BundesratStenographisches Protokoll763. Sitzung / Seite 69

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Wir werden in Zukunft Schritte setzen müssen – gerade in der Erwachsenenbildung –, dass wir Qualifikationen nicht nur dann anerkennen, wenn jemand den formalen Weg gegangen ist, in der Linearität, wie wir uns das im Bildungssystem immer vorgestellt haben, sondern auch dann, wenn sich jemand woanders Wissen angeeignet hat. Das wird ihm angerechnet, und zwar unter dem Schlagwort „Standardisierung“. Auch das steht im Programm. Ich sehe darin also sehr wohl viele Punkte, deren Grundprinzipien sehr gut und wohl durchdacht sind.

Weiters möchte ich noch etwas zum Kindergarten sagen, und zwar auch in unsere Richtung. Sie können sich vielleicht noch erinnern – das sage ich jetzt zu allen Frak­tionen –, wie wir bei der letzten Bildungsenquete überlegt haben, ob wir nicht eine Enquete zum Thema Kindergarten veranstalten sollten. Wir haben immer gewusst, dass der Schwerpunkt beim Kindergarten liegen muss. Im Regierungsprogramm wird der Kindergarten erstmalig eine Bildungsinstitution genannt. Es wird auch klar und deutlich gesagt: Alle Pädagoginnen und Pädagogen sind wichtig für ein Bildungs­system, nicht nur die Lehrerinnen und Lehrer.

Nächster konkreter Schritt – weil viele sagen, das wäre nicht konkret –: Da wird eindeutig gesagt, dass die Kindergartenpädagoginnen und -pädagogen im tertiären Bereich ausgebildet gehören, an unseren Pädagogischen Hochschulen. Das heißt, Forderungen, über die man vor einigen Monaten oder vor zwei, drei Jahren noch etwas gelächelt hat, haben wir hier schon sehr lange formuliert – und die halte ich für ganz, ganz wichtig.

Weiters sei in dem Zusammenhang vielleicht noch auf etwas Konkretes hingewiesen, nämlich auf eine Diskussion der auslaufenden kurzen Gesetzgebungsperiode über den Ethikunterricht.

Ich bin sehr froh darüber, dass wir in diesem Bereich nichts Voreiliges beschlossen haben und dass nichts Voreiliges im Regierungsprogramm steht. Manche haben gesagt, was wollt ihr, da drinnen steht, dass eine Enquete zum Thema Ethik-Unterricht veranstaltet wird. Ich muss ehrlich sagen – und das sage ich jetzt als überzeugter Religionslehrer –, ich bin froh darüber, denn wovon ich nichts halte – das sage ich Ihnen auch, meine Damen und Herren – ist, dass wir alte Modelle, die seit vierzig Jahre in Deutschland umgesetzt werden – gut oder schlecht, darüber möchte ich jetzt kein Urteil abgeben –, einfach eins zu eins übernehmen.

Ich will, dass wir uns gut überlegen, was im Regierungsprogramm steht, nämlich wie der konfessionelle Religionsunterricht mit den ethischen Anliegen, den Grund­bedürf­nissen und Fragestellungen gut zusammenwirken kann. Da, glaube ich, werden wir uns in unseren Ganglien und Herzen noch vieles überlegen müssen, damit das ein gescheites Produkt wird. Ich glaube, es ist sehr legitim zu sagen, veranstalten wir eine Enquete. Ich sage es ganz ehrlich, gerade in unserem Kreis, das wäre etwas, das für uns als Bundesrat doch eine spannende Geschichte wäre, da wir uns doch immer mit Bildung beschäftigt haben.

Vielleicht noch ein weiterer wichtiger Punkt – und dann noch ein letzter; es gibt sicherlich noch vieles dazu zu sagen –: die Durchlässigkeit. Meine Damen und Herren, es gibt nichts Wichtigeres in einem Bildungswerk, bezüglich dessen wir von lebens­begleitend reden – „lebenslang“ sage ich ungern, denn das klingt, als ob einer einge­knastet ist –, als dass man zueinander Übergänge schafft – nicht nur die linearen, sondern auch die zueinander. Es steht zum Beispiel die Lehre mit Matura drinnen. – Das wissen wir, da ist ja schon vieles weitergegangen, auch in der vorhergehenden Regierung. Ich lese auch das Stichwort: Bauer mit Matura. Das sind also ganz konkrete Dinge, wo man auch sagen kann, es sind ein paar ganz konkrete Produkte, die es abzuarbeiten gilt.

 


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