Herr Kollege Matznetter! Herr Staatssekretär, es ist gut, dass Sie sich jetzt gerade durch einen Zwischenruf zu Wort gemeldet haben: Eines verstehe ich ja betreffend das Finanzministerium seit einiger Zeit nicht mehr, nämlich diese „Einnahmenverweigerung“! Das ist eine paradoxe Situation: Das Finanzministerium verweigert Einnahmen, und umgekehrt kommt sogar ein Veto des Vorgängers des jetzigen Finanzministers, damit besonders viel ausgegeben und teuer gekauft wird – ich erwähne nur das Stichwort Eurofighter. Man muss doch im Finanzministerium wissen: Was haben wir im Auge? Haben wir im Auge, die besonders Reichen zu fördern – oder haben wir die Staatskassa im Auge, haben wir im Auge, soziale Gerechtigkeit herbeizuführen?
Kollege Perhab, jetzt werden Sie wahrscheinlich den nächsten Zwischenruf machen, nämlich: Ja, aber das ist ja Mittelstandsförderung! – Es gibt diese Schimäre des österreichischen Mittelstandes und dass der Mittelstand in Österreich ein so unglaubliches Vermögen entwickelt hat und wir deswegen die Schenkungssteuer und die Erbschaftssteuer abschaffen müssen, weil unser Mittelstand so prächtig zu entwickeln ist.
Wissen Sie, dass 10 Prozent der Bevölkerung in Österreich 70 Prozent des gesamten Vermögens besitzen, und dass 1 Prozent von diesen 10 Prozent über ein Drittel des ganzen Vermögens gehört? – Und genau das, was Sie heute beschließen, liebe Kollegen und Kolleginnen, entlastet ... (Zwischenruf des Bundesrates Preineder.) – Aber das ist doch Quatsch mit Soße, Kollege – erlauben Sie mir hier einen etwas „leichteren“ Ausdruck. Sie entlasten heute jene 10 Prozent, die 70 Prozent des österreichischen Gesamtvermögens besitzen. Da muss ich Ihnen wirklich „gratulieren“! Das ist eine unfassbare sozialpolitische und steuerpolitische Maßnahme!
Jetzt sagen Sie – das sagt übrigens die SPÖ, das sagen Sie nicht –, der Verfassungsgerichtshof ist schuld, er hat ja die Erbschaftssteuer aufgehoben. – Ja, wofür haben wir denn eine Regierung, wenn nicht dafür, dass sie sich überlegt, wie man eine gerechtere Erbschaftssteuer zustande bringt?!
Wie wenig der Mittelstand dieses Vermögen hat, das hier geschenkt oder vererbt wird, zeigt Folgendes – das wird der Herr Staatssekretär, der ja alle Zahlen bestens kennt, bestätigen müssen –: Meine Damen und Herren, im Jahre 2006 waren es fünf – ich buchstabiere: f-ü-n-f, fünf! – Erbschaften beziehungsweise Schenkungen, die 23 Prozent der Summe eingebracht haben, die im Finanzministerium unter diesem Titel verbucht wurde. – „Super“! „Super“! Wo ist denn da der Mittelstand, der hier zur Kassa gebeten wird?
Meine Damen und Herren, wir sind weit davon entfernt, dass unser Steuersystem einen sozialen Ausgleich in dieser Republik schafft, auch weil jene, die die Chance haben, Geld zu parken, Geld möglichst steuerschonend zu verwalten, jene sind, die ohnedies alle Möglichkeiten haben.
Finanzminister Lacina hat das Stiftungsgesetz seinerzeit aus anderen Gründen eingeführt, als es heute – missbräuchlich – verwendet wird. Es ist meiner Meinung nach nur mehr ein Missbrauch, denn mit diesem Gesetz, sage ich Ihnen ganz ehrlich, würde Dagobert Duck seinen Geldspeicher nicht mehr in Amerika haben, sondern er wäre schon längst – so wie der Herr Flick damals (Ruf bei der ÖVP: Gott sei Dank!) – nach Österreich gekommen, denn in den USA oder in der Schweiz müsste er zahlen: Nein, gehen wir nach Österreich, denn da müssen wir nichts zahlen! (Zwischenrufe der Bundesräte Edgar Mayer und Perhab.)
Dann für die Zinsen in den Stiftungen: 12,5 Prozent. Und wenn die Begünstigten – ich habe einmal gehört, dass Wlaschek alle seine geschiedenen Frauen in dieser Stiftung drinnen hat – dann aus dieser Stiftung etwas beziehen, werden diese 12,5 Prozent auch noch von der Steuer angerechnet! Ich muss Ihnen sagen, dass sich das ein „nor-
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