BundesratStenographisches Protokoll761. Sitzung / Seite 36

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Nowotny gesagt hat, dass wir in Österreich von dieser internationalen Finanzkrise nicht betroffen seien.

Ich muss aber dazu sagen, es gibt ja auch andere Beispiele – immer wenn es um die Zukunft geht, ist eine Prognose sehr schwierig –: So hat es einmal einen IBM-Chef ge­geben, der gesagt hat, er schätze den Weltmarkt für Computer auf ungefähr fünf Stück. (Heiterkeit.)

Weiters hat es einmal einen US-Präsidenten gegeben, der gesagt hat, er halte das Telefon zwar für eine interessante Erfindung, wisse aber nicht, wer das jemals verwen­den sollte. (Neuerliche Heiterkeit.)

Auch unserem Bundeskanzler Raab wird der Ausspruch zugeschrieben, dass sich „die­ses Kastl“ – gemeint war damit ein Fernsehapparat – nicht durchsetzen werde. (Staats­sekretär Dr. Matznetter: Hatte Raab damit nicht recht?) – Raab hat damit recht ge­habt; ja, richtig, danke, Herr Staatssekretär! Wir haben in der Zwischenzeit alle einen Flachbildschirm, und der ist eindeutig kein „Kastl“. (Neuerliche Heiterkeit.)

Meine Damen und Herren, ich halte es aber auch für sehr wesentlich, dass wir in der gegenwärtigen Situation nicht nur in der Argumentations-, sondern auch besonders in der Betrachtungsweise differenziert bleiben. Natürlich ist es eine erstaunliche Entwick­lung, wenn in den Vereinigten Staaten von Amerika Verstaatlichungen durchgeführt werden. Natürlich ist da einiges geplatzt, was vor einigen Monaten nicht einmal vor­stellbar war – beziehungsweise wird man natürlich auch Leute finden, die bereits vor Monaten vor einer solchen Entwicklung gewarnt haben.

Verschiedenste Zitate wird es immer geben, aber man muss offen eingestehen, dass das nicht der Befund einer breiteren Öffentlichkeit war. Ich würde aber trotzdem davor warnen, jetzt das Kind mit dem Bad auszuschütten und zu sagen: „Mehr privat, weni­ger Staat!“, das war sozusagen immer schon der falsche Slogan. (Bundesrat Schenn­ach: Kontrolle!) – Wir wissen genau, wie Planwirtschaften gescheitert sind; wir wissen genau, wie der Sozialismus gescheitert ist. Meiner Auffassung nach wäre es daher schon gescheit, zumindest Zwischenschattierungen anzubringen.

Ich bin seit dem Jahre 1992 in der Telekom-Branche tätig, und ich habe voll diese „Internet-Bubble“ Ende der neunziger Jahre miterlebt. Faszinierend war jedenfalls, wie wir uns da täglich all die Stock Options anschauen konnten – und wir haben das auch jeden Tag getan –, um wie viel wir denn, rein virtuell natürlich, nicht reich, aber wohlha­bender geworden sind. – Es hat sich dann ohnehin alles sozusagen in Luft aufgelöst; es braucht also niemand hier neidisch zu werden. Ich persönlich habe das immer zu spät bekommen; ich hätte meine Stock Options einfach drei Jahre früher bekommen sollen. Ich will Ihnen das jetzt nicht vorrechnen, sondern möchte eben nur sagen, das wäre gut für mich gewesen. (Heiterkeit. – Zwischenbemerkung von Staatssekretär Dr. Matznetter.) – Für die ist es sich ausgegangen; korrekt. Jetzt sind wir wieder beim Ausgabepreis.

Für mich jedenfalls war damals schon eine interessante Beobachtung, dass an sich für eine konservative Branche wie die Banken – zumindest zum damaligen Zeitpunkt; heu­te muss man das unter einem anderen Gesichtspunkt sehen – bestimmte Kriterien auf einmal überhaupt nicht mehr gegolten haben, nämlich für die so genannte New Eco­nomy. Es hat kein Umsatz und Gewinn mehr gegeben, der Break-Even ist eigentlich als Kriterium verschwunden – und sobald irgendein Projekt den Namen „new economy“ erhalten hat, war es geradezu sensationell, was man dafür an Kapital bekommen hat.

Jeder IPO ist damals geradezu in die Luft geschossen, und damals haben wir in die­sem Internetbereich erlebt, dass uns dann irgendwann wieder die Realität eingeholt hat – und es doch bestimmte Grundregeln gibt, etwa: Man muss immer ein bisschen


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