BundesratStenographisches Protokoll765. Sitzung / Seite 54

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gibt halb so viele Maturanten und AkademikerInnen in diesem Bereich. – Wie gesagt, es würde mich freuen, wenn der nächste Sozialbericht auch zu diesem Thema ein bisschen mehr bieten würde.

Es ist zwar gut und schön und nett, wenn sich Politiker aller Couleurs regelmäßig bei „Licht ins Dunkel“ ans Telefon setzen und Telefondienst schieben, aber ich denke, es wäre wichtig, endlich einmal anzuerkennen, dass eine Grundversorgung der Menschen mit Behinderungen in Österreich eine politische Aufgabe ist, die man nicht an NGOs auslagern kann. Und die Voraussetzung dafür wäre eben, dass der Sozialbericht auch ein bisschen mehr Zahlen zu diesem Thema liefert. – Danke. (Beifall des Bundesrates Schennach.)

12.12


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Bock. – Bitte.

 


12.12.37

Bundesrat Ing. Hans-Peter Bock (SPÖ, Tirol): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Herr Bundesminister! Geschätzte Damen und Herren! Auf unserem Planeten lebten noch vor 80 Jahren 2 Milliarden Menschen. Heute bewohnen bereits 6,5 Milliarden unsere Erde, und ohne zusätzliche Eingriffe würden es, so wie in den letzten zehn Jahren, jährlich 100 Millionen Menschen mehr werden. Bereits im Jahre 2046 könnten wir unseren Planeten mit 11 Milliarden Menschen teilen – und dies, obwohl täglich 25 000, das sind fast 10 Millionen Menschen jährlich, an Hunger sterben.

Von den derzeitigen 6,5 Milliarden Menschen auf der Erde verfügt nur jeder fünfte über einen gehobenen Lebensstandard, so wie wir ihn haben; nur 40 Prozent der Welt­bevölkerung verfügt über eigene sanitäre Anlagen.

Während bei uns die Lebenserwartung seit dem Jahre 1961 um durchschnittlich zehn Jahre angewachsen ist, nahm die Fruchtbarkeitsrate laut Statistik im gleichen Zeitraum um mehr als 50 Prozent, genau genommen von 3,24 auf 1,4 Kinder pro Frau, ab. – Diese Fakten, das hätte ich gerne Frau Mühlwerth gesagt, sind selbsterklärend. Wir können uns ausrechnen, wie lange wir ohne Zuwanderung die Einwohnerzahl und damit auch unseren Lebensstandard in Österreich noch halten könnten.

Ich möchte damit einleitend nur festhalten, dass wir zu einer privilegierten Bevöl­kerungsgruppe zählen, der es im Vergleich zur restlichen Welt sehr, sehr gut geht. Wir leben in einem Land, in dem kein Mensch hungern muss, in dem jede und jeder eine Schulausbildung erfahren kann und in dem jede und jeder eine ausgezeichnete Gesundheits- und Altersvorsorge vorfindet, und das unabhängig von seinem Einkom­men und von seiner Herkunft.

Meine Auslandsaufenthalte haben es mir erlaubt, die Systeme anderer Länder ein wenig kennenzulernen; mit jeder Rückkehr in unser Land stieg meine Wertschätzung für das unsere – besonders die Leistungen unseres Sozial-, Gesundheits- und Rechts­staates zählen zu den besten der Welt. Sogar für unseren Bürokratismus, über den ich mich als ökonomisch denkender Mensch sehr oft geärgert habe, habe ich seit meinem Aufenthalt in Afrika mehr Verständnis gefunden.

Aus diesem Blickwinkel heraus scheint in unserem Land alles in bester Ordnung zu sein – viele Unternehmer, Arbeiter, Angestellte, Bauern, Beamte und PolitikerInnen haben ihren Beitrag zu unserem Wohlstand geleistet –, und trotzdem leben sehr viele MitbürgerInnen an der Armutsgrenze.

Die Lebensqualität in einem Land ist davon abhängig, in welchem Gleichgewicht, in welcher gegenseitigen Wertigkeit die verschiedenen Interessen gehalten werden. Dafür braucht es viele, die nicht nur ihre eigene Lobby – im Musikjargon gesprochen:


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