BundesratStenographisches Protokoll769. Sitzung / Seite 56

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Wir gehen in die Debatte ein.

Erste Rednerin ist Frau Bundesrätin Mühlwerth. – Bitte.

 


11.43.24

Bundesrätin Monika Mühlwerth (ohne Fraktionszugehörigkeit, Wien): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir erleben leider nicht zum ersten Mal, dass es immer wieder Parallelitäten zwischen Bundesrat und Nationalrat gibt und wir hier im Bundesrat dann immer ins Hintertreffen geraten. Dies sei einmal mehr kri­tisch angemerkt.

Der vorliegende Kulturbericht ist nicht ganz neu, denn er betrifft das Jahr 2007. Eigent­lich sollten wir schon den Kulturbericht 2008 diskutieren.

Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten soll Kultur für alle Menschen verfügbar sein. – So lautet ein Satz aus dem Vorwort von Frau Ministerin Schmied zum Kulturbericht. Dieser Satz ist absolut zu unterstreichen.

Leider ist der Zugang zu Kunst und Kultur immer noch nicht für alle Menschen leistbar. Menschen mit sehr geringem Einkommen oder Familien mit mehreren Kindern haben es nach wie vor schwer, sich den Zugang zur Kultur leisten zu können.

Dem Bereich Museen ist im Kulturbericht ziemlich breiter Raum gewidmet. Leider ha­ben die Museen in den letzten fünf Jahren keine Valorisierung erfahren, das heißt, sie haben nicht mehr Mittel bekommen. Umso erfreulicher ist es, dass trotzdem die Besu­cherzahlen gestiegen sind, und zwar gegenüber dem Jahr 2006 um immerhin 10 Pro­zent.

Auch beim MuseumsQuartier, in Bezug auf welches wir, wie Sie alle wissen, seinerzeit, als es gebaut wurde, Kritik haben laut werden lassen ob der Art und Weise, wie es ent­standen ist – an unserer Kritik hat sich zwar nichts geändert, aber es steht nun einmal und soll jetzt natürlich in seiner Form auch besucht werden – hat sich die Zahl der Be­sucher erhöht, und zwar um 1 800. Das Leopold Museum, das MUMOK und die Kunst­halle ziehen die meisten Besucher an, und zwar nicht nur Einheimische, sondern vor allem auch Touristen.

Die Nationalbibliothek erfreut sich gleichfalls eines stetig wachsenden Besucherstroms, wiewohl es nur 1 Prozent mehr waren, aber auch 1 Prozent ist eine Steigerung.

Desgleichen ist die Zahl der Besucher des Lesesaals angestiegen, und zwar auf 264 000 Personen, das macht ein Plus von 10 Prozent aus. Ich werte es als ein Posi­tivum, wenn der Lesesaal der Nationalbibliothek vermehrt genützt wird.

Es gibt auch im Bereich der Volkskultur immer wieder Basisförderungen, und zwar
im Bereich der österreichischen Trachten- und Heimatvereine, des österreichischen Volkstanzes, der Arbeitssänger, der Laienspielgruppen und des Volksliedwerks. Aber genau hier setzt unsere Kritik an. Es ist zwar positiv zu vermerken, dass es dafür nach wie vor eine Basisförderung gibt, dennoch meinen wir, dass unsere eigene Identität zu wenig gefördert wird. Dafür müsste wirklich mehr getan werden.

Wir leben in einer globalisierten Welt, in der die eigene Identität immer mehr unter Druck gerät. Sie ist auch unter Druck geraten durch eine verstärkte Zuwanderung, und zwar vor allem aus kulturfremden Räumen. Daher kann man unserer Auffassung nach gar nicht genug für die eigene Kultur, für die eigenen Sitten und Gebräuche, für die eigenen Traditionen und vor allem für die eigene Sprache tun. Das ist aber leider in den letzten Jahren, um nicht zu sagen Jahrzehnten, wirklich sehr vernachlässigt wor­den.

Wir erleben eine Entwicklung, wo – beginnend mit Marx über die Frankfurter Schule und die 68er-Generation bis heute – Werte wie Liebe, Vaterland, Muttersprache zu


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