BundesratStenographisches Protokoll765. Sitzung / Seite 67

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ich hoffe, gelingt, auf europäischer Ebene europäische Konjunkturprogramme zu ent­wickeln, von denen wir ganz einfach mit unserer Industrie abhängig sind. Ich kann Sie alle nur einladen, das in Ihrer politischen Argumentation auch so darzustellen.

Wir haben eine Automobilindustrie, bei der wir Werke mit 100 Prozent Exportquote haben, bei der also kein einziges Stück, das in diesem Werk erzeugt wird, in Österreich verwendet wird! Ein Paradebeispiel dafür ist General Motors in Wien, ein weiteres ist das BMW-Werk in Steyr. Wir bauen heute in Österreich keinen BMW zusammen, das macht jemand anderes, und dort gehen die BMW-Motoren hin! – Das ist der eine Punkt.

Der andere ist, dass wir eine Papierindustrie haben, die in Teilbereichen 97, 98 Pro­zent Exportquote hat. Vielleicht darf ich Ihnen auch diesbezüglich eine kleine Ge­schichte zum Nachdenken mitgeben: Damit ein Auto von uns, von wem auch immer, persönlich beim Autohändler übernommen werden kann, muss dieses Auto eine Geschichte durchlaufen, nämlich die Geschichte, während der viele Zuliefer­betriebe daran als Teile einer Produktionskette mitgearbeitet haben: Irgendjemand hat es zusammengebaut, und dann kommt es zu einem Autohändler.

Auf dem Weg dieser Produktionskette werden 400 Kilogramm Karton verbraucht – und ich hoffe, Sie verstehen jetzt, warum wir in allen österreichischen Kartonagefabriken Kurzarbeit haben: wegen der Millionen Autos, die nicht mehr erzeugt werden! Rechnen Sie diese Zahl mal 400! Vom Beginn des Produktionsprozesses eines Autos, inklusive alle Zulieferer, wenn diese liefern, und das Auto zusammengebaut wird, verbrauchen wir 400 Kilogramm Karton!

Ein paar hunderttausend Auto weniger zu erzeugen heißt, ein paar Millionen Kartons weniger zu brauchen, und unter anderem ist das das Problem des Zellulosewerkes in Pöls, wo ich erst vor kurzem war, nämlich das Problem der Auslastung, weil man dann, wenn keine Produktion mehr stattfindet, auch keine Kartonagen mehr braucht. Und das ist unser Thema!

Das heißt, wir werden weiterhin daran arbeiten und uns intensiv bemühen, dort, wo wir das als Nationalstaat können – sei es mit einem Konjunkturprogramm, einer Steuer­senkung und, und, und –, dass die Binnennachfrage nicht zusammenbricht – all das werden wir tun! –, wir können aber die internationale Entwicklung nicht alleine steuern. Wir können daran mitwirken, dass sie in die richtige Richtung geht, wir können sie aber nicht steuern!

Ich möchte Sie auch noch einmal dessen versichern, was ich überall als Politiker sage und auch hier sehr, sehr bewusst sage: Ich möchte, dass wir September/Oktober für alle Jugendlichen – ganz egal, ob sie in Bregenz oder in Eisenstadt zu Hause sind, ob sie in Wels oder in Klagenfurt zu Hause sind –, die heuer im Herbst mit 15, 16 Jahren eine berufliche Ausbildung beginnen wollen, einen Ausbildungsplatz haben. (Beifall bei der SPÖ und bei Bundesräten der ÖVP sowie der Bundesräte Kerschbaum und Schennach.)

Ich möchte alles daransetzen, dass wir in ein paar Jahren nicht sagen müssen, dass wir Zustände haben wie in Berlin-Kreuzberg, in Paris oder in Athen. – All das möchte ich zu verhindern versuchen. Das kann man aber nicht alleine, das kann man nur mit vielen, vielen Menschen, die dabei mitmachen, und dazu lade ich Sie auch ein.

Im Übrigen darf ich noch einmal für die Entgegennahme des Sozialberichts danken, darf Ihnen auch versichern, dass ich spätestens beim Behindertenbericht wieder hier bin, und ich darf Ihnen darüber hinaus versichern, dass ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meines Hauses Ihren Dank entsprechend übermittle.

 


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