BundesratStenographisches Protokoll772. Sitzung / Seite 49

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gibt aber natürlich auch Schwierigkeiten. In Gesprächen mit Kindergartenpädago­gInnen anlässlich einer Podiumsdiskussion, nach der wir dann noch miteinander gesprochen haben, ist der Tenor quer durch alle Gruppen, auch der politischen Far­benlehre, ewig der Gleiche geblieben:

Gruppen mit 25 Kindern werden als zu groß angesehen. Wir wissen, dass diese Gruppengrößen auch immer wieder überschritten werden, aber selbst 25 Kinder in einer Gruppe werden schon als zu viel angesehen.

Die KindergartenpädagogInnen beklagen die schlechten Rahmenbedingungen: keine Mediation, keine fixen Elternsprechstunden, die ein großes Anliegen wären. Die KindergartenpädagogInnen leiden darunter, dass sie alles immer so zwischen Tür und Angel mit den Eltern abhandeln müssen.

Ein weiterer Kritikpunkt kam auch von jenen, die einen Kindergarten leiten und zusätzlich fix Gruppen betreuen müssen. Sie sagen, sie hätten nichts dagegen, einzuspringen, wenn jemand krank wird, aber es sei schon schwierig – vor allem, wenn man einen großen Kindergarten leitet –, einerseits die Leitung innezuhaben und andererseits gleichzeitig eine Gruppe zu leiten. (Bundesrat Perhab: In Wien ist das so, bei uns nicht!)

Speziell in Wien war natürlich einer der Kritikpunkte die Bezahlung. Wenn man sich die Gehälter der KindergartenpädagogInnen vor allem in Wien anschaut, dann kann man schon auch den Schluss ziehen, dass das nicht unbedingt ein „brüllendes“ Gehalt ist. Nicht ohne Grund sind sehr viele KindergartenpädagogInnen auch nach Nieder­österreich abgewandert: weil dort die Bezahlung einfach besser war.

Ein ganz wesentlicher Kritikpunkt war, dass es zu viele Kinder in einer Gruppe gibt, die nicht Deutsch können. Alle KindergartenpädagogInnen sagen, wenn es zwei, drei, vier Kinder sind – von 25, gehen wir von dieser Anzahl aus –, dann geht das noch. Es sind aber oft wesentlich mehr, und daher wird es fast unmöglich, den Kindern Deutsch beizubringen.

Die Kosten sind laut dieser Artikel-15a-Vereinbarung bis zum Jahr 2013 gesichert. – Und dann? Was wird dann passieren? Das geht aus der Vorlage nicht hervor. Vor allem kleinere Kindergartenbetreiber werden Schwierigkeiten haben, jene „frei werden­den Mittel“ – wie das in der Vereinbarung steht – dann auch tatsächlich zu haben, um einen Ausbau vorzunehmen, um mehr Personal anzustellen. In Wien fehlen nach aktuellem Stand jetzt schon 200 KindergartenpädagogInnen. Aus den soeben ange­führten Gründen werden auch viele nicht mehr zurückkommen; manche haben den Beruf überhaupt aufgegeben. Es bräuchte ein entsprechendes Angebot, um diese zurückzugewinnen, denn viele weigern sich schlicht und ergreifend, zurückzukommen.

Das heißt, da tut sich eine Lücke auf, und ich bin wirklich gespannt, wie diese ge­schlos­sen werden soll.

Meine Fraktion ist schon im Nationalrat für ein verpflichtendes Vorschuljahr für all jene Kinder, die Sprachdefizite jedweder Art haben, eingetreten, weil wir meinen, dass die Lehrer in Bezug auf Sprachvermittlung schon ausgebildet sind, was bei den Kinder­gartenpädagogInnen ja noch nicht in diesem Ausmaß der Fall ist. Man kann das auch im Vorschulbereich durchaus spielerisch und altersgerecht machen.

Ein Letztes noch: Ganz gratis ist der Kindergarten leider doch nicht, denn für alle Zusatzangebote wie Musikförderung et cetera, Essen sowieso, wird natürlich nach wie vor ein Elternbeitrag eingehoben werden; also von komplett gratis kann man nicht sprechen.

 


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