BundesratStenographisches Protokoll760. Sitzung / Seite 94

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der Studierenden angegeben, dass sie mit ihren finanziellen Mitteln auskommen. 10 bis 15 Prozent der Studierenden kommen damit schlecht aus. Ich denke, genau um diese Gruppe sollte man sich verstärkt kümmern. Und wenn man sich wirklich um eine Hürde bei Studienanfängern kümmern möchte, dann müsste man sich um die bildungsfernen Schichten bemühen. Das haben wir in der Bildungs-Enquete dieses Hohen Hauses sehr ausführlich besprochen, die ich noch sehr gut in Erinnerung habe und bei welcher auch sehr viele Kollegen von Ihnen anwesend waren.

Um die aus dem Ausschuss und auch sonst bekannten Zwischenrufe und Speku­lationen gleich vorwegzunehmen: Ich selbst habe auch studiert, und zwar an der Universität Graz. Ich habe die erste Hälfte meines Studiums kostenlos, ohne Studien­beiträge zu entrichten, studiert und die zweite Hälfte meines Studiums sehr wohl mit meinen Studienbeiträgen mitfinanziert. Ich kenne niemanden von meinen Kollegen, der deshalb zu studieren aufhören musste, weil Studienbeiträge eingeführt worden sind, und ich kenne auch niemanden von meinen Kollegen, der das Studium aus diesem Grund nicht begonnen hat. (Bundesrat Mag. Erlitz: Weil 60 Prozent arbeiten gegangen sind!) Auf die berufstätigen Studierenden zu sprechen komme ich noch, lieber Wolfgang. (Bundesrat Mag. Erlitz: Weil sie in der Nacht arbeiten gehen!)

Ich darf berichten, was unter den Studierenden und unter den Schülern die herr­schende Meinung ist, die mir aus zahlreichen Diskussionen bekannt ist. Die herr­schende Meinung ist nämlich die, dass man gerne einen Beitrag leistet, wenn man dafür auch eine entsprechende Gegenleistung erhält. Den Menschen ist es immer mehr bewusst, dass Bildung etwas kostet, dass Bildung ein hohes Gut ist. (Bundesrat Gruber: Ein hohes Gut, wo es keine Barrieren geben soll!)

Wenn man bedenkt, dass ein monatlicher Kostenbeitrag von 60 € eingehoben wird, dann muss man sagen: Das ist ein relativ geringer Kostenbeitrag! Wissen Sie eigentlich, was ein Student pro Jahr kostet? Wissen Sie, in welcher Höhe der Betrag liegt? Der liegt zwischen 12 000 € und 14 000 €. Bei 60 € im Monat an Kostenbeitrag sind das etwa 5 bis 6 Prozent, die der Student dazu leistet. Und wenn man bedenkt, dass das die zukünftige Elite unseres Landes ist, dass das unsere Großverdiener von morgen sind, dann muss man sagen: Das ist ein geringer Kostenbeitrag, den man sehr wohl vertreten kann! Und wenn man bedenkt, dass die Kindergärten zwei bis drei Mal so teuer sind und dass sehr wohl auch Leute, die die Meisterprüfung ablegen, sehr viel zu zahlen haben, dann meine ich, dass das sehr in Ordnung ist.

Wie kann man den Studenten wirklich helfen? – Damit komme ich zu dem Zwischenruf betreffend die berufstätigen Studierenden. – Die Studierenden sollen Berufserfahrung nachweisen, wollen das auch neben dem Studium machen und wollen auch dazu­verdienen. Daher sollte man für die Vereinbarkeit von Beruf und Studium weitere Maßnahmen setzen. Die schon begonnenen sollte man noch weiter ausbauen.

Ein weiterer Punkt dieser Gesetzesvorlage ist die weitgehende Abschaffung der Zugangs­beschränkungen. Momentan sind ungefähr 15 bis 20 Prozent der Studieren­den ausländische Studierende. Das zeigt, dass unsere Universitäten im internationalen Vergleich ganz gut bestehen können. Und wenn Sie heute, werte Kolleginnen und Kollegen, dieser Gesetzesvorlage zustimmen, dann wird Österreich das einzige Land in Europa, wenn nicht sogar weltweit sein, das weder Zugangsbeschränkungen hat, noch Studiengebühren einhebt.

Abgesehen davon, dass den Universitäten damit wichtige Einnahmen entgehen werden, wird auch die Qualität der Ausbildung unweigerlich sinken, und österreichische Massenuniversitäten werden dann im internationalen Umfeld nicht mehr so gut dastehen wie heute. Nicht umsonst gibt es da einen Aufschrei der Universitäten.

 


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