BundesratStenographisches Protokoll757. Sitzung / Seite 132

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Ich glaube, dass es einfach noch sehr viel zu tun gibt, bis wir tatsächlich von Gleichbe­handlung und Gleichberechtigung sprechen können. Es heißt ja immer, dass das Par­lament repräsentativ ist und die Bevölkerung des Landes widerspiegeln soll. Ich glau­be, es wird mir niemand widersprechen, wenn ich sage, dass auch hier im Saal nicht lauter Feministen sitzen, daher: Wieso sollte ganz Österreich aus lauter Feministen und Feministinnen bestehen?

Frau Mühlwerth, ich muss doch noch auf Ihre Ausführungen eingehen. Frau Kollegin Mühlwerth hat mich natürlich nicht enttäuscht in ihrer Stellungnahme, ich möchte aber jetzt nur auf einen Satz eingehen: Jeder hat seine Fähigkeiten! – Das ist immer so wundervoll positiv formuliert. Erstens ist es nicht geschlechtergerecht formuliert – aber das lasse ich jetzt einmal beiseite; und es stimmt schon, ja: Alle Menschen haben ihre besonderen Fähigkeiten! –, und mir hat auch noch niemand nachvollziehbar erklären können, wieso meine besonderen Fähigkeiten als Frau dazu führen, dass jetzt nicht ich als Einzelperson, aber Frauen generell um 30 Prozent weniger als Männer verdienen, dass sie kaum Chancen haben, wirklich in Spitzenpositionen zu kommen, und, und, und. Das kann doch nicht an meinen besonderen Fähigkeiten als Frau liegen!

Vielleicht können Sie mir beizeiten, Frau Kollegin Mühlwerth – es muss ja nicht hier sein, aber irgendwann – erklären, was eigentlich die besonderen Fähigkeiten von Män­nern und Frauen generell sind. Ich konnte es nämlich bisher noch nicht feststellen, was denn diese ganz spezifischen Unterschiede sind. Ich weiß, dass jede Person ihre eige­nen Fähigkeiten hat und unterschiedlich ist zu anderen, aber wo diese Geschlechter­grenze eigentlich genau liegt, das konnte ich bisher noch nicht wirklich feststellen.

Meine Vorrednerin hat gemeint, eigentlich traurig, dass wir im dritten Jahrtausend le­ben und immer noch über so etwas reden müssen. Ich weiß, dass es ganz viele, vor al­lem junge Frauen gibt, die der Meinung sind, Feminismus war irgendwie eine histori­sche Erscheinung, hat ihren Zweck getan – und wir befinden uns jetzt an und für sich in Zeiten der Gleichberechtigung. Das meinen meist Frauen, die noch nicht unmittelbar mit Diskriminierungen in Berührung gekommen sind. Das ist sehr schön für sie, aber ich würde mir einfach wünschen, dass wir uns bewusst machen, dass sich eine Gleich­stellung in der Gesellschaft nicht automatisch und von selbst ergeben wird, sondern dass das etwas ist, wo wir aktiv sein müssen.

Wir dürfen da also nicht nur hoffen, sondern müssen aktiv vorgehen, und zwar jeden Tag aufs Neue, denn die patriarchalen Strukturen in unserer Gesellschaft sind doch so stark, dass sie sich eben nicht von selbst und mit der Zeit erledigen, sondern dass wir da wirklich aktiv vorgehen müssen, und zwar Männer und Frauen gemeinsam; das würde ich mir wünschen. (Beifall bei Grünen und övp sowie bei Bundesräten der SPÖ und des Bundesrates Ing. Kampl.)

So viel zur Gesetzesvorlage – und jetzt noch ein privates Wort: Das ist heute meine letzte Rede in meiner letzten Sitzung hier. Ich möchte mich bedanken für die letzten Jahre, die sehr spannend und sehr aufschlussreich für mich waren. Ich wünsche Ihnen allen alles Gute für die Zukunft! (Allgemeiner Beifall.)

16.46


Vizepräsident Jürgen Weiss: Herr Präsident Kritzinger hat heute gesagt, dass er in seiner Zeit im Bundesrat hier eine Talenteschmiede gesehen hat. Ich weiß nicht, wie es Frau Kollegin Konrad persönlich mit ihrer Zeit im Bundesrat geht, aber nach meinem Empfinden war das für sie durchaus eine Talenteschmiede – mit einem Ergebnis, das uns in Erinnerung bleiben wird.

Auch Ihnen, Frau Kollegin Konrad, alles Gute für Ihren weiteren Lebensweg! (Allgemei­ner Beifall.)

Zu Wort gelangt nun Frau Bundesministerin Bures. – Bitte.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite