BundesratStenographisches Protokoll772. Sitzung / Seite 51

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uns wichtig und bewusst sein – kann die Chancen eines Kindes für den weiteren Berufs- und somit Lebensweg ganz entscheidend beeinflussen.

Ich möchte jetzt darauf eingehen – eigentlich erwartet man vonseiten der FPÖ zu diesem Thema ohnehin nichts anderes –, dass die FPÖ einmal sehr direkt im National­rat und heute hier zwischen den Zeilen den Vorwurf geäußert hat, dass mit diesem Gratiskindergarten auch wieder die Migranten über Gebühr gefördert werden. Ich möchte darauf zwei Antworten geben. (Bundesrätin Mühlwerth: Dann haben Sie etwas falsch verstanden!) – Ich glaube, wir verstehen die FPÖ immer sehr richtig, auch wenn Sie andere Worte verwenden.

Dazu zwei Antworten. Erstens: Viele Kinder, nämlich etwa ein Drittel derer, die im Rahmen der sprachlichen Frühförderung schon jetzt gefördert werden, um Deutsch-Defizite auszugleichen, haben überhaupt keinen Migrationshintergrund. – Erste Ant­wort.

Zweite Antwort: Wir alle kennen die Schwierigkeiten, wenn Kinder mit deutscher Mutter­sprache später Klassenkolleginnen und Klassenkollegen haben, die wenig bis gar nicht Deutsch können. Der Unterricht erfolgt langsamer, weil natürlich nicht alle mitkommen. Es ist manchmal ein Gefühl, dass der Unterricht langsamer verläuft, manchmal ist es aber auch eine Tatsache, aber das ist logisch: Wenn man die Sprache nicht ordentlich beherrscht, ist es schwierig, dem deutschsprachigen Unterricht zu folgen.

Da ist es mir – das sage ich als Vertreterin der jungen Menschen in diesem Land – allemal lieber, wenn alle Kinder, jene mit und jene ohne Migrationshintergrund, vor dem Schuleintritt gemeinsam ausgebildet werden, alle, die mit und die ohne Migra­tionshintergrund, sprachlich im Kindergarten fit gemacht werden, damit später niemand von ihnen beim Lernen aufgehalten wird. Das ist, so glaube ich, der richtige Weg. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Wir kommen so nicht weiter – das möchte ich noch einmal sehr deutlich sagen –, wenn wir unsere Gesellschaft immer in vermeintlich „Gute“ und „Böse“ aufteilen. Gerade, was Kinder betrifft: Diese können am wenigsten dafür, wo sie geboren sind, wo sie jetzt wohnen und welche Chancen sie haben. Gerade, was Kinder betrifft, muss es uns im Sinne einer guten Entwicklung unseres Landes wichtig sein, muss uns viel daran liegen, die Chancen aller Kinder schon von Anfang an bestmöglich zu erhöhen.

Ich bin fest davon überzeugt, dass das wichtig ist – auch gerade vor dem Wertehinter­grund, aus dem ich komme –, dass wir nur so eine gute Perspektive haben.

Ich will abschließend noch einmal allen danke sagen, die in den Ländern daran mitge­wirkt haben, dass diese Vereinbarung zustande gekommen ist. Dir, Frau Staatssekre­tärin Marek, möchte ich für deine Arbeit danke sagen und auch dafür, dass es ja nicht bei dieser Maßnahme bleibt. Das sei auch in Richtung von Frau Mühlwerth gesagt: Es wird jetzt schon auf Hochtouren daran gearbeitet, die Qualitätsstandards zu verbes­sern; eine Konkretisierung des Bildungsplanes steht an. Wir werden darüber sicherlich noch einiges hören.

Mit dem verpflichtenden Gratiskindergarten wird ein weiterer Schritt gesetzt – und das ist ganz entscheidend –, der Familien spürbar unterstützt, der Kindern noch mehr Chan­cen gibt und der Österreich wieder ein Stück kinderfreundlicher und uns somit zukunftsfähiger macht. – Herzlichen Dank. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie der Bundesräte Kerschbaum, Dönmez und Zangerl.)

11.21


Vizepräsident Mag. Harald Himmer: Zu Wort gemeldet ist Frau Bundesrätin Mos­bacher. – Bitte.

 


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