BundesratStenographisches Protokoll765. Sitzung / Seite 58

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Gerade im Tourismus gibt es nicht sehr häufig Ganzjahres-Arbeitsplätze. Es sind saisonabhängige Arbeitsplätze, also Leute, die in der Zwischensaison nicht arbeiten.

Ich möchte das auch ein bisschen makroökonomisch beleuchten: Im bäuerlichen Milieu ist der Tourismus eine Zuverdienstmöglichkeit und keine Haupterwerbsquelle. Gerade im Tourismus wird auch zusätzlich Einkommen erwirtschaftet, das nicht in der Statistik aufscheint, wie zum Beispiel die Trinkgelder. Außerdem gibt es auch im Tourismus hoch qualifizierte Arbeitsplätze, gut bezahlte Berufe wie zum Beispiel im Management, Rezeption, Gesundheitsberufe, Koch, Trainer und so weiter. Der Tourismus ist eine ganz wichtige Einnahmequelle für uns im ländlichen Raum, um der Landflucht, der Abwanderung entgegenzuwirken.

Es ist auch so, dass der Tourismus viele andere Branchen, zum Beispiel den Handel und die Bauwirtschaft, zusätzlich befruchtet und sehr darauf ausstrahlt. Eine isolierte Betrachtung würde also viel zu kurz greifen. Wir müssen uns sicher sehr anstrengen, den Qualitätstourismus weiter zu forcieren, denn das nützt auch den Beschäftigten. Ich finde, in diesem Zusammenhang gehört sicherlich noch einmal gesagt, dass der Diskont-Tourismus und nicht nur der Diskont im Tourismussegment ein Riesenproblem darstellt, denn Preisdumping nimmt jeden Spielraum für gute Löhne.

Man muss kein Sozialromantiker sein, um kreative Lösungen für marktwirtschaftliche Probleme zu finden. Eine davon ist sicher, strategisches Denken mit Ethik zu ver­knüpfen und individuellen Profit mit kollektivem Denken.

Wenn man sich das Ganze hinsichtlich des Vermögens anschaut, so kann gemäß Sozialbericht keine Berufsgruppe durchgehend als reich an Vermögen bezeichnet werden. Die Unternehmer weisen zwar im Durchschnitt höheres Geldvermögen aus, doch Unternehmer sind wie auch Personen in freien Berufen eine hinsichtlich des Vermögens sehr heterogene Gruppe. Bei den freien Berufen liegt der Median sogar unter jenem der Arbeiter.

Die Größe des Vermögens – das haben wir heute schon sehr oft gehört – hängt unter anderem mit dem Bildungsniveau zusammen. Die Absolventen von Universitäten erreichen den fünffachen Medianwert im Vergleich zu Pflichtschulabsolventen.

Herr Sozialminister, Sie haben heute auch in Ihren Wortmeldungen schon mehrfach darauf hingewiesen, dass Ihnen sehr wichtig ist, Qualifizierung und Bildung zu forcieren. Menschen mit niedrigem oder sogar nur Pflichtschulabschluss sind beson­ders armutsgefährdet. Im vorletzten Absatz des Vorworts zum Sozialbericht steht, dass Ihnen Jugendliche ein besonderes Anliegen sind und diese ein Recht auf Bildung haben.

Ich möchte noch auf einen Aspekt hinweisen, der mir ganz besonders wichtig ist, von dem ich aber eigentlich nur ganz wenig höre und sehe. Es geht um Kinder mit Defiziten, also Legastheniker und an Dyskalkulie Leidende, das heißt Kinder, die Lese-Rechtschreib- oder Rechenschwäche haben. Die werden in unserer Gesellschaft ein bisschen wie Stiefkinder behandelt. Das gehört unbedingt bereits im Kindergartenalter erkannt. Dazu braucht es natürlich Fachpersonal.

Diese Kinder sind oft hochintelligent, können alles, retten sich da drüber. Und dann heißt es aber immer: Fünfer in Deutsch oder Fünfer in Rechnen. Man sollte das so früh wie möglich behandeln, sie mitnehmen unter Einbeziehung der Eltern, das zusammen mit den Lehrern trainieren. Da gibt es Fachliteratur dazu, da gibt es viele gute Bücher. Darauf müssen wir unbedingt mehr achten, denn solche Kinder schaffen erst gar keine Matura. Es gibt die Möglichkeit des Vorlesens nicht, es gibt keine Sonderregelung zur Beurteilung der Leistungen, wenn die Lehrer nicht den Willen dazu haben. Da greift mir alles noch viel zu kurz.

 


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite