BundesratStenographisches Protokoll771. Sitzung / Seite 89

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Zweitens: Wie groß ist unsere Bereitschaft auszugleichen? – Dem Nachbarn, der mir nicht direkt wieder etwas zurückgibt, auch etwas geben? Ich weiß nicht!

Aufrichtigkeit, in dem Wort steckt „richtig“ drinnen.

Nächster Punkt, Selbstverantwortung: Wie sehr bin ich bereit, auch selbst etwas in die Hand zu nehmen und zu sagen: Okay, das erledige ich selbst!, ohne gleich zum nächs­ten Formular zu laufen und zu fragen: Was kann ich mir noch alles von Mutter und Va­ter Staat oder Mutter und Vater Gemeinde oder Mutter und Vater Land oder Mutter und Vater Europa abholen? – Da geht es doch darum, dass wir hier, in dieser Kammer, Rahmen schaffen – das klingt schön, aber jetzt kommt der zweite Teil dazu – und Grenzen ziehen.

Ich glaube, dass wir eine tolle Aufgabe hätten – damit möchte ich schließen –, und ich möchte eine Persönlichkeit in den Mittelpunkt meiner Rede stellen, von der ich glaube, dass ihr das zumindest zurzeit in einer unglaublich großartigen Weise gelingt. Ich mei­ne, dass wir hier in diesem Parlament die Aufgabe hätten, Stimmung zu machen, eine positive Stimmung, dass wir zusammen etwas tun, dass wir wissen, dass es zwickt und zwackt und die Situation nicht rosig ist, dass wir aber gemeinsam hinter Dingen stehen, die uns vielleicht persönlich, im kleinen Umfeld manchmal nicht ganz so passen, mit denen wir aber global gesehen auf einer richtigen Spur sind. – Dazu muss ich aber eine Vision haben.

Wen meine ich? – Ich meine den Präsidenten der USA, denn was ihm zum Beispiel gestern und auch heute wieder gelungen ist, das, muss man ganz offen sagen, ist, nicht „großartig“ zu sagen: Ah, das geht alles nicht!, und – weil wir heute ja unter ande­rem über unterschiedliche Religionen und unterschiedliche Theologien und was auch immer gesprochen haben, angefangen bei der Fragestunde – sich nicht hinzustellen und zu sagen: Mit euch können wir nicht, ihr seid die Achse des Bösen und ihr seid die Achse des Guten!, nein, sondern herzugehen und sehr klar und deutlich zu sagen: Wir gehören zusammen! (Beifall der Bundesräte Dönmez, Kerschbaum und Mag. Klug.)

Und wenn diese Welt überleben will, das sage ich ganz offen, dann kann sie nur über­leben, wenn sie sagt: Du gehörst genauso dazu wie ich auch dort dazugehöre. Deswe­gen müssen wir nicht alle miteinander verheiratet sein, aber eine Welt kann sich nur daraus verstehen – und das muss meines Erachtens hier, in den Parlamenten auf die­sem Erdball, beginnen –, dass eine Stimmung entsteht, dass es um ein Miteinander und um ein Gemeinsam geht, ganz egal, ob einer dieser Religion angehört oder jener, ob einer diesem Land angehört oder jenem (Beifall der Bundesräte Dönmez und Kerschbaum), und ganz egal, ob einer immer gleich sagt: Das tut nur mir gut!, denn die Frage ist, ob es uns auch gemeinsam mit Blick auf das Ganze guttut. Ich denke, deshalb sind solch klassenkämpferische Töne völlig unangebracht. Das führt uns ge­nau in die falsche Richtung.

Das, was uns wohin führt, ist, dass wir sagen: Wir versuchen es gemeinsam! Wir ge­hen es gemeinsam an! Und – davon bin ich überzeugt, und das sage ich jetzt bewusst in deutscher Sprache –: Wir können es! (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Bundesrä­te Dönmez und Kerschbaum.)

14.23


Präsident Harald Reisenberger: Als nächste Rednerin ist Frau Bundesrätin Junker zu Wort gemeldet. Ich erteile ihr dieses.

 


14.23.50

Bundesrätin Anneliese Junker (ÖVP, Tirol): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! Also, heute ist wirklich schon al­les gesagt worden, trotzdem darf ich kurz auf ein paar Themen eingehen.

 


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