BundesratStenographisches Protokoll767. Sitzung / Seite 80

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Nur ein Teilaspekt davon ist die Verlegung dieses Rundgemäldes auf den Bergisel. Es hat geheißen, dass das Rundgemälde und die Rotunde eine Einheit seien. Es war nie in eine Einheit eingebunden, sonst wäre es mit dem Schuppen, in dem es damals ge­wesen ist, abgebrannt. Zuerst war das Rundgemälde in einem Schuppen unterge­bracht, dann hat man es in die weite Welt verliehen: einmal war es in London, es war in Paris, es war in Berlin, es war weiß Gott wo, natürlich auch in Wien. Zwischenzeitlich war es in Innsbruck, und zwar wieder in diesem besagten Schuppen.

Dann hat man gesagt, es ist aus der Zeit der Spätromantik und von damals herüber­gewachsen. Man brauchte auch eine patriotische Basis im Land, weil der Tiroler von Haus aus immer sehr die Tirolität in sich trägt und weniger, immer viel weniger Öster­reicher war, als er immer Tiroler gewesen ist. Da hat man also gesagt, man braucht das. Und dann hat man einen Riegelbau errichtet. Dieser Riegelbau steht seit beinahe 100 Jahren, und er ist auch nicht mehr gewesen als ein schlechtes Provisorium, denn Sie müssen sich vorstellen: Der Riegelbau ist ein Totalschaden, und das ist er nicht erst seit heute.

Wem gehört dieser Riegelbau? – Dieser Riegelbau samt dem Rundgemälde gehört der Raiffeisen Landesbank, der gehört nicht dem Land Tirol. Es ist also ein privater Besit­zer. Die Raiffeisen Landesbank würde dem Land Tirol dieses Rundgemälde zur Verfü­gung stellen, und den Rest, geschätzter Herr Kollege Schennach, der du auch aus Tirol stammst, kannst du dir kaufen um 1 €. Ich würde aber sagen, du bist nicht gut beraten, wenn du die Rotunde kaufst, weil der Abriss dieser Rotunde oder die Renovie­rung den Grundpreis um ein Vielfaches übersteigt. Es ist ein schlechter Bau, und das Rundgemälde ist in einem äußerst schlechten Zustand. Der Bau muss auch den gan­zen Winter über zugesperrt werden, geschätzte Zuhörer, denn wenn die Menschen hineingehen in diesen Riegelbau, der keine Dämmung hat, der nichts hat, würden ihre Ausdünstungen an der Leinwand herunterrinnen.

Ja, wo soll man also hin damit? – Man hat gesagt, okay, wir sanieren das zeitgemäß. Wir machen das am Bergisel im Zusammenhang mit diesem geplanten Museum. Es wird entsprechend beschallt, es wird nach einem neuen Konzept ausgestattet, mit einer Klimaanlage, sodass die Menschen auch im Winter hineingehen können. Es wird eingebaut in den Bergisel-Rundwanderweg. Und wenn es jetzt 50 000 Besucher waren und am Bergisel 40 000, dann nehme ich an, dass wir, wenn das angelaufen ist, 100 000 Besucher droben haben werden. Es wird ein Cluster sein, mit einer Eintritts­karte alt und neu, Tradition und Fortschritt. Das ist das Konzept am Bergisel.

Deshalb, geschätzte Abgeordnete, möchte ich schon darum ersuchen, dass man die­sem Unterfangen positiv gegenübersteht, denn wir müssen uns auch ein bisschen an der Zukunft orientieren. Von der Bausubstanz her, geschätzte Freunde, ist es kein so großer Verlust. Von der Idee her mag ich dem Herrn Kollegen Spiegelfeld vielleicht so­gar Recht geben. Die Idee wäre in Ordnung, wenn das Bauwerk jetzt top wäre; dann wäre die Verlegung sicherlich eine Sünde, die historisch nicht wieder gutzumachen ist.

Mit diesem Wissensstand schaut diese Sache aber ganz entscheidend anders aus. Ich hoffe, ich habe hier Aufklärungsarbeit leisten können.

Auch in Bezug auf das Museum möchte ich noch etwas anknüpfen. Es ist nicht so, dass man nicht weiß, was in dieses Museum hineinkommt. Wir haben sehr konkrete Vorstellungen. Es soll im Hinblick auf dieses Jahr 2009, auf dieses Ge- und Bedenkjahr ein Museum sein, in dem Exponate sind, wo der Geist der Freiheit weht, der auch in diesem Europa noch wichtig ist. Wir stellen uns vor, dass man dort den großen Tiroler Freiheitsbrief, übrigens die Magna Charta Tirols, aus dem Jahr 1342 zeigen könnte. Den ersten Freiheitsbrief für den Rest Österreichs hat es im Jahr 1848 gegeben – das sei nur am Rande angemerkt –, und dass man also in Tirol die Freiheit hoch schätzt,


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