht bewährt hat, auch früher lösen kann. Ich finde es aber sehr wichtig und sehr richtig, dass dem ein Mediationsverfahren vorangehen muss, in das der Lehrling eine Person seines Vertrauens mitnehmen kann. Das halte ich schon für durchaus gescheit.

Ich finde es auch an sich gut, wenn man sagt, ich zahle euch eine Prämie, wenn ihr die Qualität der Lehrlingsausbildung steigert. Genau da liegt aber der Hase im Pfeffer: Sie sind bereit, viel Geld in die Hand zu nehmen. Das sind bis zum Jahre 2010 insgesamt 200 Millionen €. Wenn man so viel Geld in die Hand nimmt, dann muss man auch die Qualität kontrollieren. In jeder Schule gibt es Tests, gibt es Prüfungen, werden das Wissen und die Qualität abgefragt. Jetzt erst werden Bildungsstandards eingeführt, völ­lig richtig, und es wird immer wieder überprüft. Das muss man auch hier tun können.

Es gibt immer schwarze Schafe. Wir können uns die Welt nicht schönreden. Die schwarzen Schafe wird es immer geben. Wenn ich sage, ich gebe dir Geld in die Hand, dann muss ich das auch überprüfen können. Auch der ehemalige Lehrlingsbeauftragte der Regierung Schüssel, Egon Blum (Zwischenruf der Bundesrätin Zwazl) – Herr Blum hat genau das kritisiert! –, also der Erfinder des Blum-Bonus, hat genau diese man­gelnden Qualitätskriterien kritisiert. Man kann auch hier – so, wie wir Bildungsstan­dards einführen – Qualitätskriterien einführen und diese auch überprüfen. Tut man das nicht, bleibt es ein zwar gut gemeintes, aber leider in gewisser Weise doch zahnloses Regelwerk. (Beifall des Bundesrates Herbert.)

11.31

 


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