BundesratStenographisches Protokoll769. Sitzung / Seite 109

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ßen Teil österreichischer Wertschöpfung in einem Produkt. (Bundesrat Hensler: Her­kunft, nicht nur Wertschöpfung!) Herkunft und Wertschöpfung, beides, aber nicht zu 100 Prozent. Solche Kleinigkeiten muss man jetzt nicht so betonen, aber was sicher den KonsumentInnen in Österreich nicht so bekannt ist, ist, dass, wenn man ein Pro­dukt mit dem AMA-Gütesiegel kauft, ein Fleisch- oder Milchprodukt, das nicht garan­tiert, dass das Tier, das dieses Produkt dann irgendwann einmal erzeugt, GVO-frei ge­füttert wurde.

Ich denke, es wäre wirklich notwendig und sinnvoll, hier einmal umzudenken und auch die GVO-Freiheit zu verankern, weil ich glaube, dass die Österreicherinnen und Ös­terreicher wirklich sehr viel Wert auf gentechnikfreie Ernährung legen, und seien es auch nur die Futtermittel der Tiere, die ich dann als Fleisch verzehre. Ich bin mir sicher, ja garantiere Ihnen, wenn Sie eine Umfrage zum AMA-Gütesiegel machen, dass die Mehrheit der ÖsterreicherInnen glaubt, dass dieses Gütesiegel auch GVO-Freiheit bedeutet. Das ist ein Punkt, der das AMA-Gütesiegel nicht unbedingt mit Lorbeeren schmückt.

Ein zweites Problem, das ich auch im Ausschuss schon angesprochen habe, mit dem AMA-Gütesiegel, das ich persönlich, aber sicher nicht nur ich habe, ist die Werbung dieser Agrarmarkt Austria. Das, was an Werbung öffentlich sichtbar ist, im Fernsehen und auf Plakaten, ist massiv auf Fleisch ausgerichtet. Natürlich, für die Bauern, die Fleisch verkaufen, ist das gut und schön, wir exportieren ja auch viel Fleisch, aber wir könnten auch andere Dinge produzieren, so ist es ja nicht. (Zwischenruf des Bundes­rates Hensler.) Nein, Orangen wachsen bei uns nicht, aber versuch einmal, lieber Herr Kollege, einen österreichischen Knoblauch beim BILLA zu kaufen! Wenn du mir den bringst, dann sage ich nichts mehr. (Zwischenruf der Bundesrätin Diesner-Wais.) Ja, wo gibt es den noch? (Weiterer Zwischenruf bei der ÖVP.) Der Handel, das ist jetzt eine andere Geschichte, aber österreichischen Knoblauch in Österreich zu kaufen ist eine Kunst.

Ich will jetzt nicht jedem Bauern nahelegen, dass er Knoblauch anbauen soll, aber es gibt schon sehr viele Dinge, Ölsaaten et cetera, wo die Produktion rückläufig ist. Also so ist es nicht, dass wir nur Fleisch produzieren können, wenn wir ohnehin schon so viel exportieren. Für mich ist diese Fleischlastigkeit des AMA-Gütesiegels schon sehr negativ, weil ich das auch als Konsumentin betrachte, und vom gesundheitlichen Standpunkt aus ist zu sagen: Es ist einfach nicht gesund, Fleisch so sehr zu forcieren. Das ist für mich nicht der richtige Weg.

Ein weiterer für mich bedenklicher Punkt ist, dass die Import- und Exportorientierung der Landwirtschaft in Österreich nach wie vor im Steigen begriffen ist: Die Einfuhren sind um 15 Prozent gestiegen, die Ausfuhren um 10 Prozent. Und was noch unange­nehmer ist, abgesehen von Umweltbelastung und allem Drum und Dran, was mit Glo­balisierung und solchen Dingen zu tun hat, was ich auch sehr schlimm finde, ist die massive Zunahme bei Lebendtierexporten und -importen. Man kann es jetzt kritisieren oder nicht, aber ich finde, es ist das eine sehr negative Aussage des Berichts.

Eine weitere bedenkliche Aussage ist eine doch nicht geringe Zunahme bei Düngemit­teln und „Pflanzenschutzmitteln“ – unter Anführungszeichen –, Herbiziden oder wie auch immer man es benennen mag. Da geht es sowohl um die Anzahl der zugelas­senen Produkte als auch um die Mengen, die aufgebracht werden. Insofern wollte ich den Herrn Kollegen Hensl – ist er jetzt noch da? – ... (Bundesrat Hensler: Hensler! Ich bin da!) Hensler, entschuldige! Ich weiß nicht, ich habe vielleicht irgendwas überlesen in diesem dicken Bericht, aber woraus du die Vorreiterrolle der österreichischen Land­wirtschaft beim Umweltschutz herausliest ... (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Hensler.– Ja, du fühlst es! Ich weiß, die anwesenden Bauern sind wahrscheinlich alle grün, die Bauern sind immer grün, genauso wie Jäger grün sind und Bundesheerleute


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