BundesratStenographisches Protokoll769. Sitzung / Seite 114

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Vizepräsidentin Mag. Susanne Neuwirth: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Ing. Bock. Ich erteile ihm dieses.

 


15.52.54

Bundesrat Ing. Hans-Peter Bock (SPÖ, Tirol): Frau Präsidentin! Herr Bundesminis­ter! Geschätzte Damen und Herren! Ich bin ein Nicht-Landwirt, aber im Sommer habe ich in der Funktion als Bürgermeister immerhin vier Almen in der Gemeinde zu verwal­ten. Ich habe also einen Bezug zur Landwirtschaft, und, wie man mir ansieht, bin ich auch Konsument für die fleischproduzierenden Bauern. (Heiterkeit.)

Eingangs darf ich mich zuerst bei den Erstellerinnen und Erstellern des Grünen Be­richts 2008 für die sehr übersichtliche und auf 322 Seiten geschriebene Zusammen­stellung recht herzlich bedanken. Das ist die erste, die ich in dieser Form in Bezug auf die Landwirtschaft vorgelegt erhalten habe. Der Aufwand war sicherlich groß, und ich befürchte, dass sich diesen Bericht keine allzu große Leserschar zu Gemüte führen wird, was eigentlich schade ist. Was ist noch befürchte, das ist, dass die Wirtschafts­krise den nächsten Grünen Bericht nicht mehr so positiv ausfallen lassen wird wie die­sen. Ich hoffe das zwar nicht, aber ich befürchte es, nachdem die Wirtschaftskrise auch die Land- und Forstwirtschaft zumindest in Teilbereichen bereits erreicht hat.

Wie aus diesem Bericht zu entnehmen ist, hat sich das Einkommen in der Land- und Forstwirtschaft im Berichtszeitraum immerhin um 14 Prozent verbessert. Wie bei vielen anderen Wirtschaftszweigen zeichnet sich in der Land- und Forstwirtschaft der Weg zur industriellen Produktion und zur Konzentration ab. Die Zahl der Betriebe hat zwar nicht mehr so stark abgenommen wie in den vergangenen Jahren, ist aber dennoch im Sinken begriffen. Die Konzentration zu größeren Betrieben im Bereich der Land- und Forstwirtschaft ist sehr stark festzustellen.

Die besten Betriebsergebnisse – so steht es zumindest im Bericht – erzielten die Pro­duzenten von Getreide und Futtermitteln, die Gemüse-, Obst- und vor allem die Wein­bauern. Trotz hoher Milchpreise im vergangenen Jahr haben die kleineren Milchbauern nur recht mäßig abgeschnitten. Absolut schlechte Betriebsergebnisse weisen die Rind- und Schweinefleischproduzenten auf. Auffallend für mich als Nicht-Bauer ist, dass die kleinen Betriebe noch immer nicht die vorhandenen Vermarktungsinstrumente nutzen. Diese sind auch nicht in der Lage, preislich mit den großen industriellen Produzenten mitzuhalten.

Dem Grünen Bericht 2008 habe ich entnommen, dass die Produktionskosten für Dün­ger und für Futtermittel besonders zugenommen haben. Bei manchen Produkten stelle ich mir die Sinnfrage, warum die Produktionssteigerung noch weiter gefördert wird, obwohl bereits zu viel von diesem Produkt auf dem Markt ist. Dies gilt speziell für die Milchwirtschaft. Während vor 30 Jahren eine Kuh im Durchschnitt zirka 3 000 kg produ­zierte, so beträgt die Jahresmilchleistung einer Kuh zurzeit mehr als Doppelte.

Die Vorschriften für Tierhaltung, Tiertransporte, Tiergesundheit und Hygiene sind trotz hoher Förderung der Lebensmittelproduktion der Grund für die zunehmende Zahl an Betriebsschließungen, dies vor allem bei Kleinbetrieben. Betriebsneugründungen scheitern oft an den in dem jeweiligen Bundesland anderslautenden und sehr restrikti­ven Grundverkehrsgesetzen.

Der Aufwand für den Betrieb einer Landwirtschaft im Berggebiet, die meist sehr klein­flächig betrieben wird, ist meist nur durch das Einkommen aus dem Hauptberuf mög­lich. Die Weichen für eine einfachere Bewirtschaftung sind gestellt. Der aufwändigere kleinräumigere Ackerbau ist in den letzten Jahren gerade in den Berggebieten stark zu­gunsten der Grünlandbewirtschaftung zurückgegangen. Die einfachere Mutterkuhhal-


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