BundesratStenographisches Protokoll757. Sitzung / Seite 68

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Nach der Hälfte der Lehrzeit, mit einem Ausbildungsnachweis – das ist so ähnlich wie ein Werkstattbuch – tritt der junge Mensch zu einem Zwischentest an. Wenn er diesen Test besteht, bekommt der Betrieb eine Förderung. Wenn er diesen Test nicht besteht und der Betrieb es auf sich nimmt und sagt: warum?, wo sind denn seine Schwächen?, und mit ihm diese Schwächen übt und weiterhin diesen Ausbildungsnachweis führt, dann bekommt der Betrieb bei der Lehrabschlussprüfung – wenn er die dann besteht, und auch in diesen Fehlern, die er gehabt hat – auch eine Förderung. Diese beträgt al­lerdings die Hälfte.

Und weil auch immer wieder hier darüber gesprochen wurde und weil mich das als Un­ternehmerin auch ein bisschen stört: Wenn es um die Frage geht, woher die Gelder, die die Unternehmen erhalten, kommen, dann muss ich sagen, sie kommen großteils aus dem Insolvenzsicherungsfonds – und das ist ein Fonds, in den großteils die Unter­nehmer einzahlen.

Ich glaube, dass wir hier wirklich ein ausgesprochen gutes Papier vorliegen haben, ge­rade deshalb, weil wir schauen, dass mehr Kinder eine Lehrstelle bekommen, und es den Betrieben erleichtern, die Lehrlinge noch besser auszubilden. Wir bekommen Un­terstützung für die Ausbildner und, was etwas ganz Wichtiges ist und was wir immer wieder vergessen: Es gibt ja nicht nur Hochbegabte, es gibt ja auch junge Leute, die ganz einfach schwerer lernen. Auch hier gibt es jetzt Anreize und Möglichkeiten.

Es gibt jetzt Förderungen, dass man Lernschwachen hilft. Wir in Niederösterreich ha­ben zum Beispiel eine kostenlose Nachhilfe. Aber es ist so: Wenn jemand bei einer Lehrabschlussprüfung durchfällt, ist das jetzt nicht mehr mit Kosten verbunden; er be­kommt eine zusätzliche Schulung, und er kann wieder kostenlos bei der Prüfung antre­ten.

Was den Ausbildungsübertritt anbelangt, so muss ich ganz einfach sagen, hier werden Ängste geschürt. Es gibt derzeit ungefähr 4 Prozent an Lösungen; und da muss man auch schauen: Warum wird ein Lehrvertrag gelöst?, und: Was ist in der Statistik alles drinnen? – Es ist zum Beispiel in der Statistik drinnen, dass es ein neuer Lehrvertrag ist, wenn es eine Namensänderung des Betriebes gibt. Ich bin da auch erst draufge­kommen, als ich die Statistiken durchgearbeitet habe, weil mich das ganz einfach inter­essiert, warum ein Lehrvertrag gelöst wird und wie oft er von einem Lehrling gelöst wird.

Ich muss ehrlich sagen, mir geht es darum, dass man die Lösung enttabuisiert. Wer, bitte, macht sich Gedanken, wenn ein Student seine Studienrichtung ändert, weil er draufkommt, das ist nicht das, was ich will? – Ja, Gott sei Dank soll das doch der junge Mensch auch! Wir können doch nicht von einem jungen Menschen diese Disziplin und dieses Durchdrücken verlangen, wenn er sieht, er ist in einer Branche, die für ihn nicht geeignet ist.

Machen wir uns doch nichts vor: Wenn er irgendwo ist, wo es aus irgendwelchen Grün­den nicht passt, dann ist es doch gescheiter, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass wir schauen, dass der junge Mensch woanders eine Lehrstelle bekommt, wo er wirklich in vollster Zufriedenheit seinen Beruf machen kann. (Beifall bei der ÖVP sowie bei Bundesräten von SPÖ und Grünen.)

Wir alle wissen, dass man ununterbrochen weiterlernen muss, und das tut man nur dann, wenn man einen Beruf eingeschlagen hat, der einem auch Freude macht. Bün­deln wir doch das Ganze und probieren wir es! Was ist denn dabei, wenn wir das eva­luieren?

Wir haben in Niederösterreich seit zwei Jahren eine einvernehmliche Lösung des Lehr­verhältnisses, gemeinsam mit dem AMS, mit der Arbeiterkammer, der Wirtschaftskam-


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