BundesratStenographisches Protokoll765. Sitzung / Seite 65

HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite

Das heißt, hier brauchen wir eine bessere und eine zielgenauere Treffsicherheit und ein Mehr an sozialer Gerechtigkeit im Steuersystem.

Weil es auch heute angesprochen worden ist: Ja, wir leben in einer Gesellschaft, in der alleinerziehende Mütter, mittlerweile auch alleinerziehende Väter, in der die „broken families“ eine Realität sind. Deshalb ist es wichtig, dass wir uns, wenn wir immer betonen, wie wichtig es für diesen Staat ist, Kinder zu kriegen, dieser neuen gesell­schaft­lichen Realität auch in der Bekämpfung der Armut und der Armutsgefährdung stellen. Mehr denn je! Es darf dann nicht, wenn alleinerziehende Mütter Alimentations­vorauszahlungen dringend brauchen, eine Frage der Abschätzung sein, ob der Staat das Geld zurückkriegt oder nicht, sondern da muss ein großzügiger Schritt gesetzt werden.

Letztlich ist der gesamte Bereich der NPOs, der Non-Profit-Organisationen, die ja ein ganz gewaltiger Beschäftigungsfaktor sind und einen ganz enormen Anteil an der sozialen Grundsicherung leisten, ein ganz spezieller, und ich hoffe, dass sie auch in den künftigen Berichten, weil die NPOs eine Säule in diesem Staat darstellen und sind, entsprechend herausgestellt und gewürdigt werden.

Der ganze Bereich unserer sozialen Sicherheit basiert ganz stark auf der freiwilligen Leistung. Hier könnte man durchaus drüberschreiben – ich glaube, Kollege Gumpl­maier ist hier mit mir einer Meinung –, dass man das zumindest in bestimmten Bereichen fast gleichsetzen kann mit: die freiwillige Sozialarbeit einer Gesellschaft, die Frauen leisten. Seien wir froh, aus der Perspektive der Männer gesehen, dass es noch die Rettungs- und Katastrophendienste gibt, dass wir das ein bisschen ausgleichen können. Aber jener große Bereich der 40- bis 60-jährigen Frauen im Bereich der Pflege, im Bereich diverser Engagements ist ein ganz stark weiblicher. Was das Soziale Jahr betrifft, ist es notwendig, darüber nachzudenken, dass dieser Betrag von, ich glaube, derzeit 160, 163 € gemessen an den tatsächlichen Lebenshaltungskosten gesteigert werden sollte, damit hier jungen Menschen eine Möglichkeit geboten wird.

Nun noch zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit. Mit einem der besten Bildungspolitiker unseres Landes, nämlich dem Andreas Schnider, habe ich erst unlängst eine Dis­kussion geführt, wo wir beide der Meinung waren, so wie wir alles tun – und da war heute in der Fragestunde ein Irrtum –, um den Zugang zu Bildung zu reformieren, durchlässiger zu machen, müssen wir das auch im Bereich der Lehre machen.

Wir haben vor einem halben Jahr das, was Sie heute irrtümlich gefragt wurden, beschlossen, dass der Zugang zum Studium, zur Matura auch mit der Lehre möglich ist. Das sind, glaube ich, ganz wichtige Signale, aber wir müssen das Ansehen der Lehre erhöhen. Hier muss unseren Lehrlingen auch die Möglichkeit geboten werden, die wir den Studierenden eingeräumt haben und die die Studierenden heute in einem gemeinsamen Europa haben, nämlich die Mobilität. Ein halbes Lehrjahr in Deutsch­land, ein halbes Lehrjahr in den Niederlanden, das fördert durchaus – ich habe immer gesagt, Erasmus für Lehrlinge –, das erhöht die Sprachkompetenz, das Interesse an der Lehre, das Ansehen der Lehre und kann sogar der Wirtschaft guttun. Wenn nämlich ein Lehrling sagt: Bei uns macht man die Dreherarbeiten aber so, da hat Österreich eine super Maschine entwickelt!, dann kann das interessante Auswirkungen haben.

Der letzte Punkt ist das Integrieren, das Integrieren auf vielfältige Weise, die Integration Jugendlicher, die aus der gesellschaftlichen Kurve, aus welchen Gründen auch immer, herausgefallen sind, die die Dropoutraten darstellen, ob sie jetzt kriminell geworden sind oder ob sie einfach den Anschluss verpasst haben, ob sie die Lehre oder das Studium abgebrochen haben. Aber auch unser gesamtes Sozial- und unser Wirt-


HomeSeite 1Vorherige SeiteNächste Seite