BundesratStenographisches Protokoll757. Sitzung / Seite 65

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dafür zu tun, den Jugendlichen weiterhin betriebliche Ausbildungsplätze nach ihren In­teressen, Neigungen und Begabungen zu ermöglichen.

In Vorarlberg entscheidet sich noch jeder zweite Jugendliche, eine Lehre zu beginnen. Österreichweit liegt diese Quote in etwa bei 40 Prozent. Die Tendenz ist leider nicht steigend, obwohl wir jetzt gute Zahlen vorzuweisen haben.

Das Lehrlingsförderungsprogramm im Rahmen des sogenannten Blum-Bonus hat, wie die Frau Staatssekretärin schon gesagt hat, Tausende zusätzliche Lehrstellen ge­schaffen und in die Betriebe gebracht. Und deshalb dürfen wir auch für die Initiativen von Kommerzialrat Egon Blum sehr dankbar sein, weil er mit der Regierung hervorra­gende Programme initiiert hat.

Deshalb ist auch, weil wir natürlich im engsten Einvernehmen mit Kommerzialrat Blum die Materie kennen, die Weiterentwicklung im Rahmen des Blum-Bonus für uns Vorarl­berger keine Weiterentwicklung, wenn das auch für andere Bundesländer in dieser Form gelten mag, wobei ich gegen die Qualitätskriterien, die da drinnen sind, keine Einwendungen habe. Das ist in Ordnung so und kann auch entsprechend weiter umge­setzt und dann hoffentlich auch evaluiert werden. Bei diesem Entschließungsantrag, der hier vorgelegt wurde, geht es einfach darum, Zahlenmaterial zu ermitteln, zu eva­luieren und, wenn es Probleme gibt, gleich entsprechende Maßnahmen zu setzen, Be­schlüsse zu fassen. Damit können wir uns natürlich auch sehr identifizieren. Ich denke, das ist wichtig.

Wir werden deshalb in Vorarlberg mit Kommerzialrat Blum ein eigenes Ländle-Modell entwickeln. Wir werden diesen Ansatz weiterentwickeln, damit wir dieses Blum-Modell in Vorarlberg im selben Umfang, mit Akzeptanz in der Lehrlingsausbildung, weiter fort­führen können.

Vorarlberg ist eben anders, wie Kollegin Kemperle gesagt hat; sie hat sich bei uns klug gemacht. Wir haben, was duale Ausbildung anlangt, einen sehr hohen Stellenwert und sehr hohe Qualitätsansprüche.

Um noch einmal auf diese Lehrlingskündigung zurückzukommen, mit dem vereinbarten Begriff, Frau Präsidentin: Hiezu gibt es aus dem Ländle nur negative Stellungnahmen, weil wir Sorge haben, dass eine erweiterte Kündigungsmöglichkeit die Verantwortung für den betrieblichen Teil von den Lehrbetrieben zum AMS beziehungsweise zu den überbetrieblichen Ausbildungswerkstätten überträgt. Und wir sind besorgt, dass das vielleicht in Vorarlberg dem Ansehen der dualen Ausbildung schaden könnte.

Wir haben in Vorarlberg mehr als 8 000 Lehrverhältnisse, Lehrlinge. Davon wurden im letzten Jahr etwa 920 aufgelöst, das heißt, dieser Prozentsatz liegt in etwa bei 13 Pro­zent. Das ist schon ein relativ hoher Wert, aber das wurde auch ohne diese erweiterten Kündigungsmöglichkeiten bewerkstelligt. Also: 13 Prozent haben sich aus der Lehre verabschiedet, ohne dass es diese Kündigungsmöglichkeit gab. Und jetzt haben wir eben Sorge, dass sich diese Quote weiter nach oben entwickelt. Das ist die große He­rausforderung, die es sehr genau im Auge zu behalten gilt.

Ich bin seit 20 Jahren selbst Lehrlingsausbildner. Die Stadt Feldkirch war der erste Lehrlingsausbildner im Land Vorarlberg. Wir haben jedes Jahr in etwa 14 Lehrlinge auszubilden, und deshalb setze ich mich auch sehr mit jungen Leuten auseinander. Viele Vorarlberger Gemeinden sind diesem Beispiel inzwischen gefolgt, auch das Land Vorarlberg macht Lehrlingsausbildung. Ich kann Ihnen deshalb auch aus eigener Er­fahrung sagen, es gibt oft Probleme mit jungen Menschen in der Pubertät. Hier ist dann der Lehrbetrieb, der Lehrlingsausbildner, der Lehrverantwortliche gefordert, mit Unter­stützung durch entsprechende Maßnahmen im Bereich Kompetenz und Coaching auf diese jungen Leute einzugehen, zuzugehen.

 


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