BundesratStenographisches Protokoll769. Sitzung / Seite 60

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die Wiener und Österreicher, sondern insbesondere auch die Touristen eine Daueraus­stellung dieser Art geradezu stürmen würden, denn die Ausstellung all jener prunkvol­len Gewänder – und darum geht es im Monturdepot – , die der österreichische Hof sei­nen Pagen, Obersthofmeistern, Heizern dritter Klasse und Sonstigen angezogen hat, ist wirklich ein eindrucksvolles Zeitdokument in einem im Übrigen hervorragenden Er­haltungszustand – keine Motten! Dieser Bestand würde eine permanente Ausstellung nicht nur rechtfertigen, sondern das könnte ein weiterer Publikumsmagnet werden. (Vi­zepräsidentin Mag. Neuwirth übernimmt den Vorsitz.)

Wenn ich mir anschaue – das ist nur zum Teil in diesem Bericht abgedeckt –, was die imperialen Reste dieses Landes – die Schatzkammer, die diversesten Appartements, die man besichtigen kann, die Hofsilber- und Tafelkammer und so weiter – an Besu­chermassen anziehen, wird sich doch ein größeres Winkerl in der Hofburg finden, wo man auch die Monturen dieses Hofes ausstellen und damit einen weiteren Attraktions­punkt schaffen könnte.

Ein vorletzter nicht Themenkomplex aber eine Fußnote – ich habe das gestern im Aus­schuss gemacht und ich möchte diese wenigen zarten Sätze hier wiederholen – betrifft das zwar nicht unter der Verwaltung des Bundes stehende Volkskundemuseum, aber das muss einfach gesagt werden.

Das ist eine merkwürdige Konstruktion: Die Stadt Wien stellt in der Laudongasse ein Haus zur Verfügung und ein Verein unterhält dort das Museum. In einem ehemaligen Luftschutzbunker – quer durch den Park – ist das Depot, und es gibt kein Geld. Das Haus verfällt. Das ist ein wirklich interessantes Denkmal, an dem man den stufenwei­sen Verfall eines Palais aus dem Spätbarock beobachten kann. Der Verein schafft es nicht mehr!

Wir haben gestern im Ausschuss gehört, dass angesichts einer gefährlichen Drohung trotz absoluter Unzuständigkeit das Ministerium dankenswerterweise versucht, an einer Lösung mitzuwirken. Die gefährliche Drohung besteht darin, dass der Verein sich auflö­sen und das Museum zusperren könnte, womit der Bund die Exponate erbt und dann irgendetwas damit machen müsste – also könnte man vorher ein gescheites Museum machen. Diesen Bemühungen viel Erfolg zu wünschen, ist ebenfalls ein Inhalt meiner heutigen Rede.

Der letzte Komplex, zu dem ich, wie schon mehrfach getan, ein paar Worte sagen möchte, ist die endlose Geschichte des Denkmalschutzes. Wir haben bescheidene Mittel – 12 Millionen € im Berichtsjahr –, deren Höhe in Wirklichkeit seit Jahrzehnten gleich geblieben ist, sie sind nur weniger wert und reichen natürlich nicht annähernd aus, um das, was an Förderungsbedarf und in Wirklichkeit -anspruch besteht, zu be­friedigen.

Es gibt immerhin Sponsorenmittel in ungefähr der halben Höhe – 6 Millionen € –, die ebenfalls in diesem Topf zur Verfügung stehen, aber es ist trotzdem ein Tropfen auf einem heißen Stein.

Auch das Bundesdenkmalamt arbeitet, obwohl es eine gewaltige Arbeitslast abzutra­gen hat, auf Sparstufe mit bescheidenem Personal. Gehen Sie einmal in der Hofburg in den Seitengängen spazieren, nachdem Sie sich dort irgendwie Einlass verschafft ha­ben! Die Bestände des Bundesdenkmalamts – schöne Metallkästen aus vier verschie­denen Jahrhunderten, die am Gang stehen und in denen die Unterlagen unversperrt auf Karteikarten zu besichtigen sind –, vergönne ich jedem, wenn man wissen will, wie ein ordentliches „Bureau“ – mit „eau“ am Schluss geschrieben – im frühen 19. Jahrhun­dert ausgeschaut hat. Aber sie haben schon Computer, das muss man dazusagen.

 


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