BundesratStenographisches Protokoll769. Sitzung / Seite 57

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sinnlosen Wörtern degradiert werden sollten. Das ist Gott sei Dank nicht ganz gelun­gen, aber trotzdem hat da ein Einbruch stattgefunden. Aber gerade die Jugend ist es, die sich wieder nach solchen Werten sehnt. Der Zustrom der Jugend zur FPÖ kommt nicht von ungefähr. Die Jugend will wieder eine Wertediskussion, die Jugend will Sinn im Leben haben, die Jugend will, dass man sich auf Wertinhalte verlassen kann, dass es Werte gibt und man nicht sagt, Werte brauchen wir eigentlich nicht. Sie will diese Werte, weil sie identitätsstiftend sind, weil sie ein Geborgenheitsgefühl geben und auch einen Heimatbezug herstellen.

Da setze ich ganz bewusst bei der Sprache an. Die Sprache ist ein wesentliches kultu­relles und identitätsstiftendes Merkmal, das auch unsere geistige Heimat ist. Dazu ge­hört die Musik, dazu gehört das Lied, dazu gehören Dichter und Denker und dazu ge­hören auch Märchen und Gedichte. Jahrelang war es in den Schulen verpönt, Gedichte auswendig lernen zu müssen, obwohl man in jedem Buch betreffend Gehirntraining lesen kann, dass Auswendiglernen ein sehr gutes Training fürs Gehirn ist. Aber das hat man leider nahezu abgeschafft, es war absolut unmodern. Das gehört alles dazu.

Es gibt Staaten, die ihre Sprache wirklich schützen, wie zum Beispiel Frankreich. Da kann man allerdings schon sagen, dass sie da ein bisschen übertreiben, aber sie tun etwas für ihre Sprache, sie trachten danach, sie zu schützen.

Ich gehöre nicht zu jenen, die sagen, dass jeder fremde Ausdruck in unserer Sprache ausgemerzt werden muss. Und ich gehöre auch nicht zu jenen, die versuchen, alles einzudeutschen, zumal mir auch bewusst ist, dass in der deutschen Sprache viele Fremdwörter eine Selbstverständlichkeit sind, Wörter, die uns heute deutsch erschei­nen, wie zum Beispiel das Wort „Fenster“, das aus dem Lateinischen kommt. Kein Mensch denkt darüber nach, wo das Wort „Fenster“ herkommt, weil es für uns heute eigentlich ein deutsches Wort ist. Natürlich gibt es in der deutschen Sprache eine Viel­zahl solcher Wörter!

Ich bediene mich auch in der Computersprache der herkömmlichen oder der gebräuch­lichen Ausdrücke. Ich muss zur Homepage nicht „Heimseite“ sagen, das ist nicht meine Intention, aber ich glaube trotzdem, dass es viele Anglizismen gibt, die zu benützen vermieden werden sollte. Ich muss im ORF nicht von der „Primetime“ sprechen, und ich muss nicht den Ausdruck „ZiB Flash“ haben. Da könnte man wirklich mehr darauf Bedacht nehmen, die eigene Sprache zu fördern, sie anzuwenden und sich nicht auf andere Ausdrücke, in diesem Fall auf englische, zurückziehen, weil es so modern ist und weil man sich dabei chic vorkommt.

Ich meine, dass gerade in Hinblick auf Kultur im sprachlichen Bereich, im identitätsstif­tenden Bereich zu wenig gemacht wird. Das kommt auch im vorliegenden Kulturbericht zum Ausdruck.

Weil wir – und ich habe es heute schon in meiner ersten Rede gesagt – mit dessen In­halt nicht einverstanden sind, bleibt uns nichts anderes übrig, als diesen Bericht nicht zur Kenntnis zu nehmen. (Bundesrat Konecny: Zur Kenntnis haben Sie ihn genom­men, denn Sie haben ihn gelesen!) Das heißt nicht, dass ich ihn zur Kenntnis nehme. Ich habe ihn gelesen, aber ich nehme seinen Inhalt nicht zur Kenntnis. Das wollte ich auch hier zum Ausdruck bringen. (Beifall der Bundesräte Mitterer und Ebner.)

11.50


Vizepräsident Jürgen Weiss: Nächster Redner ist Herr Bundesrat Professor Ko­necny. – Bitte.

 


11.51.01

Bundesrat Albrecht Konecny (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ich nehme den vorliegenden Bericht zur Kenntnis, ich habe ihn auch gele-


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