BundesratStenographisches Protokoll765. Sitzung / Seite 52

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Schwelle von der Schule zum Beruf. – Das ist ein wirklich hehres Anliegen, das ich sehr unterstützen würde, nur stellt sich für mich die Frage: Ist diese Verbesserung für die Jugendlichen beziehungsweise die Menschen mit Behinderung im Allgemeinen wirklich spürbar? Reichen diese Angebote aus, um wirklich alle Menschen, die es nötig haben, beim Zugang zum Arbeitsmarkt optimal zu unterstützen?

Die Zahlen im Behindertenbericht zeigen auf, dass es tatsächlich Zuwächse gibt: Im Jahr 2000 waren es noch 79 000 Begünstigte nach dem Behinderteneinstellungs­gesetz, 2007 waren es schon 94 000 Begünstigte nach dem Behinderteneinstellungs­gesetz – es ist also keine allzu kleine Zahl an betroffenen Menschen in Österreich –, aber ob eben die vorliegenden Angebote ausreichen, ob es wirklich geschafft wird, dass allen Menschen mit Behinderung der Zugang zum Arbeitsmarkt verbessert, erleichtert wird, das steht leider nicht im Bericht. Das findet man weder im Behin­dertenbericht noch im Sozialbericht.

Wenn man mit den Betroffenen über dieses Thema spricht, dann hört man in erster Linie einiges an Frustration: Frustration auf der Seite der Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen, die irgendwie versuchen, für die Jugendlichen einen Arbeits­platz zu finden, weil nämlich gerade Dinge wie Arbeitsassistenz, integrative Ausbildung und vor allem Praktika nicht wirklich in ausreichendem Maß zur Verfügung stehen, weil nicht wirklich die notwendige Unterstützung vorhanden ist. Und es gibt auch Frustration auf der anderen Seite, nämlich bei den BetreuerInnen. Einen diesbezüglichen bundesweiten Bericht findet man nicht, aber es gibt einen Evaluierungsbericht der Arbeitsassistenz Steiermark, wo auch einiges angesprochen wird, was die Probleme dieser BetreuerInnen betrifft.

Die Frustration der BetreuerInnen rührt auf der einen Seite daher, dass sie Quoten zu erfüllen haben, und zwar gerade in der Arbeitsassistenz sehr hohe Quoten, die Quoten­erfüllung aber nicht nur von den BetreuerInnen abhängt, sondern sehr wohl der Wille der Wirtschaftstreibenden und natürlich auch die Wirtschaftslage mit hineinspielt, wieweit Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt untergebracht werden können. Und es hängt von der gesellschaftlichen Akzeptanz von behinderten Menschen ab. – Das Problem ist, dass die BetreuerInnen eine Quote erfüllen müssen, aber viele Faktoren dieser Quote gar nicht beeinflussen können.

Im Evaluierungsbericht der Arbeitsassistenz in der Steiermark, den ich schon erwähnt habe, liest man zum Beispiel, dass dort 40 ArbeitsassistentInnen jährlich etwa 1 500 Menschen mit Behinderung betreuen, das sind 40 Menschen mit Behinderung, 40 KundInnen pro AssistentIn. Wenn man bedenkt, dass jeder beziehungsweise jede davon ungefähr ein halbes Jahr lang betreut wird, bis dann wirklich ein Platz gefunden und bis dieser abgesichert ist, dann heißt das, dass die AssistentInnen gleichzeitig mindestens 20 Menschen auf einmal betreuen müssen.

Wenn man jetzt überlegt, wie viele Tage ein Monat hat, und wenn man noch dazu überlegt, dass neben der Betreuung dieser Menschen auch noch Kontakte mit der Wirtschaft geschlossen werden müssen, diese vernetzt werden sollen und, und, und, bleibt in Wirklichkeit kaum Zeit für die Betreuung. Und das ist etwas, worunter sowohl die ArbeitsassistentInnen als selbstverständlich auch die Menschen, die Unterstützung brauchen würden, leiden.

Die Quote schreibt vor, dass pro BetreuerIn 30 Personen betreut werden müssen, 15 davon sollen vermittelt werden. Jetzt macht es natürlich einen Unterschied, wie einfach oder schwer jemand zu vermitteln ist, das wird aber in der Quote nicht wirklich sehr stark berücksichtigt – es gibt eine Abstufung, aber es gibt keine detailliertere Ab­stufung. Wie gesagt, nebenbei sollen die ArbeitsassistentInnen auch noch Kontakte mit der Wirtschaft pflegen.

 


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