BundesratStenographisches Protokoll757. Sitzung / Seite 126

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Frau Bundesrätin Mühlwerth, diese Stellen sind sehr sensibel und erfahren, wenn es darum geht, herauszufinden, was glaubhaft ist, wo ein Diskriminierungsfall vorliegt und wo nicht. Man muss da einfach Mut machen, den Rücken stärken und auch klarma­chen, so geht das nicht für Menschen, für Unternehmen, wo eben Diskriminierung stattfindet.

Etwas, was mir selber auch noch ganz wichtig ist – Frau Ministerin Bures wird sicher noch auf die weiteren Details der Gesetze eingehen –, ist breite Information. Es gab im letzten Jahr das Europäische Jahr der Chancengleichheit für alle. Eine Umfrage im Rahmen des Eurobarometer hat gezeigt, dass in Österreich nur 17 Prozent der Bevöl­kerung wissen, wie ihre Rechte im Falle einer Diskriminierung, einer Ungleichbehand­lung ausschauen, wohin sie sich wenden können. Das war für uns als zuständiges Mi­nisterium der Anlass, eine Informationskampagne zu machen. Wir haben einen Leitfa­den erstellt und auch eine Informationsbroschüre, wo die Gleichbehandlungsgesetzge­bung in Österreich, die Rahmenbedingungen, die Informationen, alles was relevant ist, enthalten sind.

Diese wird natürlich in einer aktualisierten Ausgabe mit der gesetzlichen Anpassung neu herausgegeben. Ich kann Ihnen diese Folder empfehlen, sie sind abrufbar auf un­serer Homepage und auch über das Bürgerservice erhältlich. Der Titel ist: „Chancen­gleichheit – Das Gleichbehandlungsrecht in Österreich. Gleichstellung beginnt im Kopf. Gleichberechtigung jetzt.“

Ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Zugang. Wir sollten den Kopf so frei haben, um auch offen über das Thema Gleichstellung, Gleichbehandlung zu sprechen. Niemand will Männer und Frauen gleich machen; Unterschiede sind da. Das ist einfach so, aber es geht darum, dass man Defizite, dass man Handlungsbedarf erkennt. Frauen verdie­nen in Österreich immer noch zirka 20 Prozent weniger als Männer. Niemand will Frau­en und Mädchen gegen ihren Willen in Berufe drängen, die sie selber nicht wollen. Aber es geht darum, das gesamte Spektrum aufzuzeigen und vielleicht auf Stärken aufmerksam machen, auf Talente, an die man selber nicht denkt, weil man eben immer noch in traditionellen Rollenbildern denkt. Das ist nichts Schlechtes, das ist Tatsache, aber ich glaube, dass die Politik eine besondere Verantwortung hat.

Gerade was die Berufsorientierung und vielleicht auch das Über-den-eigenen-Teller­rand-Hinausschauen angeht, da soll man sich Informationen holen, mehr sehen, mehr Informationen bekommen und vielleicht für sich selber Dinge erkennen, an die man sel­ber noch nicht gedacht hat.

Das ist sicher ein Grund dafür, warum wir 50 Prozent in den drei Top-Lehrberufen bei den Mädchen haben, weil es oft so ist, dass die Mädchen eine rosarote Brille aufhaben und den Beruf anders sehen, als er dann in der Realität ist. Die echte Realität zu zei­gen und die Mädchen ein bisschen zu sich selber hinzuführen, das ist etwas, wo auch Sie, Frau Bundesrätin Mühlwerth, mit Sicherheit zustimmen werden, dass wir mit sol­chen Aktivitäten gut auf dem Weg sind.

Es geht darum, nicht gleich zu machen, aber gleiche Chancen zu haben und zu unter­stützen, diese Chancen auch zu ergreifen. Wir wissen auch, dass sich Frauen selber oft viel zu sehr hinterfragen und sich selber oft viel zu wenig zutrauen. Wir alle, alle Frauen hier, haben das wahrscheinlich schon einmal erlebt. Und da haben wir eine be­sondere Verantwortung, zu sagen, ihr könnt das und wir schaffen euch dafür Rahmen­bedingungen.

Ich glaube auch, dass wir gerade in pädagogischen und auch in anderen Bereichen mehr Männer brauchen. Auch da geht es darum, die Vielfalt in beide Richtungen zu se­hen. Ich sehe das nicht nur einseitig in eine Richtung, sondern durchaus in beide – dort, wo wir einfach zu wenige Männer haben, weil es wichtig ist, beides zu haben. Ich


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