BundesratStenographisches Protokoll767. Sitzung / Seite 79

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Straße gelegen, sind ebensolche. Für ein Stück Weltkulturerbe könnte man sogar eine Straße verkehrsberuhigen, auch in Tirol. Das muss möglich sein!

50 000 Besucher in der Stadt Innsbruck und 50 000 Besucher am Bergisel wären wahrscheinlich eine größere und nachhaltige Belebung von Kulturgut, als wenn alles an einem Ort quasi – ich will jetzt nicht polemisch werden – entsorgt wird.

Mir tut es leid, ich finde es schade, dass man mit dem kulturellen Erbe, mit einem sehr entscheidenden, und darauf wollte ich hinweisen, Teil des kulturellen Erbes Tirols so sorglos umgeht und dass diese Entscheidung so getroffen worden ist. Hätte man die Fachleute und sämtliche Organisationen, die sich – ich will Ihnen heute einen Vortrag über gelebte Denkmalpflege ersparen – mit diesen Dingen beschäftigen, gutachterlich tätig werden lassen und ihnen nicht per Weisung dreingeredet – und das ist mein eigentlicher Vorwurf –, dann hätte es wohl eine andere Entscheidung gegeben. Und diese Entscheidung wäre vielleicht in einigen Jahren als richtungweisend angesehen worden. Ein Stück Weltkulturerbe mitten in Tirol wäre mir lieber als ein Stück moderner Museumsbau, in dem unter anderem auch dieses Rundgemälde ausgestellt wird.

Mir tut das leid. Ich bekrittele deshalb aber sicherlich nicht den Bundeszuschuss per se, sondern dessen Verwendung. Ich finde dies schade und möchte damit schließen, dass ich einen sehr oft gebrauchten Terminus – „Geschichtslosigkeit ist Gesichtslosig­keit“ – verwende.

Wir begeben uns alle miteinander in Gefahr, aus kurzfristigen Überlegungen heraus mit der Zeit unser kulturelles Erbe zu verschleudern. Es ist ein schleichender und langsa­mer Prozess, aber wenn es dann dem Letzten auffällt, ist es zu spät.

Deshalb wäre mein Appell – ich will diese 4 Millionen € nicht bekritteln – an die Tiro-
ler Kollegen hier, diese Entscheidung nochmals zu überdenken. Ich weiß, dies ist kei-
ne politische Entscheidung, keine parteipolitische Entscheidung, es wäre eine Ent­scheidung fürs kulturelle Erbe! – Danke. (Beifall bei der ÖVP sowie des Bundes­rates Schennach.)

13.15


Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Zangerl. – Bitte.

 


13.15.19

Bundesrat Stefan Zangerl (ohne Fraktionszugehörigkeit, Tirol): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Es ist jetzt vieles gesagt worden. Das meiste davon ist wahr, manches ist tendenziös berichtet worden. Ich habe mir zuerst gedacht, ich werde mich zu diesem Themenkreis nicht mehr äußern, aber schlussend­lich bleibt mir nichts anderes übrig. An die Adresse meines Kollegen, Herrn Spiegel­feld-Schneeburg, der ja tief in der Tiroler Geschichte wurzelt, möchte ich sagen: Wir bemühen uns sehr um unsere Traditionen, und wir in Tirol wissen schon, dass die Tra­dition die Lebensweisheit der Völker ist.

Es ist auch Grundsätzliches zu diesem Landesgedenken zu sagen. Es wird immer so dargestellt, als ob das Andreas-Hofer-Festspiele wären. Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Das ist es nicht! Es sind keine Andreas-Hofer-Festspiele! Wir gedenken auch nicht einer pulververhangenen, pulverumwölkten Zeit, die damals geherrscht hat und die uns aufgezwungen wurde, sondern wir gedenken der Menschen, die damals leben mussten. Wir gedenken all jener, die ihr Leben gelassen haben, wir gedenken jener, die wirtschaftlich ruiniert wurden, wir gedenken der starken Frauen dieses Landes, die nicht gefragt worden sind, ob sie das mittragen wollen oder nicht. Das ist die Basis, auf der wir uns bewegen.

 


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